Im Bann der Magie (Autorin: Robin Hobb; Nevare, Band 2)
 
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Im Bann der Magie von Robin Hobb

Reihe: Nevare, Band 2

Rezension von Christel Scheja

 

In „Die Schamanenbrücke“ schilderte Nevare, der zweite Sohn eines zum Adligen gewordenen Offiziers seine Kindheit und Jugend. Erzogen in den Traditionen seines Volkes war er mehr als bereits dazu, wie sein Vater die Soldatenlaufbahn einzuschlagen und sein eigenes Glück zu machen. Denn noch ist das gernische Reich dabei, sich langsam aber sicher auszubreiten und weitere Gebiete zu erobern beziehungsweise die bereits gewonnenen Gebiete zu sichern.

Schon als er noch klein war, legte sein Vater großen Wert auf eine entsprechende Ausbildung. Der kleine Nevare wurde bereits in den Tugenden eines Soldaten erzogen und er machte ihn auch mit der Kultur der unterjochten Völker vertraut, indem er ihn für einige Zeit in die Obhut eines ehemaligen Feindes, des Flachländers Dewara aus dem Stamm der Kidona gab In dieser Zeit kam der junge Mann erstmals mit etwas in Berührung, an dass kein Gernier glauben will: Magie.

Diese berührt ihn erneut, als er zur Ausbildung in die Offiziersakademie der Hauptstadt geschickt wird. Denn nachdem er sich – wie andere Söhne neuadliger Familien auch – erfolgreich und mit viel Verstand gegen die Jungen aus altem Adel durchgesetzt und sich auch bei den konservativen Lehrern Respekt verschafft hat – sieht er zum ersten Mal in seinem Leben Menschen aus dem Volk der Fleck, die im Rahmen eines Jahrmarkts vorgeführt werden. Wie schon einmal in der Obhut Dewaras hat er das Gefühl, eine zweite Seele lebe in seiner Brust und übernähme dann und wann das Kommando. Denn er erkennt, wie das Volk, das selbst von den Kidona als feige und heimtückisch verachtet wird, gegen die gernischen Unterdrücker kämpft. Er wird immer wieder von seltsamen Träumen und einem seltsamen Gespür eingeholt.

Kurz nach dem Fest bricht eine Seuche in der Haupstadt aus, die sich rasend schnell ausbreitet. Nevare gehört zwar zu denen, die sie überleben, aber er beginnt sich zu verändern.

Und hier setzt „Im Bann der Magie“ die Geschichte fort: Ohne dass er wesentlich mehr isst oder weniger trainiert nimmt er mehr und mehr zu. Schließlich wird er von den Ärzten nach Hause geschickt und später sogar ehrenhaft aus dem Dienst entlassen.

Das bedeutet für Nevare und seine Familie allerdings ein Zusammenbruch der heilen Welt und aller Zukunftsträume. Der junge Mann versucht zwar seiner zunehmenden Fettleibigkeit Herr zu werden und ahnt, dass die durch die Fleck ausgelöste Seuche und auch die ihn immer wieder heimsuchende Magie etwas damit zu tun haben. In seiner Familie findet er jedoch keinen Rückhalt. Vor allem sein Vater versucht ihn zu maßregeln und separiert ihn immer mehr von der Familie. Schließlich kommt es zu einer großen Tragödie, die Nevare aus dem Haus und an die Grenze treibt. Denn er weiß, dass er nur dort Antworten auf seine Probleme und Visionen finden kann, wenn er jemals wieder Frieden finden will. Doch dass ist nur der Anfang einer großen Zahl von Prüfungen und Demütigungen, die ihn noch erwarten.

 

Wie auch schon „Die Schamanenbrücke“ setzt „Im Bann der Magie“ die Geschichte eher ruhig fort. Robin Hobb alias Megan Lindholm geht es nicht um epische Schlachten und weltbewegende Geheimnisse. Sie zentriert die Handlung noch weiter auf Nevare, der im ersten Band noch glimpflich davon gekommen ist, nun aber die volle Härte des Lebens zu spüren bekommt und vom Regen in die Traufe gerät. Er, der vielleicht selbst manchmal auf die Fettleibigkeit und Zügellosigkeit anderer herab geblickt hat, bekommt nun zu spüren, was es bedeutet, mit Vorurteilen belastet und verachtet zu werden, vor allem, als er seine Familie verlassen und sein Glück alleine versuchen muss, da ihn nun nicht einmal mehr der Adelsstand schützt.

Erst nach und nach begreift er, das alle Prüfungen nur dazu da sind, etwas zu akzeptieren, was er schon vor einiger Zeit angenommen hat. Denn die Magie ist keine Kraft, derer man sich ungestraft bedienen und die man beherrschen kann – sie beherrscht und fordert ihren Benutzer. Und es ist für ihn dabei schwer über sein von Logik und Wissen geprägtes gernisches Ich zu springen. So schildert auch dieser Roman einem weiteren Schritt in eine Richtung, die er nicht für möglich gehalten hat.

Interessant ist auch das gewählte Setting, dass an den britisch-französischen Kolonialismus im Amerika erinnert des 18 Jahrhunderts erinnert, als an das Mittelalter und die Antike. Auch hier treffen die bereits über Schusswaffen und Sprengstoff verfügenden „zivilisierten Leute“ auf Naturvölker, die sie für Barbaren halten. Sie sind aber doch hilflos, wenn es um unerklärliche Seuchen geht, bei denen Wissen alleine nicht weiter hilft.

All das wird sehr gemächlich und ausführlich erzählt, einen wirklichen Höhepunkt gibt es nicht, so dass man manchmal doch durch all zu viele Abschweifungen und Details ins Stocken kommt. Aber noch ist der komplexe Hintergrund zu interessant, um das Buch wirklich langweilig erscheinen zu lassen die Atmosphäre stimmig genug, um sich nicht durch die Seiten quälen zu müssen.

 

„Im Bann der Magie“ ist zwar schon wesentlich erwachsener und auch etwas brutaler als „Die Schamanenbrücke“, aber wie der erste Band der Nevare-Trilogie nicht unbedingt ein Werk voller Action und Abenteuer. Man muss schon ein wenig Geduld und ein Faible für komplexe Geschichte voller Magie mitbringen, um es wirklich genießen zu können.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240503155503c1aba487
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Buch:

Im Bann der Magie

Reihe: Nevare, Band 2

Autorin: Robin Hobb

gebunden - 834 Seiten

Klett-Cotta, erschienen September 2008

Übersetzung aus dem Amerikanischen von Joachim Pente

Titelbild von John Howe

ISBN-10: 3608938133

ISBN-13: 978-3608938135

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 06.11.2008, zuletzt aktualisiert: 24.04.2024 09:34, 7685