Highlander - Die Macht der Vergeltung (DVD)
 
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Highlander - Die Macht der Vergeltung (DVD)

Rezension von Ingo Gatzer

 

Rezension:

“Es kann nur einen geben.“ Dieses Zitat aus dem Kultfilm “Highlander“ von Russel Mulcahy ist längst Teil der cineastischen Geschichte. Doch die Macher des Fantasy-Streifens hielten sich nicht an diesem Satz, sondern schufen - teilweise entgegen der Logik des Stoffes - eine ganze Reihe von völlig misslungenen bis schwachen Fortsetzungen, eine durchschnittliche TV-Reihe sowie eine Zeichentrickserie (“Highlander - The Animated Series“), die aber eher auf Kinder ausgerichtet war. Nun hat Yoshiaki Kawajiri einen Anime über den Highlander-Stoff geschaffen. Der Japaner dürfte Genre-Fans unter anderem durch “Ninja Scroll“, “Vampire Hunter D“ oder seinen Beitrag zu “Animatrix“ (“Program“) ein Begriff sein. Der Verfasser des Drehbuchs, David Abramovitz, hat bereits Scripts für TV-Serien wie “V“, “MacGyver“ und auch für “Highlander“ geschrieben.

 

Yoshiaki Kawajiris Film benutzt für seine Geschichte das bekannte Highlander-Universum als Rahmen. Auf der Erde wandeln Unsterbliche, die wie ganz normale Menschen aussehen und sich gegenseitig erkennen können. Sie sterben nur, indem man sie enthauptet. Köpft ein Unsterblicher einen anderen, so geht die Macht seines Gegners auf ihn über. Dem Letzten, der in diesem Jahrhunderte andauernden Wettkampf übrig bleibt, winkt unvorstellbare Macht.

 

Seit der Unsterbliche Marcus Octavianus die Frau des ebenfalls Unsterblichen Colin McLeod im Jahre 125 tötete, ist Colin vom Gedanken an Rache besessen. So jagt er durch die Jahrhunderte und Kontinente nach seinem Erzfeind: Im 2. Jahrhundert in Nordengland, im Jahre 476 bei der Plünderung Roms, 763 nach Christus in China, im 11. Jahrhundert in Schottland, bei der Schlacht von Trafalgar zu Beginn des 19. Jahrhunderts oder im 2. Weltkrieg. Doch stets erweist sich sein Gegner als überlegen, so dass es ihm oft nur mit knapper Mühe und Not gelingt, den Kopf auf seinen Schultern zu behalten. Doch das Antlitz der Erde verändert sich im 22. Jahrhundert radikal. Kriege, Umweltzerstörung und andere Katastrophen haben die Bevölkerung gezeichnet und dezimiert. Ganze Staaten sind zusammengebrochen. An ihre Stelle traten lokale Stadtstaaten, die von selbsternannten Herrschen regiert werden. Als der Highlander im Jahr 2187 nach New York kommt, erfährt er, dass die Überreste der Stadt von seinem Feind Marcus Antonius regiert werden. Nach einer Suche von über zwei Jahrtausenden kommt es endlich zum Showdown zwischen den beiden Unsterblichen. Doch kann und will Colin McLeod auch den unterdrückten Bewohnern der Stadt helfen, die in tödlicher Gefahr schweben?

 

“Highlander - Die Macht der Vergeltung“ kann besonders bei der Darstellung der Kampfszenen überzeugen. Neben den zwar nicht mehr ganz taufrischen, aber hier absolut stimmigen matrixesquen Effekten, wie die Verbindung von Kugelhagel und Slow-Motion-Kamera(schwenks), beeindruckt hier besonders die flüssige Animation. Auch für Abwechslung wurde gesorgt. So duellieren sich die Erzfeinde mal zu Lande, mal zu Pferde oder sogar in der Luft. Und auch die Gefährtinnen der Unsterblichen dürfen ihre Fähigkeiten beweisen: In der Arena, im Hubschrauber, mit Gewehr oder Klingen.

 

Gelungen und alles andere als eintönig ist auch der Sound. Die Verantwortlichen Jossi Tegelman und Nathan Wang benutzen zur Untermalung des Geschehens, mal klassische orchestrale, mal moderne elektronische oder gitarrenlastige, rockige Musik. Dann wieder werden die musikalischen Genres gemischt oder die Tonspur minimalistisch nur auf Trommeln reduziert, etwa um Kampfszenen auditiv angemessen zu unterstreichen. Nie ist der Sound Selbstzweck. Er wird vielmehr gekonnt zur Untermalung des Visuellen verwendet. Zudem wird Gothic-Fans der Filmsong “Sacrament“ der finnischen Gruppe “HIM“ zweifellos zusagen.

 

Die deutsche Synchronisation ist, was bei Animes leider nicht immer die Regel ist, in Ordnung und auch die Auswahl der Sprecher - bis auf die Stimme des kleinen Joe, die zu erwachsen wirkt - fällt zufrieden stellend aus. Trotzdem sei allen Zuhörern die englische Tonspur empfohlen, die wie sie oft, die bessere ist.

