Die Geschichte vom Brander Kaspar (DVD)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Die Geschichte vom Brander Kaspar (DVD)

Rezension von Olaf Kieser

 

Rezension:

An dem Tag, an dem der Rezensent diese Zeilen verfasste, wurde das Oktoberfest in München eröffnet. Da besteht ein gewisser Zusammenhang, handelt es sich doch um eine Rezension zu Joseph Vilsmaiers (u. A. Stalingrad, Comedian Harmonists, Herbstmilch) neuem Film der da den Titel Die Geschichte vom Brander Kaspar trägt und eine Verfilmung der gleichnamigen literarischen Figur der bayrischen Schrifstellers Franz von Kobells basiert.

 

Das Leben hat es nicht so gut dem dem Brander Kaspar gemeint. Seine Frau und Tochter sind bereits gestorben. Er lebt auf seinem Hof zusammen mit seiner Enkelin Nannerl. Doch auch das Gebäude hat bessere Zeiten gesehen. Früher war der Brander ein gefragter Büchsenmacher, doch diese Zeiten sind vorbei. So muss er sich als Jagdhelfer und Wilderer durchschlagen, um wenigstens etwas Geld ins Haus zu bekommen. Doch mit einem Mal ist das Schicksal dem Brander gewogen. Aufträge von hohen Herrschaften winken nach einer Jagd, die für einen preußischen Adeligen veranstaltet wurde. Doch da erscheint unvermittelt der Boanlkramer (der Tod) des Nachts in der Stubn des armen Kaspars und will ihn mitnehmen, was natürlich auf wenig Gegenliebe und Verständnis stößt. Um Zeit zu gewinnen, bietet Kaspar dem Tod Hochprozentiges an. Von so viel ungewohnter Nettigkeit überrascht und gerührt, folgt der Tod der Einladung. Das führt dazu, dass er, gelinde gesagt, recht angeheitert wird. Diese Chance nutzt der gewitzte Kaspar und schlägt dem Tod eine Kartenpartie vor. Einsatz ist das Leben von Kaspar. Sollte er den Tod besiegen, darf er weitere 21 Jahre leben. Der Tod nimt an und wird von Kaspar durch einen Betrug besiegt. Was lässt sich der Tod auch auf ein Spiel ein, das er nicht beherrscht? Kaspar ist mehr als zufrieden. Doch kann ein solch dreister Betrug vor den himmlischen Mächten unentdeckt bleiben?

 

Es fällt nicht leicht, den Film zu bewerten. Zu unterschiedlich, ja zu bayrisch ist er doch geraten. Zu den Stärken des Films gehört sicherlich die Besetzung. So ist Michael "Bully“ Herbig natürlich ein derzeit sehr angesagter Name. Seine Fans werden sich wegen ihm für diesen Film interessieren. Er tritt hier aber „nur“ als Schauspieler auf und nicht als Regisseur. Bully macht seine Sache als leicht dämlich-naiv-gutmütiger Tod ganz gut. Des weiteren sind auch Detlev Buck (in zwei Nebenrollen) und Herbert Knaup dabei. Letztere stapft als stämmig-vergesslicher Erzengel durch den Himmel, immer auf der Suche nach seinem Flammenschwert. Das ist übertrieben plump und hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck, doch dazu später mehr. Franz Xaver Kroetz und Lisa Maria Potthoff stellen ihre Figuren glaubwürdig dar und besonders Kroetz scheint eine nahezu ideale Wahl für die Rolle des Brander Kaspars zu sein.

 

Die Szenen, die in dem bayrischen Alpendorf spielen sind Vilsmaier insgesamt recht gut gelungen, ohne dem Zuschauer zu viele bayrische Dirndl-Romantik-Klischees zuzumuten. Das Leben wird durchaus als hart gezeigt und eine verschworene Dorfgemeinschaft ist auch etwas anderes. Es gibt neben Zusammenhalt und Freundschaft auch Neid, Eifersucht und Tratsch. Dazu fängt Vilsmaier die Schönheit der Landschaft immer wieder in stimmungsvollen Bildern ein. Auf derbe Albernheiten wird insgesamt eher verzichtet, was diese Teile des Films teilweise anrührend und recht erträglich geraten lässt.

 

Doch es gibt auch Szenen im Film, die man nur mit dem gleichzeitigen Genuss von Bier oder als Bayer ertragen kann. Zunächst dürften die meisten Nicht-Bayern arge Probleme haben, die Dialoge in Gänze zu verstehen, wird doch in starkem bayrischen Akzent gesprochen. Und dann sind da noch die Szenen im Himmel! Natürlich sollen sie humorvoll sein und die bayrisch-katholische Haltung zum Glauben ausdrücken. Doch das wirkt alles wie direkt aus einem bayrischen Volkstheater entsprungen. Da laufen hübsche Engel in weißen Kleidern herum (Die sind noch süß.) und fesche Buam mit Flügeln auf dem Rücken und nacktem Oberkörper tragen Lederhosen und spielen dazu Blasmusik (Muss man nicht haben.). Die Heiligen essen in der Regel Weißwürste und spülen diese mit diversen Maß Bier herunter. Das ist sicher nicht jedermanns Geschmack und wirkt oft arg platt.

 

Am Bild und Ton der DVD gibt es nichts auszusetzen. Die Extras auf der zweiten DVD sind recht umfangreich aber nicht besonders tiefgehend. Sie sind natürlich besonders auf Bully zugeschnitten: Interview mit Bully, Patzer in Bullys Szenen. Das ist schon recht kurzweilig. Darüber hinaus werden im Film vorkommende Anspielungen erklärt.

 

Fazit:

Das Gesamturteil für „Die Geschichte vom Brander Kaspar“ fällt gespalten aus. Der Film vermag durchaus zumindest streckenweise zu unterhalten. Doch der spezielle bayrische Akzent und Humor machen es einem nüchternen Nicht-Bayern oft sehr schwer.

Nach oben

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202405021945254bb45d23
Platzhalter

DVD:

Die Geschichte vom Brandner Kaspar

BRD, 2008

Regisseur: Joseph Vilsmaier

Drehbuch: Klaus Richter

Musik: Christian Heyne

Bildformat: 16:9 (1:1,85)

Sprachen: Deutsch

Untertitel: Deutsch

Spieldauer: ca. 96 Minuten

Concorde Video, 6. Mai 2009

Tonformat:e: Deutsch: Dolby Digital 5.1, DTS 5.1

FSK: 6

Extras: Trailer, Making Of, Interview mit Bully, Pannen

 

ASIN: B001KZ9XB6

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Darsteller:

Franz Xaver Kroetz

Michael Bully Herbig

Lisa Maria Potthoff

Detlev Buck

Herbert Knaup


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 25.09.2009, zuletzt aktualisiert: 07.12.2023 15:55, 9255