Gothic & Lolita Psycho (DVD; Horror; FSK 18)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Gothic & Lolita Psycho (DVD; Horror; FSK 18)

Rezension von Torsten Scheib

 

Rezension:

Erster Gedanke? Ed Wood. Zweiter Gedanke? Ed Wood. Dritter Gedanke: In Farbe. Es mag ein wenig (?) harsch erscheinen, gleich zu Beginn den Vergleich mit dem vielleicht schlechtesten Filmregisseur aller Zeiten zu Rate zu ziehen, doch manchmal hat man eben keine Wahl. Und wer bei jenen Sets, die überwiegend nach günstig gemieteter Lagerhalle vom Freund eines Freundes samt sinnlos platzierten Vorhängen an den Rückwänden auch nur im Entferntesten an Filmkunst denkt, der hält wohl auch die Nachmittagssendungen auf RTL für niveauvoll. Immerhin: der etwas verwirrend anmutende Titel relativiert sich, nachdem man ihn gegoogelt hat. So erfährt man, dass die, dem Viktorianischen nachempfundene »Lolita-Mode« im Land der aufgehenden Sonne immens populär ist und die Modezeitschrift Gothic & Lolita Bible für alle Freunde dieses Stils in etwa den gleichen Status innehat wie die Burda easy fashion hierzulande bei allen nähsüchtigen Frauen. Jetzt dürfte also klar sein, an welche Zielgruppe Gô Oharas zweiter abendfüllender Spielfilm gerichtet ist. Und eins muss man dem Streifen lassen: wenn es um hübsch ausgearbeitete Plateauschuhe, niedliche Mini-Zylinder und spitzenbesetzte Röcke geht, macht keiner dem Teil etwas vor. Auch die zumeist weiblichen Trägerinnen sind für so manchen Blickfang gut, allen voran Hauptdarstellerin Rina Akiyama, die es – Vorsicht, nutzlose Information – in ihrer Heimat geschafft hat, 2007 den Titel »Best Butt in Japan« abzugrasen. Manchmal kann Google die Hölle sein. Doch darüber hinaus sind die Schau- und Unterhaltungswerte spärlicher gesät als das Haupthaar bei Bruce Willis. Was unweigerlich die nächste Frage aufwirft: Stehen die Gothics/Lolitas/Gothic-Lolitas (wie denn nun?) dieser Welt wirklich auf dilettantischen Film-Trash? Ich meine, mit der richtigen Menge Alkohol lässt sich vieles leichter ertragen, doch müsste laut dieser Gleichung der filmbegeisterte Part besagter Gruppe konstant mit Alkoholvergiftungen zu kämpfen haben.

Gewiss hat Ohara nicht in schlechter Absicht gehandelt, als er diesen, häufig zu sehr an Kill Bill angelehnten Streifen inszeniert hat, dessen Zentrum die blutjunge Yuki (Akiyama) verkörpert. Einst ein liebes und aufgewecktes Mädchen, änderten der Mord an ihrer Mutter und die Verkrüppelung ihres Vaters alles. Schluss mit dem fröhlichen Schulmädchen! Fortan agiert Yuki als gnadenloser Racheengel in schwarzem Gothic-Outfit. Ihr Ziel: jene zur Strecke zu bringen, die sich für die grausamen Taten verantwortlich zeichnen; völlig gleich, ob es sich dabei um eine irre Nachtclubbesitzerin, einen notgeilen Lehrer mit Psi-Fähigkeiten, eine komplett durchgeknallte Killerin oder sogar um einen Dämon in Menschengestalt handelt. Sie alle sollen Yukis Zorn zu spüren bekommen – und den ihres Regenschirms!

Ja, richtig gelesen. Anstelle von Messern oder Handfeuerwaffen geht Yuki viel lieber mit einem simplen Alltagsgegenstand gegen ihre Feinde vor. Zumal man das Ding ja auch als Schutz vor Niederschlägen verwenden kann. Ferner besitzt Yukis Schirm überdies ein eingebautes Maschinengewehr, ist natürlich kugelsicher und kann außerdem bei Bedarf als klingenbesetzter Bohrer verwendet werden. Auf so was müssen die Entwickler bei Knirps erstmal kommen, was? Doch so cool dieses spezielle Instrument auch sein möchte – es bleibt lachhaft; vom ersten bis zum letzten Akt. Wenn sich dazu noch eine gehörige Portion Dilettantismus dazugesellt, entwickelt sich selbst der Ansatz eines Goutierens zur nahezu unüberwindlichen Aufgabe. Selbst Trash-Freunde und Angetrunkene dürften so ihre Probleme haben. Dabei darf es durchaus auch mal völlig gaga zur Sache gehen und/oder die Blutfontänen meterweit in die Höhe schießen. Ist alles legitim, wenn das Konzept stimmt. Remember Braindead? Bei »Gothic & Lolita Psycho« ist aber nicht mal das in ausreichendem Maße vorhanden. Dafür jedoch billige Sets und Locations, die verdächtig an die Turnhalle der Grundschule von einst gemahnen (und es wohl auch sind) oder an das (schlechte) Bühnenbild einer Theater-AG, Waffen, bei denen nicht nur der Klingenbesatz irgendwie nach doppelt geklebtem Papier aussieht und Schauspieler, die entweder hölzerner sind als Pinocchio oder sich benehmen wie Primaten aus dem Zoo – nachdem sie zum ersten Mal Klebstoff geschnüffelt haben. Und falls die überwiegend grottigen Spezial-Effekte noch nicht erwähnt wurden – oder die die billigen, unlustigen Furz- und Altherren-Witzchen -, dann sei dem hiermit Genüge getan. Angesichts solch eines Bataillons von »Lowlights« hilft auch der Hinweis auf den zwar mageren, aber bisweilen doch irgendwie schlüssigen Plot nicht sehr viel. Doch Halt! Eine Sache wäre da noch: die Pistole der einäugigen Killerin (wer ruft da Elle Driver?), die mit einem angebrachten Handy Pluspunkte sammeln kann. Immerhin etwas, oder?

 

Ironischerweise kommt die Blu Ray mit einer Bildqualität daher, die bisweilen Referenzwerte erreicht, komplettiert durch klare, gut abgemischte Tonwerte. Doch auch in dieser Sektion lassen die Enttäuschungen nicht lange auf sich warten – diesmal in Form von knapp dreieinhalb Minuten rabiater Schnitte, die aber letztlich auch nicht wirklich ins Gewicht fallen. Auch sind die üblichen Extras á la »Making-Of« im Grunde auch keiner Rede wert.

 

Fazit:

Es gibt guten Trash und schlechten Trash – »Gothic & Lolita Psycho« definiert letztgenannte Variante völlig neu. Keine Ahnung, was man an diesem Machwerk unterhaltsam finden kann, darum gibt es für mögliche Kaufinteressenten nur einen Rat: Finger weg!

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240510053745fc7f96a8
Platzhalter

DVD:

Gothic & Lolita Psycho

Originaltitel: Gosurori shokeinin

Japan, 2010

Regie: Gô Ohara

Sprache: Deutsch (DTS-HD 5.1), Japanisch (DTS-HD 5.1)

Untertitel: Deutsch

Region: Region B/2

Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1

FSK: 18

WVG Medien, 24. Juni 2011

Spieldauer: 85 Minuten

 

ASIN: B004TNZV8U

 

Erhältlich bei Amazon

 

Darsteller:

Rina Akiyama

Yukihide Benny

James Mark


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 05.10.2011, zuletzt aktualisiert: 10.09.2023 10:58, 12128