Geschöpf der bösen Träume
Hörspiel
Reihe: Point Whitmark 36
Rezension von Markus Mäurer
Verlagsinfo:
Etwas Unerklärliches geschieht im Haus in der William-Prescott-Road. Jay will und kann es nicht glauben, aber seine Mutter scheint wahrhaftig von einer dämonischen Spukgestalt besessen zu sein. Zudem geht ein plötzlicher Verehrer bei ihnen ein und aus, dessen gefährlichem Charme die verängstigte Mrs Lawrence immer mehr verfällt.
Ist besagter Maurice Micklewhite gar schuldig am tragischen Unfall einer jungen Frau in der Nachbarschaft?
Tom und Derek setzen alles daran, zu helfen, aber die Zeit rinnt ihnen davon. Auf der Spur der verschwundenen Toten wird auch Jay zum Opfer des teuflischen Nachtmahrs ...
Rezension:
„Keine Fünf mehr, aber immer noch Delfine auf dem Pyjama.“
Folge 36 spielt zur Abwechslung nicht nur wieder in der Stadt Point Whitmark, sondern rückt ein weiteres Familienmitglied der drei Freunde vom Leuchtturm in den Mittelpunkt. Nachdem man schon Dereks schauspielernde Eltern kennenlernen durfte und weiß, dass Toms Vater Ranger ist, rückt der Fokus nun auf Jays Mutter, die als Anwältin in einer Kanzlei arbeitet, und gerade an einem ganz großen und heiklen Fall sitzt. Gleichzeitig wirkt sie aber auch merkwürdig erschöpft und leidet an Schlafstörungen. Hinzu kommt noch ihr sonderbare Verehrer Mr Micklewhite, der auf Jay Lawrence einen äußerst zwielichtigen Eindruck macht. Als plötzlich auch noch eine wichtige Zeugin für den Fall verschwindet und Mrs Lawrence scheinbar von einem Dämon Besuch erhält, versuchen die drei vom Radiosender, der heißt wie die Stadt, der Sache auf den Grund zu gehen.
Es ist sehr erfreulich, dass man endlich mehr über die Familie von Jay erfährt. Das verleiht seiner Figur mehr Tiefe. Und Karin Buchholz liefert in der Rolle seiner Mutter einige denkwürdige Auftritte ab (wobei sie Jay gegenüber merkwürdig distanziert bleibt).
Auch in dieser Folge schaffen es die Produzenten wieder eine gelungene Mischung aus gruseliger Atmosphäre, skurriler Figuren und witziger Szenen zu präsentieren.
Die Folge nimmt sich viel Zeit, um Jays Mutter und seine Beziehung zu ihr einzuführen. Als Hörer kann man gut seine Hilflosigkeit nachfühlen, die er empfindet, als dieser nervige Verehrer seiner Mutter in sein Leben tritt und scheinbar alles auf den Kopf stellt. Dazu kommen die geistige Verwirrung seiner Mutter und einige sehr beunruhigende Ereignisse.
Auch Tom und Derek haben einige nette Szenen (»in der Leichenhalle, in der Leichenhalle«).
Die Story an sich ist aber etwas dünn und am Ende gibt es eine lange Justus-Jonas-Gedächtnis-Erklärszene, die zumindest dadurch glaubhafter und erträglicher wird, dass sie in Form einer Radiosendung daherkommt. Die Geschichte ist nur schwer nachvollziehbar und nicht wirklich logisch - und damit der größte Schwachpunkt der Folge.
Ansonsten hoffe ich, dass dieses abgebrochene Finale mit der nachträglichen Erklärung eine Ausnahme bleibt. Normalerweise ist es ein positives Merkmal, dass die Folgen von Point Whitmark nicht durch unnötige Laberszenen auf 70 Minuten gestreckt werden. Stattdessen sind sie schön kurz und knackig. Aber diese Folge hätte ruhig etwas länger sein können, da das Ende zu abgehackt wirkt.
Fazit:
Trotzdem ist Geschöpf der bösen Träume eine spannende und atmosphärisch dichte Folge, die den Hörer sehr lange im Dunkeln tappen lässt, auch wenn sie storytechnisch nicht zu überzeugen weiß. Sprecher und Produktion sind gewohnt erstklassig. Allerdings würde es der Reihe gut tun, wenn man mal etwas Abwechslung in die immer gleiche Sprecherriege bringen würde. Insgesamt also leider eine sehr durchwachsene Folge mit Höhen und Tiefen.