Die Herrin der Wörter von Peter Dempf
Reihe: Die Legenden von Phantasien
Rezension von Ramona Schroller
Klappentext:
Als Bewahrer von Geschichten spielten die Nebelzwerge bei der Erschaffung Phantásiens eine bedeutende Rolle. Doch nun geraten sie in Gefahr: Der Sammler ist zurückgekehrt, der ihnen das Gedächtnis raubt - und mit ihm ein Alp, der das Reich der Phantasie selbst bedroht. Nur die junge Kiray scheint die Zwerge noch retten zu können ... Aber eignet sich ein Mädchen, das stottert, wirklich zu einer Geschichtenerzählerin und Heldin?
Inhalt:
Kirays Leben stand von Anfang an unter einem besonderen Stern: Ihre Mutter wurde von einem Alp überfallen, als sie mit ihr schwanger gegangen war. Die Mutter verstummte nach diesem Erlebnis, und Kiray kann die Worte nicht halten. Sie stottert.
Und dies ist einer der größten Makel, die man als Nebelzwerg überhaupt aufweisen kann. Denn die Nebelzwerge sind von altersher Geschichtenerzähler und waren maßgeblich beteiligt an der Erschaffung Phantásiens. Nun ist es ihre Aufgabe, Wörter zu sammeln und diese nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Nur eines bedroht sie: Der Sammler, der in unregelmäßigen Abständen in das Tal der Nebelzwerge kommt und ihnen die Geschichten, die Erinnerungen und selbst die Zivilisation raubt.
Und nun ist der Sammler zurück, und mit ihm der Alp, der damals Kirays Mutter überfiel. Atrejú, der Große Suchende selbst, gibt Kiray die Aufgabe: Sie soll die Herrin der Wörter finden und diese fragen, was es genau mit dem Sammler auf sich hat und was der Alp mit dem allen zu tun hat.
Doch kann Kiray diese Aufgabe bewältigen? Sie, die beinahe Ausgestoßene ihres Volkes? Die Stotterin?
Rezension:
Droemer/Knaur hatte vor einigen Jahren einigen deutschen Autoren die Aufgabe gestellt, sich an dem unglaublichen Stoff von Michael Ende zu versuchen und dessen Phantásien wieder zum Leben zu erwecken. Sechs Romane diese Reihe Die Legenden von Phantásien erschienen zunächst als Hardcover bei Droemer, wurden dann von Knaur als Taschenbuch neu verlegt. „Die Herrin der Wörter" ist der letzte erschienene Roman dieser kurzlebigen Reihe.
Peter Dempf, der als Autor verpflichtet wurde, ist eigentlich eher im historischen Genre zu finden. Was auch immer den Verlag seinerzeit bewogen hat, diesen Auftrag für eine sterbende Reihe an ihn zu geben, ist unbekannt, doch auch beweisführend, denn auch die anderen Autoren sind eher durch historische Romane in Erscheinung getreten als durch Phantastik.
Es ist nicht schwer herauszufinden, wodurch der Autor zu seinem Werk inspiriert wurde. Große Teile, vor allem Schlüsselszenen, erinnern beim Lesen immer wieder an bekannte Kinoerfolge. Feuerreiter, schnüffelnde Alps und Kämpfe, bei denen die Beteiligten durch halbe Gebäude fliegen. Nicht wirklich ein Qualitätsurteil.
Selbst wenn man als erwachsener Leser voraussetzt, dass eigentlich Jugendliche die Zielgruppe dieser Buchreihe (und speziell dieses Romans) sind, fällt es doch schwer, nicht über Sinn und Unsinn nachzudenken. Als Einstieg in das phantastische Genre mag dieser Roman vielleicht noch gelten, doch leider zu wenig mehr.
Die Charaktere sind zu flach, die Handlung in den meisten Fällen vorhersehbar. Auch wird viel zu viel mit bekannten Klischees gespielt. Und, für meinen persönlichen Begriff, impliziert Dempf am Ende auch noch genau das falsche. Statt in Autoren eine Hilfe für Phantásien zu sehen, die das Land eben zu dem grenzenlosen Reich der Phantasie machen, stellt er sie als Diebe dar, die die Phantasie absterben lassen und die reichen Pfründe schröpfen ohne zu säen. Nicht wirklich das, was man sich vorstellt.
Alles in allem bleibt am Ende leider ein sehr enttäuschendes Buch, das nicht wirklich weiterempfohlen werden kann. Selbst für ein Jugendbuch bleibt es zu flach und vorhersehbar und lässt den Leser eher mit einem Achselzucken und einem leicht grummelnden Bauch zurück. Schade, dass es weder Verlag noch der Mehrzahl der Autoren gelungen ist, diese Reihe zu etablieren und im Gedenken an einen Großen fortleben zu lassen.
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