 

Positiv hervorgehoben werden muss auch noch das Charakterdesign einiger Figuren. Erstens ist hier Marcus Aurelius zu nennen, weil er nicht nur als tumber Bösewicht dargestellt wird. Vielmehr skizziert David Abramovitz hier überzeugend das Bild eines Mannes, der über die Jahrhunderte in seinem Streben nach Ordnung und Macht den Bezug zu den Sterblichen verloren und den Weg in den Wahnsinn beschritten hat. Von völlig gegensätzlicher Natur ist der weise Druidengeist, der Colin McLeod zur Seite steht. Denn gerade durch seine ironischen und humorigen Kommentare zum Verhalten des Highlanders, wird der manchmal recht brutale Film aufgelockert.

 

Yoshiaki Kawajiri faszinierten am Realfilm “Highlander“ nach eigener Aussage besonders die Übergänge zwischen den einzelnen Zeitebenen. Kein Wunder also, dass er diesen in seinem Werk auch große Aufmerksamkeit geschenkt hat. Die Zeitsprünge können besonders in der ersten Filmhälfte überzeugen, etwa wenn aus der Dalia des Jahres 2187 - ausgelöst durch die aufkommende Erinnerung von Colin - Moya, die Frau des Highlanders, aus dem 2. Jahrhundert wird. So kann der Regisseur dem Zuschauer geschickt die Vorgeschichte von Colin vermitteln. Schade, dass nicht alle Zeitsprünge so kunstvoll wie dieser (oder die etwas später folgende Verwandlung von einer Parkuhr in ein Schwert) geraten sind. Trotzdem ist die Darstellung der beiden Antagonisten in einer Reihe von unterschiedlichen Zeitaltern gelungen und trägt zu ihrer glaubwürdigen Charakterisierung bei.

 

Bedauerlicherweise sind einige Zeichnungen und Animationen nicht von der Qualität, welche die meisten Kampfsequenzen erreichen. So sind manchmal die gezeichneten Schatten nicht stimmig. Zudem wären hier und da ein ausdrucksvolleres Mienenspiel der Charaktere, mehr Hintergrundanimationen sowie ein größerer Detailreichtum wünschenswert. Dem stehen aber auch einige großartige Sequenzen gegenüber, denen man augenscheinlich mehr Sorgfalt gewidmet hat, etwa wenn Colin aus seinem eigenen Grab steigt - was stark an die Optik einiger Zombiefilme erinnert - oder in Stonehenge weilt.

 

An einigen Stellen wirkt der Film leider unfreiwillig komisch und überzogen, etwa wenn ein gerade abgeschlagener Kopf noch einen Kommentar abgibt oder ein Pferd auf dem ein Unsterblicher reitet, gerade mal ein Stück durch die Luft fliegt. Hier wäre etwas weniger mehr gewesen.

 

Als Bonus gibt es auf der DVD einige mit Musik unterlegte Bildstudien, ein Making-Of, das die Zusammenarbeit von Ost (Japan) und West (USA) bei der Produktion des Films betont, ein (recht kurzes) Interview mit dem Regisseur, sowie einen Original-Trailer. Wünschenswert wäre hier ein ausführlicher Audio-Kommentar von Yoshiaki Kawajiri und/oder David Abramovitz gewesen.

 

Fazit:

“Highlander - Die Macht der Vergeltung“ kann sowohl den Freunden des Highlander-Stoffes als auch Anhängern des Anime-Genres empfohlen werden. Allerdings trägt der Film die Altersempfehlung (16+) zu Recht, da - nicht wirklich überraschend - Köpfe rollen und Blut fließt, so dass das Werk von Yoshiaki Kawajiri nichts für Kinder ist. Gerade wegen der Kampfsequenzen und dem stimmigen Sound kann die Adaption des Highlander-Stoffes - trotz kleinerer Schwächen - überzeugen. Vielleicht dürfen sich Fans sogar auf eine Fortsetzung freuen. Manchmal kann es eben auch mehr als einen geben.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240503192508f0d48f2a
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DVD:

Highlander - Die Macht der Vergeltung

USA, 2007

Original: Highlander - Search for Vengeance

Regie: Yoshiaki Kawajiri

Studio: Imagi Animation Studios

Drehbuch: David Abramovitz

Sprachen: Deutsch, Englisch

Ton: Dolby Surround 5.1, Dolby Digital 2.0

Genre: Anime

Länge: 82 Minuten

FSK: 16

Umfang: 1 DVD

Ascot Elite, 2008

DVD-Features: Bildstudien, Making of, Interview mit Yoshiaki Kawajiri, Trailer

 

ASIN: B0017J4U9K

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 17.06.2008, zuletzt aktualisiert: 08.03.2024 09:25, 6729