Fallout 3 (PC)
 
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Fallout 3 (PC)

Rezension von Cronn

 

Langsam schleiche ich durch die halbzerfallene Ruine des Einkaufszentrums. Ich bin sehr vorsichtig dabei, denn ich weiß: hier sind überall Banditen des Wastelands unterwegs.

Die Deckenbeleuchtung ist schon seit Jahrzehnten außer Betrieb. Es herrscht ein schummriges Halbdunkel. Jeder Schritt muss wohl gesetzt sein, sonst tritt man auf Scherben oder ähnliches und erregt damit die Aufmerksamkeit der zwielichtigen Gestalten, die hier herumlungern.

Was sie suchen?

Dasselbe wie ich, vermute ich mal. Konserven, Munition, Aufrüstteile für neue Waffen und dergleichen mehr.

Man sollte meinen, dass nach Jahrzehnten hier nichts mehr zu finden sein sollte, doch dem ist nicht so. Ich habe bereits eine Strahlenpistole in einem Nebenraum entdeckt, sowie die dazugehörigen Batterien.

Doch was ist das? Vor mir höre ich ein Schnauben.

Hart presse ich mich an die Regalwand und warte ab. Über mir sehe ich den Schemen eines Mannes. Er steht auf den Regalen, die mittels Bretter zu einer Art Laufsteg verbunden wurden.

Aha. Der Bandit ist auf Kontrollgang! Ob ich an ihm vorbeischleichen kann?

Ich versuche es. Dazu bleibe ich im Schatten des Regals und bewege mich langsam vorwärts.

Mein Ziel ist die offen stehende Tür gegenüber, die tiefer ins Herz des Einkaufzentrums führt. Dazu muss ich über eine freie Fläche rennen.

Bislang habe ich es geschafft, unbemerkt zu bleiben. Doch plötzlich trete ich auf eine Glasscherbe. Es knirscht unter meinem Fuß. Ich beiße mir auf die Zunge, verkneife mir einen Fluch, der mir schon auf den Lippen liegt und höre ein „Was war das?“ von oben.

Er hat mich bemerkt.

Ich drehe mich herum, reiße die Laserpistole aus dem Halfter und ziele auf den Banditen, der nur wenige Meter über mir steht. Meine Schüsse treffen ihn unvorbereitet. Er fliegt getroffen nach hinten, fällt zu Boden und bleibt dort liegen.

In diesem Moment bricht um mich her die Hölle los. Wilde Schreie der anderen aufgeschreckten Banditen branden an mein Ohr und ich höre, wie Waffen entsichert werden. Irgendeiner ballert planlos in die Luft, einfach um mich aufzuscheuchen.

Ich kann nicht orten, wo sie alle sind, daher beschließe ich einen Ausfall in Richtung Tür zu wagen.

Dann sprinte ich los. Der Weg kommt mir wie in Zeitlupe vor. Schreie von links und rechts, Geschosse pfeifen an meinen Ohren vorbei, schlagen in Wände ein, reißen Putz in großen Wolken heraus – eine ganze Armee scheint auf mich losziehen zu wollen.

Ein Querschläger streift mich. Schmerz durchzuckt meine Gehirnwindungen. Dann ist es geschafft – ich bin im offen gähnenden Türschlund eingetaucht und lecke nun meine Wunden.

Doch sobald ich verarztet bin, werde ich zurückschlagen.

Das ist sicher!

 

Solche Szenen oder ähnlich spielen sich in FALLOUT 3 ab, wenn man sich in die einzelnen Ruinen von Washington D.C. begibt. Entwickelt wurde FALLOUT 3 von Bethesda Softworks, jenem Entwicklerstudio, das schon für den Rollenspiel-Hit „Oblivion“ verantwortlich zeichnete. Groß waren die Befürchtungen der Community, als es hieß, dass Bethesda die Rollenspiel-Kultreihe „Fallout“ weiterführen wolle, und dazu in echtem 3D. Ob es geglückt ist, soll der Test verzeichnen. Ubisoft ist als Publisher von FALLOUT 3 zu nennen.

 

Inhalt:

200 Jahre lang hat Vault 101 den überlebenden Bürgern von Washington D.C. und Umgebung, heute nur noch Wasteland des Kapitols genannt, als Zufluchtsstätte gedient. Obwohl der globale Atomkrieg im Jahre 2077 die Vereinigten Staaten in Schutt und Asche gelegt hatte, erfreuten sich die Bewohner von Vault 101 eines Lebens frei vom steten Stress der Welt da draußen. Gigantische Insekten, Gangster, Sklaventreiber und ja, sogar Supermutanten ... sie alle sind der überragenden Vault-Tech-Technik nicht gewachsen. Doch als der Held von FALLOUT 3 eines schicksalshaften Morgens erwacht, muss er feststellen, dass sein Vater sich dem Aufseher widersetzt und den Komfort und die Sicherheit von Vault 101 aus unbekanntem Grund verlassen hat. Und so lässt auch er die einzige Heimat, die er je gekannt hat, hinter sich und tritt aus dem Vault hinaus in die harsche Wastelandsonne, um sich auf die Suche nach seinem Vater und der Wahrheit zu machen.

Soweit die Story von FALLOUT 3. Im weiteren Verlauf wird sich zeigen, dass in FALLOUT 3 wenig so ist, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat.

