Effi Briest (DVD)
 
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Effi Briest (DVD)

Filmkritik von Julia

 

Rezension:

Theodor Fontanes Werk Effi Briest war in den letzten Jahren Abiturthema, ist noch immer einer der meistgelesenen Romane und regt zu ständig neuen Diskussionen an. Immerhin gibt es diese Szene in der Kutsche, die Kutsche ist offen, es ist Winter, aber dennoch gibt es diese Affäre. Oder etwa doch nicht? Fontane selbst meinte, dass er die voyeuristischen Tendenzen der Menschen nicht unterstützen wolle, indem er alles genau beschreibt und dennoch wird die Lage schließlich eindeutig. Um der Jugend die Thematik zugänglich zu machen oder um etwas Neues zu schaffen, wurde der Stoff nun abermals verfilmt.

 

Effi ist gerade siebzehn Jahre alt, verbringt gerne Zeit mir ihren Freundinnen und genießt ihre unbeschwerte Kindheit, die sie im elterlichen Haus erleben kann. An ihrem Vetter aus Berlin ist sie interessiert, doch als Baron von Innstetten bei ihren Eltern anklopft und um die Hand Effis bittet, endet ihre Kinderzeit. Innstetten war bereits mit ihrer Mutter liiert, die sich dann jedoch für Effis Vater entschieden hat, entsprechend stürzt sie sich mit Begeisterung auf diese vorteilhafte Heirat und macht ihrer Tochter deutlich, das sie nicht ablehnen kann. Aus Effi Briest wird Effi Innstetten und es beginnt ein Leben irgendwo in der Provinz, wo es nichts gibt, außer einem kleinen Dorf, einem viel zu großen und dunklen Herrenhaus und dem Landadel, der zu weit entfernt wohnt, um Effi unterhalten zu können. Schnell zeigt sich zudem, dass der Baron alles andere als zimperlich mit seiner jungen Frau umzugehen gedenkt und vielmehr streng und beherrschend ist. Zudem quälen Effi Alpträume, immer wieder glaubt sie in dem Zimmer über ihr jemanden tanzen zu hören. Nach und nach findet sie heraus, dass es ein Paar gegeben hat, ein Chinese und die Tochter des Haues. Sie tanzten zusammen, dann verschwand die Tochter, wenig später wurde der Chinese erwürgt. Richtig mit der Sprache rückt jedoch niemand heraus. Effi wird schwanger und ihre Tage immer langweiliger. Ihr unliebsamer Gemahl ist oft unterwegs, die Zeit wird ihr schwermütig und lang. So sorgt ein kleines Fest für Abwechslung, auf dem sie den Major Crampas kennen lernt, der charmant und einnehmend um Effis Gunst wirbt. Es kommt wie es kommen muss, zwischen den beiden entbrennt eine leidenschaftliche Affäre, bis Effi endlich entfliehen kann und mit Innstetten nach Berlin zieht, um ein neues, unbeflecktes Leben zu beginnen.

Die Vergangenheit holt sie jedoch ein, als ihre Haushälterin sechs Jahre später die Briefe findet, die Effis Treulosigkeit bezeugen.

 

Nach diesem Film fragt man sich verschiedene Dinge aber vor allem „Warum“? Warum musste ein Buch, das nun schon einige Jahrzehnte lang so wie es war auch gut war, umgeändert werden, um in einen Regieplan zu passen? Viele Botschaften gingen verloren, andere wurden überspitzt, für Fontane Leser ist dieser Film ein Schlag ins Gesicht, für all jene, die das Buch nicht kennen eine seichte Vorwäsche. Innstettens Kampf mit sich selbst und die Niederlage des Menschen findet hier nicht statt, ebenso wenig wie Effie Rückkehr nach Hause, ihr Tod, das Ende im Garten, wo auch alles seinen Anfang genommen hat und sich alle Elemente des Buches wiederfinden lassen. Der Beginn der Affäre in der Kutsche ist nicht dabei und am Ende bleiben mehr Fragen als Antworten, vielmehr erwartet man einen zweiten Teil, in dem Innstetten reumütig zu Effi zurückkehrt und alles gut wird. Das hätte so nicht sein dürfen. Die Diskussionen um moderne Errungenschaften aus England, der Vormarsch der Frauen, die Darstellung des alten Briest als alternder Lüstling, der vollkommen unter der Fuchtel seiner energischen Frau steht, die ihre Tochter an den besten verschachert und die grauenhafte Haushälterin, die wohl eine Affäre mit Innstetten hat und aus diesem Grund Effi aus dem Haus treibt, braucht diese Geschichte nicht.

 

Die schauspielerische Leistung wird damit nicht kritisiert, denn die ist soweit gut. Innstetten ist ein Rechthaber, ein Mann des alten Schlags, Crampas dagegen ein Lebemann, der Effi in ihrer Isolation Zuneigung schenkt und das Gefühl gibt eine Frau zu sein, was alles sehr gut dargestellt wird.

Die sexuelle Note in diesem Film ist vollkommen Fehl am Platze, findet im Buch kaum Erwähnung und hat auch hier nichts zu suchen. Die Vergewaltigung in der Ehenacht und die leidenschaftlichen Momente mit Crampas verdeutlichen zwar jenen, die bisher noch immer nicht verstanden haben, wo der Unterschied zwischen den beiden Männern liegt, eben diesen, sind ansonsten aber eher peinlich. Wo Fontane nur andeutet, spricht dieser Film alles offen aus, es gibt beziehungstechnisch und zwischenmenschlich keine Grautöne, keine Unklarheiten.

Gerade Effis Isolation ist ein großes Thema dieses Films und wird wunderbar durch einprägsame Bilder dargestellt. Auch die Geschichte mit dem Chinesen nimmt großen Raum ein, bleibt hier aber auch ebenso ungelöst wie im Buch.

Ein Film für die Jugend? Ein Film um einen Klassiker neu aufleben zu lassen? Nein, leider nicht, vielmehr eine Farce, vor allem zum Ende hin.

 

Fazit:

So bleibt schlussendlich nur zu sagen, dass man, wenn man tatsächlich eine Effi Verfilmung sehen möchte, zu der alten Fassbinder Inszenierung greifen sollte, in der man mehr Andeutungen, mehr Gefühl und viel mehr Geheimnisse sehen kann. Ein Kunstwerk für ein künstlerischer Werk und keine platte Posse, wie die Neuverfilmung. Schade!

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240509112502d3b50ea2
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DVD:

Effi Briest

BRD 2008

Format: Dolby, PAL

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1)

Region: Region 2

Bildseitenformat: 16:9

FSK: 12

Paramount, 23. Juli 2009

Spieldauer: 113 Minuten

 

ASIN: B001SEQK9M

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Darsteller:

Julia Jentsch

Sebastian Koch

Thomas Thieme


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Erstellt: 16.09.2009, zuletzt aktualisiert: 16.03.2023 18:04, 9200