Die Arglist des Teufels (Autorin: Heike Stöhr; Pirna 3)
 
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Die Arglist des Teufels von Heike Stöhr

Pirna-Reihe Band 3

 

Rezension von Christel Scheja

 

Die 1964 geborene Heike Stöhr wurde zwar in Leipzig geboren, wuchs aber in Pirna auf, Sie arbeitet heute als Lehrerin in Berlin. Durch ihre Diplomarbeit konnte sie im Stadtarchiv ihrer Heimatstadt recherchieren und fand so die interessanten Grundlagen für ihre Trilogie über die Kaufmannstochter Sophia, die mehr als alles andere ein rätselhaftes Buch entziffern will.

 

Die junge Frau ist immer noch auf der Suche nach einer Möglichkeit, die Sprache zu erlernen, mit deren Hilfe das Buch verschlüsselt wurde und wagt viel, um die richtigen Leute zu finden. Dabei rettet sie einen befreundeten Prediger aus grausamer Gefangen und gelangt schließlich auf einen Täuferhof bei Nikolsburg.

Währenddessen steckt ihr Mann in Schwierigkeiten, wirken sich die Wirren des Schmalkaldischen Krieges doch auch auf seine Arbeit und seine Forschungen aus. Selbst ihr ehemaliger Gelehrter kann sich in Wittenberg bei den Cranachs nicht wirklich seines Lebens sicher sein.

Und in Pirna nutzt Wolf Schuhmann das Chaos um endlich seinen persönlichen Rachefeldzug durchzuführen. Als Sophia zurückkehrt, weil sie von der Lage hört, in der ihr Mann geraten ist, wähnt er sich am Ziel.

 

Auch wenn man die beiden ersten Teile nicht kennt, so macht die Autorin den Einstieg doch einfach genug, um sich schon bald in das Szenario einzufinden, auch wenn letztendlich doch ein paar kleine Informationen fehlen, um die Konflikte zwischen den Personen besser zu verstehen.

Die Handlung bietet aber genug anderen Stoff, um interessiert zu sein. Wie so oft bei historischen Romanen, in denen einfache Frauen im Mittelpunkt stehen, bleibt die große Politik im Hintergrund. Dafür geht es mehr um die gesellschaftlichen Auswirkungen und die vielen kleinen Dramen, die sich im Schatten abspielen.

Der Roman spielt in der Mitte des 16. Jahrhunderts, in einer Zeit, in der sich der Protestantismus erst zu etablieren beginnt und auch noch viele andere Bewegungen wie die Täufer versuchen, neue Gesellschaftsformen und Glaubensrichtungen anzubieten. Anders wie etwa in Münster errichten diese Leute keine Schreckensherrschaft, sondern versuchen ihre Ideen gemeinschaftlich in abgeschiedenen Gemeinschaften zu leben, was hier sehr differenziert beschrieben wird.

Die Handlung lebt vor allem durch das Ambiente, die akkuraten Beschreibungen des Alltags, der Freuden, Sorgen und Möglichkeiten, die einfache Menschen in dieser Zeit hatten. Hier merkt man, dass die Autorin sehr sauber recherchiert hat und dennoch nicht die Spannung aus den Augen verliert.

Die Figuren sind dem modernen Lesegeschmack angepasst, stehen unserem Weltbild etwas näher als dem der eigenen Zeit – aber das muss auch sein, um eine Bindung aufbauen zu können. Dennoch achtet die Autorin auch hier darauf, dass alles glaubwürdig bleibt – nutzt die Möglichkeiten aus, die Frauen in diesen Epochen durchaus hatten, um selbstbestimmt leben zu können und nicht nur auf Kinder und Haushalt beschränkt zu sein.

Vielleicht gibt es insgesamt nicht so viele Überraschungen, wie man sich erhofft haben mag, aber die Geschichte ist flüssig geschrieben, der Hintergrund und die Geschehnisse sind so geschildert, dass das Kopfkino anspringt.

 

Fazit:

»Die Arglist des Teufels« ist der würdige Abschluss der Pirna-Reihe, denn er schließt die spannende Suche von Sophia nach einer Möglichkeit, das geheimnisvolle Buch und seine Geheimnisse zu entschlüsseln, ab und entführt noch einmal in eine Zeit, in der Glaube sehr schnell zu einem Politikum werden konnte – gerade wenn man es wagte, aus althergebrachten Normen auszubrechen.

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Buch:

Die Arglist des Teufels

Reihe: Pirna Band 3

Autorin: Heike Stöhr

dtv, Juli 2020

Taschenbuch, 704 Seiten

 

ISBN-10: 3423219327

ISBN-13: 978-3423219327

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B07ZRTVWBL

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


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Erstellt: 15.11.2020, zuletzt aktualisiert: 18.04.2024 09:19, 19168