Ein vernunftbegabtes Tier (Autor: Robert Merle)
 
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Ein vernunftbegabtes Tier von Robert Merle

Rezension von Rupert Schwarz

 

Inhalt:

Professor Sevilla hat einen ehrgeizigen Plan: Zusammen mit seiner Assistentin Dr. Lafeuille und seinem Team will er einen Delphin das sprechen beibringen. Nach anfänglichen Problemen gelingt ihm sein Unternehmen und der Delphin Ivan beginnt nach und nach ganze Sätze zu sprechen. Doch Professor Sevilla, der ganz in seine wissenschaftliche Arbeit vertieft war, hatte eines übersehen: Sein Auftraggeber war die US Regierung und diese verfolgt mit den stattlichen Geldern, die sie Professor Sevilla zur Verfügung stellt, keine lauteren Ziele. Den Verantwortlichen ist es in erster Linie daran gelegen, mit den Delphinen einen Soldaten zu gewinnen, der helfen kann, feindliche Schiffe und U-Boote zu sabotieren.

 

Rezension:

Der Roman ist deutlich von den Eindrücken des kalten Kriegs geprägt. Für jemanden, der dies nicht mehr bewusst erlebt hat und der zu Beginn der 80er Jahre geboren wurde, mag manches vollkommen unverständlich sein. Alle übrigen werden wohl sagen: Ja so war es: Der kalte Krieg mit all seine Auswüchsen wird hier schön dargestellt. Allerdings macht dies den Roman noch lange nicht zu einem guten Buch. Robert Merle, der in anderen Büchern wie Malevil oder Die geschützten Männer Erzählkunst auf hohem Niveau präsentierte, versagt hier im Detail. Die Personen wirken leblos und gefühllos. Als Leser kann man keinen der Protagonisten recht greifen. Auch als politische Satire kann dieses Buch nicht gewertet werden, denn dazu hatte der Autor zu wenig Augenmerk auf diesen Aspekt der Geschichte gerichtet. Das gleiche gilt für die Erforschung der Delphine: Dies ist eigentlich ein klassisches SF Thema, aber Robert Merle wirkt lustlos und kann sich nicht recht mit den Gedanken anfreunden. Seine sprechenden Delphine beherrschen Englisch sehr gut und auch in die menschliche Psyche fühlen sie sich scheinbar problemlos ein. Da kann man nur von verpatzten Chancen sprechen.

 

Im Vorwort hatte Robert Merle Karel Capeks Der Krieg mit den Molchen erwähnt. Scheinbar wollte er ein ähnlich intensives Werk verfassen, ist aber dieses Mal auf ganzer Linie gescheitert. Wenn man über intelligente Delphine lesen möchte, dann sollte man David Brins Sternenflut versuchen. Dem Autor ist eine faszinierende Schilderung intelligenter Delphine gelungen. Der Roman muss sich im Vergleich diesen beiden Werken stellen und kann nicht bestehen.

 

Erwähnt werden muss noch ein weiterer Aspekt, der dem Leser die Freude am Roman nimmt: Immer wieder finden sich Passagen, in denen sich ein Protagonist Gedanken macht. Diese Passagen sind immer in einem riesigen Satz formuliert, der sich teilweise über mehrere Seiten erstreckt. Es ist aber extrem anstrengend, eine Seite in Blocksatz zu lesen, die keinen Absatz enthält. Außerdem muss das Experiment als misslungen erachtet werden, weil es dem Autor trotz allem nicht gelingt, den jeweiligen Protagonisten mit Leben zu füllen.

 

Fazit:

Ein überambitionierter Roman, in dem Autor Robert Merle zu viel hat versucht hineinzupacken und letzten Endes keine Teilaspekt des Werks gerecht wurde.

 

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Ältere Kommentare:

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202405030437004109b81d
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Buch:

Ein vernunftbegabtes Tier

Original: Un animal doue de raison (1967)

Autor: Robert Merle

Übersetzer: Eduard Zak

Aufbau Taschenbuch Verlag

Erscheinungsdatum: März 2003

 

ISBN: 3746612225

 

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 06.03.2006, zuletzt aktualisiert: 17.08.2023 13:46, 1953