Ghost (Autor: Robert Harris)
 
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Ghost von Robert Harris

Rezension von Martin Hammerschmidt

 

Robert Harris’ Bücher sind allesamt zu Bestsellern geworden. Sein letztes Buch „Imperium“ verkaufte sich fantastisch und ließ ihn endgültig in die Riege der Topautoren wandern. Harris’ Spezialgebiet ist die Geschichte, was seine Bücher „Pompeji“, „Vaterland“, „Enigma“ und schließlich „Imperium“ einwandfrei belegen. In seinem neuen Roman „Ghost“ beschäftigt sich Harris nun nicht mit der Geschichte, sondern dem Beruf des Ghostwriters, den riesigen Fangarmen des amerikanischen Geheimdienstes CIA und dem Krieg gegen den Terror.

 

 

Niemals zuvor gab es einen Mann, der England so erfolgreich und gut regiert hat wie Adam Lang. Nun will er seine lang ersehnten Memoiren veröffentlichen und bekommt dafür einen sagenhaften Vorschuss seitens des Verlegers.

Die Summe beträgt 10 Millionen Dollar, ist jedoch an zwei Bedingungen geknüpft. Das Buch soll innerhalb von zwei Jahren auf dem Markt erscheinen und der Ex-Premier soll in Sachen Kampf gegen den Terror kein Blatt vor den Mund nehmen und beschreiben, wie es wirklich von Statten ging. Ein halbes Jahr vor dem geplanten Erscheinungstermin geschieht allerdings das Unfassbare. Langs Ghost und ehemaliger Mitarbeiter Mike McAra stirbt bei der Übersetzung der Fähre nach Martha’s Vineyard. Ohne lang zu zögern sucht der Verlag einen passenden Nachfolger, der das Buch noch im passenden Zeitrahmen fertig schreiben kann. Deshalb stellen sie einen, für den Leser anonymen Ich-Erzähler ein, der nun in Rekordzeit das Buch vollenden soll. Dieser stellt jedoch zum Entsetzen fest, dass das Buch ein Grauen und Schrecken ist, was voraussichtlich nie jemand Lesen will. Sofort setzt er sich an die Überarbeitung des Manuskripts und fängt an die ersten Interviews mit Adam Lang durchzuführen. Aus diesen wird er jedoch abrupt herausgerissen, als Lang ein Strafverfahren vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag bevorsteht.

Die Anklage lautet:

Unterstützung und Genehmigung einer geheimen Operation zur Verschleppung und Folter vier britischer Bürger pakistanischer Abstammung.

Seinem ehemaligen Kontrahenten Richard Rycart wurden angeblich sensible und streng vertrauliche Dokumente zugespielt, in denen bewiesen wird, dass Lang tatsächlich unmittelbar an den Kriegsverbrechen beteiligt gewesen sei. Da die USA das Tribunal allerdings nicht anerkennen, ist er weiterhin auf sicherem Boden und versucht seinen Namen rein zu waschen.

Währenddessen stürzt sich sein neuer Ghost auf Rechercheergebnisse seines Vorgängers und stellt dort fest, dass etwas an der glanzvollen Amtsperiode Langs faul ist.

Er fängt an, Nachforschungen anzustellen und befindet sich somit in einem Netz aus Intrigen, welche unmittelbar mit dem amerikanischen Geheimdienst CIA zusammenhängen.

 

 

Harris unterbrach seine Reihe „Römischer Geschichte (Pompeji, Imperium)“ angesichts des laufenden Kampfes gegen den Terror und widmete sich in seinem Buch dem proamerikanischen Verhalten der Engländer, welches am Ende des Buches deutlich wird. Aber zu erst einmal zum Hauptprotagonisten.

 

Die Ich-Perspektive ist klug gewählt und auch wenn der Ghost für den Leser anonym bleibt, so kann er sich doch mit ihm, seiner Neugierde und Handlungsweisen identifizieren. Von anfänglichem Tatendrang, bis hin zum wachsenden Interesse an der Wahrheit begleitet der Leser den Ghost und erhält nebenbei noch viele Informationen über den Beruf des Ghostwriters.

Auch die Stimmung und die Sympathie für Lang beinhalten ein Wechselbad der Gefühle. So kann man sich am Anfang überhaupt nicht vorstellen, dass Lang etwas mit den dunklen Machenschaften zu tun hat, als sich der Ghost aber schließlich mit Rycart trifft, wechseln die Sympathien und man ist nun wieder auf der Seite Rycarts. Dies hält jedoch auch nicht lange an, sobald sich der Ghost wieder mit Lang unterhält. Daies ist ihm auch anzumerken, denn Lang und Rycart sind für sich so überzeugend, dass der Leser nie weiß, auf welche Seite er sich nun stellen soll.

So weiß Harris den Leser bei Stange zu halten. Bis es aber zu diesem inneren Konflikt kommt, dauert es gut und gerne seine 200 Seiten. Der Aufbau des Buches ist somit sehr lange und bis richtig Spannung aufgebaut wird, ist das Buch schon zur Hälfte rum. Ebenso der Verlauf der Recherchen des Ghosts sind leider nicht das, was man von Harris sonst erwartet. Zwar ist der Spannungsbogen durchaus vorhanden, von Harris ist man jedoch einfach mehr gewöhnt. So ist das Ende einfach nur schrecklich und ideenlos. Man hat regelrecht das Gefühl, dass Harris kein gutes Ende mehr eingefallen ist oder nicht zu kompliziert werden wollte.

 

Robert Harris ist mit seinem Buch „Ghost“ leider kein wirklicher Fortschritt gelungen. Das Thema ist hochaktuell, ohne Frage brisant und lädt zu vielen Verschwörungstheorien ein, was Harris daraus aber gemacht hat, sieht ihm ganz und gar nicht ähnlich.

Eingefleischte Fans sollten auf das Taschenbuch warten, denn ganz grottenschlecht ist das Buch ja nicht. Nur für Harris’ Ansprüche ist es zu wenig!

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240507192821b20c81e1
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Ghost

Autor: Robert Harris

Gebundene Ausgabe: 400 Seiten

Verlag: Heyne (1. Oktober 2007)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3453265750

ISBN-13: 978-3453265752

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 10.12.2007, zuletzt aktualisiert: 05.05.2024 13:15, 5478