Die Suchende (Lullaby Bd. 1)
 
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Die Suchende

Reihe: Lullaby Band 1

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Alice ist die schlagkräftigste Kriegerin im Wunderland... und wohl auch die traurigste. Fühlt sie sich doch verloren in dieser seltsamen Welt voller Monster und Märchengestalten. Doch das Böse kennt kein Mitleid und schleicht sich unaufhaltsam in die Herzen aller Wesen...Um es aufzuhalten, muss sich die tapfere Maid mit seltsamen Gestalten zusammentun, z.B. einer Holzpuppe namens Pinocchio.

 

Rezension:

Jedes Kind denkt sich zu Märchen neue Figuren und Ereignisse hinzu, verändert den Lauf der Dinge und spielt zumeist die Hauptrolle darin. Manche dieser phantasievollen Eigenkreationen wandern mit hinein in das Erwachsenenleben und behalten ihre Bedeutung für alle Zeit.

Hector Sevilla erfüllte sich mit Lullavy ein Wiedersehen mit jenen Märchenfiguren, die ihm als Kind am tiefsten beeindruckt hatten und ließ sie aufeinandertreffen, um neue Abenteuer zu erleben. Keine so neue Idee, die man in Film und Buch regelmäßig erleben kann, denn jeder der Autoren war schließlich einmal Kind.

 

Lullaby beginnt mit einem realen Drama, bei einem Verkehrsunfall stürzen zwei Autos in den Abgrund, in jedem saß ein Kind auf der Rückbank und wenn das Mädchen im nächsten Billd allein und verlassen in einer Märchenlandschaft hockt, fühlt man förmlich den komatösen Geist des Kindes, wie es im Krankenhaus an Geräten angeschlossen liegt und das Gehirn versucht, dass Trauma zu verarbeiten.

Die Flucht ins Wunderland ist nur zu verständlich. Die Parallelen sind gezeichnet - das Mädchen wird zu Alice und so erleben wir sie schon bald als rechte Hand der Herzkönigin, wo sie sich schon bald aufmacht, eine mysteriöse Dunkelheit aufzuspüren, die das Wunderland heimsucht.

Obwohl Lullaby eher eine Kurzgeschichte ist, wagten die Autoren das Experiment, mit mehreren Handlungssträngen zu arbeiten. So gibt es eine Geschichte um Piper und Red, die ihre Großmutter sucht - es handelt sich hierbei um den Flötenspieler von Hameln und dem guten alten Rotkäppchen. Und auch auf ein weiteres Duo treffen wir: Jim Hawkins aus der Schatzinsel nebst dem wieder zur Holzpuppe verzauberten Pinocchio. Das hört sich recht überladen an und ist es auch. Erst zum Ende des Bandes hin führen die Wege der Helden zueinander und in einer gemeinsamen Schlacht gegen den mutierten Holzfäller aus dem Märchen Der Zauberer von Oz.

Denn ein finsterer Bursche manipuliert das Wunderland um Macht zu erlangen.

Eine interessante Nebenhandlung um Pinocchio gibt es, der als Teil des Weltenbaumes in Versuchung gerät, Holz bleiben zu wollen.

Nach dem finalen Kampf geht der Band kurz weiter, was nicht ganz zu passen scheint und eher wie ein zeitraffender Vorgriff auf den nächsten Teil anmutet.

Als Altersangabe für Leser scheint mir zwölf recht früh gegriffen. Zwar ist der vordergründige Handlungsverlauf trivial genug, um auch von jüngeren Lesern verstanden zu werden, aber die Autoren beschäftigen sich in ihrer Figurenerweiterung hauptsächlich mit den Teilen, die Kinder wohl kaum aus den zugrunde liegenden Märchen und Geschichten ziehen dürften. Jim Hawkins Piratenattitüde, Pinocchios esoterischer Selbstfindungstrip, Alice Profilneurose...

Letztendlich schrumpft der Inhalt dann auf eine actionlastige Superheldenshow im Mangaformat, wie sie grell und bunt RTL2 bevölkern.

Dabei schafft Sevilla durchaus einige bildliche Höhepunkte. Nämlich immer dann, wenn er den Mangamainstream verlässt, was aber leider zu selten geschieht.

Ein weiterer stilistischer Zug, der Geschmackssache ist, präsentiert sich in den Off-Kommentaren, die in Anlehnung an Superheldencomics, philosophische Gedanken beinhalten oder Gedanken der Figuren. Das wirkt zum Teil deplaziert, manchmal albern aber zumeist zeigen sie genau das, was mit den Bildern bereits ausgedrückt wurde oder werden sollte. Offenbar trauen die Autoren ihnen hier nicht.

Hervorzuheben ist aber, dass die Qualität der Zeichnungen durchweg hoch ist, gerade auch was die Colorierung und Detailtiefe anbelangt.

 

Der Band enthält als Anhang den Konzeptentwurf und ein Nachwort von Sevilla, wodurch der Leser teilhaben kann an der Entstehungsgeschichte der Serie. Der Entwurf ist in seiner Art und Weise direkter und hat seinen eigenen Charme.

 

Fazit:

Der erste Band der Lullaby Serie stellt die Protagonisten vor, allesamt bekannt aus berühmten Märchen oder Geschichten. Auf ihrer Queste erfahren sie mehr über die Dunkelheit, die das Wunderland befallen hat. Der inhaltlich und zeichnerisch überladene Comic ist eher etwas für Mangafreunde.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240427153817a4fc9c6e
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Comic:

Die Suchende

Reike: Lullaby Bd. 1

Original: Lullaby - Wisdom Seeker, 2005

Übersetzerin: Yvonne Hoffmann

Ehapa , 2007

Zeichner und Autor: Hector Sevilla

Autor: Mike S. Miller

Softcover, Seiten: 96

ab 12

ISBN-10: 3770431197

ISBN-13: 978-3770431199

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 25.11.2007, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 18:50, 5358