Die Tagebücher von Adam und Eva (Autor: Mark Twain)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Die Tagebücher von Adam und Eva von Mark Twain

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Mit einer kaum zu überbietenden Liebeserklärung enden die »Tagebücher von Adam und Eva«, doch von Liebe auf den ersten Blick kann hier jedenfalls nicht die Rede sein: Adam fühlt sich durch die geschwätzige Gefährtin in seiner Ruhe gestört, verständnislos steht er vor ihrer innigen Zuneigung zu jeglichem Geschöpf, wie nutzlos es auch sein mag. Eva dagegen fühlt sich von seiner nüchternen Sachlichkeit und seinem mangelnden Einfühlungsvermögen vor den Kopf gestoßen und merkt erst mit der Zeit, dass sie ihn trotz all seiner Mängel liebt.

 

Rezension:

Es gibt tatsächlich nur wenige Werke in der Literatur, die es ohne Pomp oder Kitsch vermögen, am Ende der Lektüre ein Gefühl von unendlicher Größe und Bedeutungsschwere zu hinterlassen. Vielleicht auch Rührung oder Trauer, aber selten bringt ein Werk in nur einer Zeile zum Ausdruck, was eigentlich unsagbar ist. Liebe.

 

Mark Twain steht nicht nur mit seiner gesamten Biografie hinter diesen Tagebüchern, sondern auch mit all jenen literarischen Fähigkeiten, die ihn noch heute so modern, vergnüglich und konzentriert bissig erscheinen lassen. Dabei sind die Die Tagebücher von Adam und Eva gar nicht so sehr gesellschaftskritisch als vielmehr eine liebevolle Beschäftigung mit Unterschieden von Mann und Frau. Wird heute darüber mit sattsam bekannten Witzen und langem Barth geschunkelt, so findet Twain mit dem allerersten Paar ein ganz eigenes und spannendes Thema.

Dem Übersetzer Andreas Nohl ist es nun zu verdanken, dass wir diese Texte nun zusammengefasst und neu übertragen genießen können. Twain überarbeitete die Tagebücher über viele Jahre hinweg, letztlich vollendete er sie erst durch jenes, bei aller Komik und listiger Offenbarung kleiner wie großer Schwächen, unvergleichlich liebevolle Gedenken an seine verstorbene Frau Olivia, das wohl die Hauptintention von Evas Tagebüchern darstellt – und wodurch die Liebeserklärung am Ende um einiges tragischer, aber tiefer, wahrhaftiger wird.

 

Erstaunlich ist, wie wenig sich die verschiedensten Probleme zwischen Mann und Frau geändert zu haben scheinen. Sicher gibt es Bezüge zum anerzogenen Rollenverhalten, etwa die Sorge um die Kinder oder den Haushalt bei Eva, sowie Jagd und Unbekümmertheit bei Adam. Jedoch die Art und Weise wie beide ihre eigene Befindlichkeit reflektieren und die jeweilige andere Welt mit Erstaunen aber auch Unverständnis kennenlernen.

Denn trotz aller Probleme kommen die beiden recht schnell zusammen. Zwar sieht Adam dies noch eine ganze Weile weniger fest, aber der Anziehung Evas erliegt er eigentlich recht schnell.

Wo er am liebsten seine Ruhe hätte und die Dinge versucht in seinen eigenen Kontext erklärbar zu machen, scheint Eva schwatzhaft und selbstverliebt ein Publikum zu suchen. Erst nach und nach offenbart sich dahinter die Gabe die Welt tatsächlich mit Leben zu füllen, ihr eine Bedeutung zu geben, die über die Schöpfung hinausgeht.

 

So schuf Twain weitaus mehr als nur eine Witzesammlung, so wie er das Paradies beschreibt, als eine unvergleichlich schöne, lebendige Symbiose aus Frau und Mann, zeigt sich die zeitlose Lebensfreude, eine Bejahung auch der Fehler, denn gerade die und auch der feine Scherz darüber, machen uns aus.

 

Zeichnerin Susanne Mehl illustriert die kleinen Abenteuer und Gedanken mit kleinen skizzenhaften Bildern, die die Zeitlosigkeit unterstreichen und ungezwungen auch jene Teile des Textes erwähnen, über die der Autor schicklich hinwegschrieb. Neben dem Nachwort des Übersetzers sind diese Zeichnungen sehr schöne Zugaben zu diesem kleinen, aber empfehlenswerten Büchlein.

 

Fazit:

So locker und liebevoll wie Mark Twain würde wohl mancher Zeitgenosse gerne über das Zusammenwerkeln der Geschlechter schreiben können und dennoch gibt es nur eine Handvoll Bücher, die dabei so zeitlos und vergnüglich bleiben, wie »Die Tagebücher von Adam und Eva«, die hier erstmals in einer vollständigen Ausgabe vorliegen.

Es gibt keinen Moment, da dieses Buch unpassend sein mag. Lesen Sie, lieben Sie - aber geben Sie Acht, hier schreibt ein Meister und nichts wird Sie so berühren, wie der Schluss.

Nach oben

Platzhalter

Buch:

Die Tagebücher von Adam und Eva

Autor: Mark Twain

Original: The Diaries of Adam and Eve

Übersetzerin: Andreas Nohl

Illustrationen: Susanne Mehl

Titelbild: Ivan Novobranets

dtv, Dezember 2008

Taschenbuch, 89 Seiten

 

ISBN-10: 3423252936

ISBN-13: 978-3423252935

 

Erhältlich bei: Amazon

 


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 01.02.2009, zuletzt aktualisiert: 18.04.2024 09:19, 8194