Die Story von FALLOUT 3 wird vor allem durch die Entscheidungen des Spielers beeinflusst. Daher ist das Spiel selbst einer jener wenigen Games, die auf wirkliche moralische Entscheidungen Wert legen können. Wie der Spieler sich entscheidet hat also einen tatsächlichen Einfluss auf die Welt und die Geschichte. Das ist hervorragend gelöst von Bethesda und nötigt großen Respekt ab.

 

Steuerung und Spielkonzept:

Anfänglich legt man die Werte des Spielhelden fest. Dies geschieht aber nicht durch eine lieblose Charaktergenerierung, sondern dadurch, dass man wichtige Stationen im Leben der Hauptfigur live durchlebt. Die Art und Weise, wie man hier sich entscheidet hat Auswirkungen auf die Charkterwerte. Damit ist FALLOUT 3 ein Rollenspiel par excellance.

Ebenfalls mit dabei sind rollenspieltechnische Tiefen, wie beispielsweise Spezialfähigkeiten, die man erwirbt oder auch die Möglichkeit seinen Charakter aufzuleveln, sprich: bei Stufenaufstieg die neu erhaltenen Punkte auf die Charakterwerte zu verteilen.

So nach und nach erschafft man auf diese Art seinen persönlichen Helden, der der Spielweise des Spielers entspricht. So kann man sich auf waffenlosen Kampf spezialisieren, oder auf Technik, um somit jedes Computerterminal zu hacken und vieles dergleichen mehr.

FALLOUT 3 bietet eine Fülle an Quests.

Schon die Hauptquest zu bestreiten dürfte geschätzte 30 Stunden dauern. Doch darüber hinaus existieren noch eine Vielzahl an weiteren Möglichkeiten, sich in der Spielwelt zu beschäftigen. Und gerade diese Nebenquests machen die Spielwelt von FALLOUT 3 so lebendig und fühlbar „echt“.

Die Entwickler haben sich die Mühe gemacht, die einzelnen Personen, die man im Spiel trifft, wirkliche Persönlichkeit mit auf den Weg zu geben. Das hat zur Folge, dass der Spieler seine moralischen Entscheidungen zweimal überlegt und nicht gedankenlos durch die Spielwelt rennt, da die Charaktere ihm nicht nahegehen.

Ausgerüstet ist man mit dem Pip-Boy, einer Art Armgelenk-PC. Hierüber wird alles gesteuert, auch die Radiosender, die man empfangen kann.

Überhaupt hat man sehr darauf geachtet, die Ironie des Klassikers „Fallout“ auch in die Jetztzeit hinüberzuretten. Hier wird die amerikanische Kultur der 60er Jahre auf den Arm genommen, als der Weltuntergang noch lapidar hingenommen werden konnte und darauf vertraut wurde, dass alles nicht so schlimm sei, da man ja unterirdisch überleben könne.

Diese spitze Ironie kommt in vielen Postern, Plakaten, etc. zum Ausdruck.

Ebenso eine Reminiszenz an die beiden Fallout-Klassiker ist das Kampfsystem. Hier wird auf Wunsch nicht egoshooter-ähnlich live geschossen, sondern in Runden. Durch die Zeitlupenfunktion sieht das super-chic aus und macht auch Egoshooter-Fans Freude. Wenn man möchte, kann man aber das System komplett ignorieren. So sehen perfekte Designentscheidungen aus! Andere Entwickler müssten sich hier eine Scheibe abschneiden!

 

Grafik und Sound:

Grafisch reißt FALLOUT 3 keine Bäume aus, bewegt sich im oberen Bereich des heute möglichen. Obgleich die Engine von FALLOUT 3 diejenige von Oblivion ist, wurde sie doch um einige Features erweitert und dementsprechend schöner aus.

Allerdings macht sich bemerkbar, dass die Texturgröße für heutige Spiele nicht vollauf angemessen ist. Bei näherer Betrachtung sehen die Texturen matschig unscharf aus.

Was zu loben ist, ist das Design. Die Monster, Mutanten, Ghule und Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und mit Sinn für Ästhetik designt. Hier passt einfach alles zusammen. Auch die Poster und so weiter, die man im Spiel findet. Das Design ist so, als hätte der Atomkrieg ein Amerika der 50er Jahre getroffen.

Soundtechnisch gibt sich FALLOUT 3 keine Blöße. Die Waffensounds passen, die Atmosphärensounds wirken echt und geben erst im Zusammenspiel mit den vielfältigen Sound-Files einen Gesamteindruck, der mit dem Ausdruck „hervorragend“ bezeichnet werden muss.

 

Fazit:

FALLOUT 3 ist die positivste Rollenspiel-Überraschung seit Jahren. Die Umsetzung von Fallout in die dritte Dimension ist mehr als gelungen. Wer an Weihnachten noch nichts vorhat, sollte sich FALLOUT 3 kaufen und abtauchen in eine postnukleare Welt, die es gottlob nur am Rechner gibt.

FALLOUT 3 ist für Rollenspiel-Enthusiasten ein gefundenes Fressen. Zugreifen und genießen!

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240510144342542b274a
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Fallout 3

von Ubisoft

Plattform: Windows Vista / XP

USK-Einstufung: Keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG

Erscheinungsdatum: 30. Oktober 2008

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 19.12.2008, zuletzt aktualisiert: 14.04.2024 08:35, 8012