Gefährtin der Schatten von Lara Adrian

Reihe: Mitternachtsbrut Band 5

Hörbuch

 

Rezension von Christel Scheja

 

Rezension:

Auch der fünfte Roman der Reihe „Mitternachtsbrut“ ist nun in ein Hörbuch umgesetzt worden, das wie immer von Simon Jäger vorgetragen wird. Diesmal umfasst die Lesung 369 min.

Lara Adrian spinnt in „Gefährtin der Schatten“ die Geschichte weiter, die sie vor zwei Episoden begonnen hat und sich mehr oder weniger um die verzweifelte Suche nach dem letzten Überlebenden der acht Außerirdischen dreht, durch den die Rasse der Vampire erst entstanden ist. Diese fielen nicht nur über die Menschen als Nahrung her, sie paarten sich auch mit genetisch kompatiblen Frauen, den sogenannten „Stammesgefährtinnen“.

 

Ganz offensichtlich arbeitet jemand daran, die Vampirgesellschaft in ihren Grundfesten zu erschüttern und anstelle der friedlichen Koexistenz mit den Menschen wieder die Herrschaft zu setzen. Aus diesem Grund hat der machtgierige Dragos den letzten der Väter aus seinem magisch gesicherten Grab befreit und lässt nun nach und nach alle Vampire der ersten Generation von Attentätern unter seinen Rogues umbringen.

Der Orden der Krieger versucht ihn aufzuhalten, doch das ist nicht immer einfach. Vor allem, wenn man nicht auf sie hören will. Das bekommt auch der aus Russland stammende Vampir Nikolai zu spüren.

Er will mit dem Stammesältesten Sergej Jakut sprechen und ihn warnen und muss einiges auf sich nehmen, um diesem nahe zu kommen. Dabei beginnt er sich sehr schnell zu fragen, ob es um diesen Generation-Eins-Vampir überhaupt schade wäre, denn Sergej führt seine Gruppe auf ziemlich archaische und despotische Weise und springt selbst nicht gerade sanft mit den Menschen um.

So lässt der die jüngeren Vampire immer wieder junge Mädchen in das abseits gelegene Haus der Vampire verschleppen und in wilden Sexparties missbrauchen. Andere – wie Straßenkinder, nach denen niemand jemals wirklich suchen wird - verlieren ihr Leben auf brutalen Blutjagden.

Hier lernt er die stolze und kalte Renata kennen, die sich einen gewissen Respekt bei den Vampiren erkämpft hat. Sie beschützt das Mädchen Mira, deren Augen Spiegel sind, in denen man einen kleinen Ausschnitt seiner eigenen Zukunft sehen kann. Diese scheint sie allein hier zu halten, denn glücklich ist Renata nun wirklich nicht.

Schon bald bekommt Nikolai zu spüren, dass der Feind längst Fuß in Jakuts Gruppe gefasst hat und die Stimmung gegen ihn anheizt. Er überlebt den Anschlag gegen ihn nur knapp, weil Renata ein Einsehen hat und lieber mit ihm geht.

Ganz offensichtlich ist Sergejs Sohn Alexsej zum Verräter geworden, der den Plänen und Ideen von Dragos nicht abgeneigt ist. Viel schwerer wiegt für die Stammesgefährtin aber, dass Mira an einen Vampir verkauft werden soll, der für seine perversen Neigungen gegenüber jungen Mädchen bekannt ist.

So schmieden Nicolai und Renata – als sie entkommen sind – einen zerbrechlichen Bund, aus dem aber schon bald viel mehr wird, da ihnen die ureigenen Gefühle ein Schnippchen schlagen.

 

Überraschenderweise wird in „Gefährtin der Schatten“ die Liebesgeschichte im Hintergrund abgehandelt, weil der Fokus auf der Action und der Fortschreibung der Geschehnisse um den Ältesten und Dragos liegt. Dementsprechend wenig passiert im erotischen Bereich, was in der Hörbuchfassung noch deutlicher zum Tragen kommt.

Der Leser bekommt eher einen Vorgeschmack von der Gewalt und Grausamkeit, die den „böseren“ Vampiren eigen ist. Schließlich wird auch das volle Ausmaß von Dragos Plänen bekannt, ebenso wie seine Machenschaften und Verbündeten.

So werden die bisherigen Erlebnisse von Renata, die in ihrem Leben nur wenig Zärtlichkeit und Liebe erfahren hat, besonders eindringlich beschrieben. Das macht ihren überraschend schnellen Wandel von der eiskalten Kriegerin, die sich nach Red-Sonja-Manier alle Männer lieber vom Hals halten möchte, hin zur unersättlichen Liebhaberin allerdings etwas unglaubwürdig und übertrieben, was durch die Kürzungen glücklicherweise nicht ganz so auffällt wie im Roman.

Erstmals dürften auch Genre-Fans an der Mischung Geschmack finden, aber ob sie wirklich verstehen werden, was im Hintergrund passiert, bleibt offen, da man mittlerweile doch schon einige der Romane kennen muss, um die ganzen Verknüpfungen nachvollziehen zu können.

Wie immer trägt Simon Jäger die Geschichte souverän vor, spricht die russischen Akzente so, wie man sie sich vorstellt und weiß die Personen deutlich voneinander unterscheidbar zu machen.

 

 

Fazit:

 

Alles in allem ist „Gefährtin der Schatten“ das actionreichste und dramatischste Hörbuch der Reihe, verliert aber an Glaubwürdigkeit, wenn es um die Romanze geht, deren Erfüllung ein wenig zu schnell abläuft. Wenn man sich daran nicht stört, kann man erstmals einen wirklich harten Thriller miterleben, in dem nicht nur um alles herum geredet wird.