Die Dschungelbücher (Autor: Rudyard Kipling)
 
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Die Dschungelbücher von Rudyard Kipling

Rezension von Ralf Steinberg

 

Rezension:

Rudyard Kipling entwickelte mit den Geschichten, die er in den Dschungelbüchern versammelte, eine ganz eigene Bild- und Figurensprache, die nicht nur aus der westasiatischen Kultur schöpften, sondern auch seine eigene Weltanschauung beinhaltete, ohne direkt pädagogisch sein zu wollen, ohne Erziehungsanspruch, wie ihn etwa Jules Verne zu erarbeiteten hatte.

Die berühmte Verfilmung von Walt Disney hat vielleicht zweierlei bewirkt. Zum einen, dass die Geschichten um Mowgli weiterhin zur modernen Kultur gehört, aber zum anderen nicht ganz in jener Form, wie sie geschrieben wurden. Zudem enthalten die Dschungelbücher darüber hinaus eine ganze Reihe weiterer Geschichten, die durch die stark besetzten Titel in Vergessenheit zu geraten drohen. Denn die Verfilmung hat eigentlich nur sehr wenig mit ihrer literarischen Vorlage zu gemein.

 

Nimmt man sich die berühmte Handlung um Mowgli heraus, fallen nicht nur der deutlich stärkere Episodencharakter und die komplett andere Hauptstory um Shere Khan auf, auch der ernsthaftere Ton und eine ins lyrische neigende Sprache, sind zu erkennen. Wer hier unvoreingenommen an den Text herangeht, wird eine ganz eigene und zu recht bewunderte Welt entdecken, einen Dschungel, den kein Europäer je so betrachtet oder beschrieben hätte.

Seien es die Abenteuer von Mowgli selbst, oder solch starke Geschichten wie über Die weiße Robbe, Rikki-Tikki-Tavi oder Quiquern beleben nicht nur den historischen Mief, der uns gelegentlich aus der Zeit des Großen Imperiums entgegenschlägt, sie zeigen auch die damit einhergehende Verantwortung, der sich Kipling verpflichtet fühlte.

Mag vieles davon auch rassistisch oder elitär gewesen sein, in seinen Geschichten entwickelt er daraus eine wunderschöne Poesie.

In der Übersetzung von Gisber Haefs entfaltet sich diese poetische Sprache und behält ihr exotisches Flair, wie so bisher in keiner Übertragung ins Deutsche.

Besonders die vielen lyrischen Texte, Lieder und Gedichte offenbaren hier eine eigene und phantasievolle Lebendigkeit.

 

Der Boje Verlag veredelte seine gebundene Ausgabe zudem noch mit zusätzlichen in rot gesetzten Passagen, was nicht nur edel aussieht, sondern auch den würdigen Rahmen zu den Illustrationen von Martin Baltscheit bildet. In seinen Bildern spürt der deutsche Autor und Zeichner den Grundtönen der Geschichten nach. Ganz unterschiedlich kommentiert und interpretiert er die wesentlichen Aspekte der Storys. Dabei wechselt er vom Comicstil, über dramatische Szenen bis hin zur Formensprache jener Völker, über die Kipling schrieb.

Dieser wechselnde Stil unterstreicht die Vielfalt der Dschungelbuchgeschichten, allein die Farben verbinden alles miteinander.

Sicher ist diese Prachtausgabe keine leichte Reiselektüre, schnell werden die Arme müde, aber vielleicht sollte man sich dieses Buch auch lieber für ruhige Stunden im Lieblingslesesessel aufheben. Es ist ein Buch für die großen Lesemomente.

 

Fazit:

Die wunderbare illustrierte Ausgabe der Dschungelbücher sind in einer exquisiten Übersetzung mehr als eine bibliophile Entdeckung. Zu Recht wird den Geschichten Unvergleichbarkeit nachgesagt und diese Edition macht das Lesen zum Ereignis.

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Buch:

Die Dschungelbücher

Autor: Rudyard Kipling

Original: The Jungle Book, The Second Jungle Book, 1894 und 1895

Übersetzer: Gisbert Haefs

Illustrator: Martin Baltscheit

Hardcover im Schuber

506 Seiten

Boje Verlag, September 2008

 

ISBN: 3414821664

 

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 12.11.2008, zuletzt aktualisiert: 18.04.2024 09:19, 7710