Ein langer Weg (Autor: Robert Kirkman; The Walking Dead 2)
 
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Ein langer Weg

Reihe: The Walking Dead Band 2

 

Rezension von Christian Endres

 

Aufgrund der durchwegs positiven Resonanz hat man sich bei Cross Cult kurz nach Erscheinen des ersten Bandes von Robert Kirkmans Zombie-Saga dazu entschieden, den Veröffentlichungsrhythmus der deutschen Hardcover-Sammelbände zu beschleunigen. So gibt es den zweiten Teil von The Walking Dead nun also schon pünktlich zur Comic Action in Erlangen, für die manch ein Fan der neunten Kunst ja auch den ein oder anderen langen Weg auf sich nimmt ...

 

Rick Grimes und die anderen Überlebenden sind nach dem tragischen Verlust von Ricks bestem Freund Shane in Dales engem Wohnmobil unterwegs und durchsuchen die verschneite Landschaft nach einem sicheren Unterschlupf für die Gruppe. Dabei treffen sie nicht nur auf ein paar Zombies, die bei der Kälte übrigens ziemlich behäbig sind, sondern auch auf eine Hand voll weiterer Überlebender, die sich auf andere Weise vor den Zombies versteckt halten und so gut es geht durchschlagen. Die Gruppen verschmelzen – und bald schon zeigt sich wieder einmal nur allzu deutlich, dass in dieser neuen Welt mit ihrer neuen Ordnung nicht zwangsläufig die wandelnden Toten es sind, die die Menschen knechten und ihr ohnehin schon geschmälertes Dasein zur Hölle machen ...

 

Auch diesmal präsentiert Zombie-Spezialist Robert Kirkman seinen Lesern wieder die mittlerweile ja fast schon gewohnte Mischung aus bekannten Horror-, Splatter- und Soap-Elementen. Dazu erweitert er die Gruppe um Rick und seine Familie an einer Stelle, dünnt sie dafür an anderer aber auch aus – das bringt dringend benötigten frischen Wind in das Seifenoper-Gefüge der Cast und zudem auch genügend Potential für neue zwischenmenschliche Beziehungen. Dann gibt es auch im zweiten Sammelband wieder ein paar richtig überraschende Wendungen, die aus der ansonsten eher geradlinigen, stereotypen Handlung ausbrechen und ihr an genau der richtigen Stelle Spannung und Tempo verleihen.

 

Die zu Grunde liegende Thematik der Story läuft jedoch ebenso wie der abermals stark ausgeprägte Soap-Faktor langsam Gefahr, gewisse Abnutzungserscheinungen zu zeigen. Noch reicht Kirkmans erzählerisches Talent aus, um die kleinen, sich allmählich abzeichnenden Schwächen zu kaschieren und in der Summe aufzuwiegen, doch hoffe ich für den dritten Band, dass es nicht wieder auf menschliche Enttäuschungen, plötzlich auftauchende Zombies in einer vermeintlich sicheren Zuflucht und mehr oder weniger klischeehafte Soap-Elemente hinaus läuft und Kirkman durch die Justizvollzugsanstalt und den angedeuteten Plan der Gruppe wieder ein bisschen mehr aus der Story heraus holt. Denn alles andere wäre ein klarer Stillstand und, um es einmal in Simon Peegs Worten zu sagen, ein nur allzu zombiehaftes Verhalten – und damit über kurz oder lang der Tod dieser noch sehr interessanten, guten Reihe.

 

Für das Artwork zeichnet sich ab dem zweiten Band nun erst einmal Charlie Adlard verantwortlich, da Tony Moore mit seinen hochrealistischen Zeichnungen einfach nicht mehr nachgekommen ist und die Serie erst einmal abgegeben hat. Adlard nun musste somit ein äußerst schweres Erbe antreten, beweist all den Kritikern und Zweiflern aber, dass auch er sehr gut zu der Serie passt. Sicherlich ist sein Stil ein wenig anders als der von Moore, ein bisschen gröber und vom Einsatz der Graustufen her auch nicht ganz so versiert und verspielt, doch macht das die Zeichnungen ja deshalb nicht gleich schlecht. The Walking Dead ist nicht die erste Comic-Serie, die einen Zeichnerwechsel verkraften muss, und ich für meinen Teil bin mir an dieser Stelle ziemlich sicher, dass man ab dem dritten Band nicht mehr über den Unterschied reden oder Moore nachtrauern wird, da dann doch wieder der Fortgang der Geschichte im Vordergrund steht und man sich an den neuen Artist gewöhnt hat.

 

In diesem Zusammenhang vielleicht vorausgreifend noch der Hinweis, dass Adlard dieses Jahr auf dem Comic Salon in Erlangen signiert – passend dazu gibt es hinten im Band eine Werbeseite mit viel Weißraum, die geradezu dazu einlädt, Adlard nebst Autogramm einen kleinen Sketch abzuringen (an dieser Stelle noch einmal ein großes Seufz! – solche tollen Gimmicks machen es doppelt schwer, es dieses Jahr entgegen aller Planungen doch nicht nach Erlangen zu schaffen).

 

Volle Punktzahl gibt es für den Band aus dem Hause Cross Cult dann wieder einmal in der Kategorie Aufmachung und Gestaltung. Hier wissen vor allem das Cover (welches sich mit dem Titelbild des ersten Bandes zu einem gemeinsamen Motiv ergänzt, das auch mit dem dritten Hardcover fortgesetzt werden wird ...), die gute Verarbeitung und die ausführliche redaktionelle Betreuung zu gefallen. Darüber hinaus gibt es neben dem Vorwort von Simon Pegg noch eine schmucke B.U.A.P-Leseprobe und die bereits oben angesprochene Beinahe-Vakat-Seite, die als Symbiose aus Werbung für den Comicsalon und wartende Sketchpage daher kommt.

 

Fazit: »The Walking Dead: Ein langer Weg« ist trotz der abermaligen Aneinanderreihungen von Stereotypen und Klischees und des nicht gerade sparsamen Gebrauchs zotiger Beschimpfungen eine gute, solide Fortsetzung des ersten Bandes von Kirkmans Zombie-Endzeitszenario, das trotz des Ausscheidens von Tony Moore, von dem lediglich noch das Covermotiv stammt, auch optisch noch vollauf zu überzeugen weiß.

 

Für Fans, denen schon der erste Band gefallen hat, trotz einiger Mankos und Abnutzungserscheinungen also ein definitives Muss mit eingebauter Garantie auf gute Unterhaltung – alle anderen greifen lieber direkt zu zum ersten Band, da der zweite hier sonst nur halb so viel Spaß macht.

 

Band drei erscheint übrigens im November diesen Jahres.

 

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Comic:

Ein langer Weg

Reihe: The Walking Dead Band 2

Autor: Robert Kirkman

Zeichner: Charlie Adlard

Cross Cult

Hardcover, 144 Seiten

 

ISBN: 393648032X.

 

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 19.06.2006, zuletzt aktualisiert: 11.04.2024 08:09, 2414