Rezension von Björn Backes

Die „Budokai Tenkaichi“-Reihe auf der PS2 hatte bereits nach zwei Ausgaben Kultstatus erlangt, obschon man im harten Zweikampf mit dem teils ebenfalls sehr beachtlichen „Naruto“-System meist nur knapp die Nase vorn hatte. Mit der Vervollständigung der Trilogie endet nun ein kleines Meisterwerk der Old-Generation-Beat `em Up-Kunst und bringt den mit Abstand besten Vertreter seiner Zunft hervor. „Budokai Tenkaichi 3“ ist eine klare Verfeinerung des bisherigen Spielsystems – und ganz klar ein Mus für Freunde der Serie und der gepflegten Kampfkunst im Allgemeinen.

Inhalt:

Ziel der Konzeption war definitiv, die gute Basis mit kleinen Superlativen zu schmücken. Mittlerweile finden sich daher mehr als 150 verschiedene Kämpfer aus dem kompletten „Dragonball“-Universum ein, um im Kampf zwischen Gut und Böse bzw. um die sieben berüchtigten Dragonballs ein Wort mitzureden. Das Hauptaugenmerk liegt natürlich zum wiederholten Male auf dem sehr fein ausgeklügelten Story-Modus, der dieses Mal mit weitaus weniger Logikfehlern aufwartet als der direkte Vorgänger. Wurden damals gewonnene Fights in der videotechnischen Nachlese noch grundlos umgekehrt, um die Handlung nicht aus dem Rahmen zu bringen, sind die Kämpfe nun so arrangiert, dass die Story stets mit ihnen in Harmonie ist. Das wirkt sich zusehends auf die Atmosphäre aus und macht die durchaus üppige Background-Unterhaltung endlich rund.

Das Gameplay an sich hat sich indessen eher sporadisch verändert. Neu sind die wechselnden Tageszeiten, die einen klaren Einfluss auf die Fähigkeiten der Charaktere haben. Gerade in der Nacht sind beispielsweise einige Moves und Combos möglich, die bei Sonnenschein nicht verfügbar sind. Dies ist situationsabhängig ein echter Spannungsfaktor, dazu aber auch ein echter Anreiz, da die Challenge bei Vollmond definitiv heftiger ist als im Tageslicht.

Ebenfalls auffällig ist die Tatsache, dass die Entwickler noch viel mehr Wert auf die Individualität der Fighter gelegt haben. Wirkten viele Bewegungen in der Vergangenheit noch gleichförmig und dauerhaft auch kopiert, kommen die spezifischen Charaktereigenschaften nun noch besser zur Geltung.

Hinsichtlich der Spielmodi wirbt „Budokai Tenkiachi 3“ mit insgesamt zehn Varianten, die man in dieser Zahl aber nicht als Netto-Unterhaltung präsentiert kommt. Beispielsweise ist der Ultimate-Modus nun in drei Sub-Menüs unterteilt worden und unterliegt nicht mehr den altbekannten Limitationen. Damit steigern sich auch die Möglichkeiten, neue Charaktere freizuschalten, denn dies geschieht heuer nicht ausschließlich über den Story-Modus. Mit dem Evolution-Z-Modus hat man ferner eine wichtige Option aus dem Vorgänger übernommen, dies aber leider in komprimierter Form. Die Items und Boni, die man sich hier peu a peu erspielen kann, können nicht mehr flächendeckend eingesetzt werden, so dass man sich nun auf vier statt acht spezifischen Aktionen festlegen muss. Dies ist aber inhaltlich wirklich die einzige Einschränkung, die man in diesem dritten Kapitel hinnehmen muss.

Was „Budokai Tenkiachi 3“ letzten Endes aber am meisten auszeichnet, ist die pure Vielfalt an Aktionsmöglichkeiten, die man auf die einzelnen Fighter verteilt hat. Die Zeiten, in denen ein „Dragonball“-Titel in erster Linie in bester Button-Smasher-Manier durchgezockt wurde, sind nun endgültig vorbei, da sich die Kämpfe alleine schon durch die unzähligen Combos und Abwehrmöglichkeiten weiter in den taktischen Bereich hineingedrängt haben. Ein reines Prügelspiel ist „Budokai Tekniachi“ mit dem Ende der PS2-Trilogie somit nicht mehr, und da der leicht strategische Anteil nun sogar noch besser mit der Story in Einklang gebracht wird, kann man den Game-Designern auf alle Fälle attestieren, nahezu alles richtig gemacht zu haben.

Technik/Grafik:

Man hat spürbar aus den kleinen Defiziten des Vorgängers gelernt und technisch noch einmal deutlich eins draufgesetzt. So lautet bereits nach wenigen Minuten der Einführung in den aktuellen „Dragonball“-Titel das eindeutige Fazit. Die Grafik wurde noch einmal aufgewertet, die Videosequenzen nehmen mittlerweile ein leichtes Anime-Feeling an, die Bewegungen haben an Tempo und Präzision noch einmal zugelegt, und was die Steuerung betrifft, hat man die solide Basis gewahrt und bei den Spezialattacken auf angenehme Simplizität gesetzt. „Budokai Tenkiachi 3“ ist in dieser Hinsicht daher auch eine Art Feintuning auf allen Gebieten, welches sehr effizient einschlägt und die Standards für die eigene Serie richtig hoch angesetzt hat – wünschenswert, klarer Fall. Einzig enttäuschend ist der Aspekt der fehlenden Online-Anbindung, die an dieser Stelle kaum mehr zu verzeihen ist. Insbesondere weil der Mehrspieler-Modus das zweite Herzstück dieses Spiels ist, wäre hier echt Bedarf gewesen.

Spielspaß:

“Dragonball Z – Budokai Tenkiachi 3“ ist für ein Beat `em Up-Game ein ziemlich umfangreicher Titel, in dem Action, Story und auch Technik prima miteinander verschmelzen. Die Serie hat im dritten Teil in vielerlei Hinsicht zugelegt und vor allem noch einmal an Langzeitreiz gewonnen, zumal es eine Weile dauert, bis man alle Optionen, Modi und Charaktere freigespielt hat. Außerdem lohnt sich dieses Mal auch die Tiefenforschung, denn da die Fähigkeiten eine ganze Spur individueller gestaltet sind, kämpft man nicht immer mit einem Spiegelbild, sondern gegen völlig neue Fighter-Typen, die ihren Schwerpunkt ebenfalls sehr variabel setzen. Der Zeitaufwand ist folgerichtig nicht nur größer, das Spielgefühl weiterhin viel intensiver, wodurch sich die Frage nach dem Spielspaß eigentlich geklärt hätte – der ist nämlich hier wirklich sehr groß!

Fazit:

Es ist einerseits bedauerlich, dass „Budokai Tenkiachi 3“ der letzte PS2-Vertreter dieser Serie bleiben wird, doch angesichts der individuellen Klasse dieses vorzeitigen Abschieds, darf man sich auf die noch folgenden NextGen-Ableger der „Dragonball Z“-Serie schon jetzt freuen. Vorerst ist die Vervollständigung der Trilogie aber ein sehr versöhnliches Ereignis, in das Action-Fans blind investieren können!