Enemies & Allies (Autor: Kevin J. Anderson)
 
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Enemies & Allies von Kevin J. Anderson

Rezension von Torsten Scheib

 

Rezension:

Amerika in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Es ist der Beginn einer Revolution namens Rock and Roll. James Dean und Marlon Brando werden von Millionen weiblicher Kinogänger angeschmachtet. Der einstige Spion Ian Fleming veröffentlicht seinen ersten Roman und macht damit sich und seinen Helden namens James Bond weltberühmt. Die Ära des Kalten Krieges erreicht einen ersten dramatischen Höhepunkt, als es den Russen gelingt, mit Sputnik den ersten künstlichen Satelliten in den Orbit der Erde zu schießen. Joseph McCarthy führt eine Hatz gegen vermeidliche Kommunisten an. In Gotham City treibt ein maskierter Unbekannter sein Unwesen. Aufgrund seiner Erscheinung tauft die Presse den Vigilanten auf den Namen „Batman“, während sich über den Dächern von Metropolis eine Gestalt namens „Superman“ erhebt.

Gleichzeitig plant der skrupellose Großindustrielle Lex Luthor seinen nächsten Coup – und der soll ihn als einen, wenn nicht sogar als den mächtigsten Mann der Welt etablieren. Doch dazu benötigt er ausgerechnet die Hilfe der Sowjets. Heimlich, still und leise stattet Luthor einem sibirischen Gulag regelmäßig Besuche ab. Doch sind es weniger die dort inhaftierten und sich zu Tode schuftenden politischen Dissidenten, die seine Aufmerksamkeit erregen. Vielmehr ist es jener geheimnisvolle Meteorit, der vor knapp zwanzig Jahren dort eingeschlagen und ein seltsames, grünlich schimmerndes Material mit sich gebracht hat …

… und noch so viel mehr kann, als nur hübsch zu leuchten. Denn wer sich der unbekannten, aber zweifellos vorhandenen Strahlung des mysteriösen Materials konstant aussetzt, der … verändert sich. Mutiert. Zu etwas Schrecklichem, wie Luthor und sein kommunistischer Partner, General Anatoly Ceridov nach reichlichen Versuchen an den Gulag-Insassen feststellen müssen. Perfekte Kampfmaschinen also, für die Luthor auch schon einen Verwendungszweck vorgesehen hat: sie sollen es sein, die jenen Mann unschädlich machen, der seit kurzem ein Dorn in seinem Auge ist – Superman!

Doch ist der Tod des letzten Kryptoniers nur die Hälfte des perfiden Plans. Die andere Hälfte hat ihren Ursprung auf einem kleinen Eiland vor Kuba. Dort, in den Ruinen eines alten Forts, baut Luthor im Geheimen an einer Art Todesstrahl, der sogar in der Lage ist, abgefeuerte Langstreckenraketen wie lästige Insekten vom Himmel zu fegen! Moderne Technik, die allerdings ihre Ursprünge nicht bei LexCorp, sondern vielmehr bei Wayne Industries hat – und dank geschickter Erpressung der Vorstandsvorsitzenden den Besitzer gewechselt hat. Doch hat Luthor nicht die Rechnung mit Bruce Wayne, dem Eigentümer von Wayne Industries gemacht, dem schon sehr bald bewusst wird, dass Luthor mehr vorschwebt als ein großer Deal mit dem US-Verteidungsministerium. Deshalb sieht der, für die Öffentlichkeit als dekadent geltender Playboy verschriene Millionär nur eine Möglichkeit, um Klarheit schaffen zu können – in Form seines Alter egos, des berüchtigten Vigilanten Batman!

Dabei ahnt er nicht, wohin ihn die Spurensuche führt – oder wer schon bald mit ihm gemeinsame Sache machen wird …

 

Comics und Graphic-Novels über die wohl bekanntesten Superhelden aus dem Hause DC gibt es wohl wie Sand am Meer – doch Romane? Da sieht es eher mau aus. Selten, viel zu selten trauen sich etablierte Autoren an die Materie heran, die durchaus auch in geschriebener Form unzweifelhaft ihre Reize haben kann. Insofern muss man Vielschreiber Kevin J. Anderson für dieses Buch schon dankbar sein, das allerdings nach The last days of Krypton aus dem Jahre 2007 bereits seinen zweiten Ausflug ins DC-Universum darstellt.

Und was soll man großartig dazu sagen? Es ist ein toller Trip geworden. Andersons Wahl, die erste Begegnung zwischen dem Mann aus Stahl und dem dunklen Ritter in den Wirren der Nachkriegsjahre anzusiedeln ist ein ebenso origineller wie cleverer Schachzug. Und vor allem funktioniert er. Wunderbar sogar. Anderson fängt die Stimmungen der damaligen Ära mindestens genau so gut ein wie er kulturellen und technischen Umwälzungen wiedergibt. Dabei verzettelt er sich aber gottlob nicht in ellenlange Erklärungen. Oftmals genügen nur wenige Wörter.

Auch die erste Begegnung zwischen Batman und Superman hätte ganz leicht zu einem Debakel werden können. Doch auch an dieser, für den Roman so eminent wichtigen Schnittstelle greift ein Rädchen perfekt ins andere. Mit Respekt und einem zweifellos sehr guten Vorwissen lässt Anderson die beiden Helden lebendig werden. Mehr noch: dank seiner profunden Kenntnisse darf der geneigte Leser auch an dem, glaubhaft geschilderten, Innenleben seiner beiden Protagonisten teilnehmen. Wie beispielsweise das Gefühl, unter Menschen aufgewachsen, aber im Grunde der letzte Angehörige eines ausgelöschten Volkes zu sein. Oder was es ist, dass Bruce Wayne unerbittlich antreibt, Nacht für Nacht in das schwarze Fledermaus-Kostüm steigen zu müssen. Ähnliche Zweifel haben Batman und Superman übrigens auch, was den jeweils anderen betrifft. Ein interessanter Ausgangspunkt, welcher dem Werk zusätzliche Würze verschafft.

 

Fazit:

Enemies & Allies, die erste, historische Begegnung und Kollaboration zwischen Superman und Batman dürfte nicht nur eingeschworene Comic-Freunde begeistern. Kevin J. Anderson Trip in die Vergangenheit ist ebenso rasanten wie kurzweilig. Dafür übersieht man selbst die oftmals fehlende Spannung sehr gerne. Hoffen wir auf einen baldigen Nachfolger!

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240503030330dd612935
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Buch:

Enemies & Allies

Autor: Kevin J. Anderson

Gebunden, 336 Seiten

William Morrow, 5. Mai 2009

Sprache: Englisch

 

ISBN-10: 0061662550

ISBN-13: 978-0061662553

 

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 07.02.2010, zuletzt aktualisiert: 17.08.2023 13:46, 9998