Eines muss man Tad Williams lassen. Er schafft es immer noch, seine Geschichten mit vielen Worten zu erzählen und dabei nichts dem Zufall zu überlassen. Neben dem Aufbau der Welt und ihrer Kulturen liegt ihm auch das Schicksal der Figuren am Herzen. Das merkt man auch dem dritten Band der Saga Der letzte König von Osten Ard an, der von Klett Cotta wieder einmal in zwei Bücher aufgeteilt wird. Erschienen ist nun Im dunklen Tal Band 1.
Dunkel sieht es für den Herrscher von Osten Ard aus, denn seine Familie, all die Kinder, die er liebt, sind in alle Winde verstreut und verschollen. Er weiß so nicht einmal ob seine Enkel noch leben oder schon tot sind. Und nun scheint auch noch seine eigene Frau auf einer Mission ums Leben gekommen, was ihm endgültig das Herz bricht.
Während er mehr oder weniger mit der Trauer hadert, bewegen sich die dunklen Mächte im Norden, denn die Nornenkönigin und ihre Verbündeten holen zu weiteren Schlägen gegen das Reich der Menschen aus. Und im Verborgenen versuchen die, die für tot gehalten werden, wieder ins Licht zurückzukehren, vor allem Morgan, der designierte Thronerbe.
Eines muss man dem Buch zugutehalten, es gibt eine mehrseitige Einführung in die Ereignisse der beiden Vorgängerromane, damit man wieder leicht in die Handlung kommt. Ansonsten macht der Autor weiter wie gehabt. Auf einige Handlungsebenen schreibt er die Geschichte weiter.
So weiß der Leser bald mehr als die Figuren und kann so auf seine Weise mitfiebern und seinen Liebling finden. Die Handlungsstränge sind immerhin angemessen lang genug, um das Geschehen im Kopf zu behalten, nachdem zu einer anderen Ebene gewechselt wurde.
Man merkt, dass die Autor weniger das epische Geschehen am Herzen liegt als seine Figuren, deren Gedanken und Gefühle sehr ausführlich offen gelegt werden, um deren Entwicklung voran zu treiben. Wie immer steht das zwischenmenschliche Miteinander im Vordergrund, geprägt von einer gewissen christlichen Moral.
Zudem enthüllt er auch langsam einige Zusammenhänge, die deutlich machen, wie sehr die verschiedenen Entwicklungen zusammenhängen und wer in dem ganzen Intrigenspiel eigentlich die Fäden in der Hand hält.
Heraus kommt so eine epische Geschichte, die weniger auf Schlachten und Action setzt als auf Verstrickungen, Lüge und Verrat in höchsten Kreisen. Allerdings bleibt die Spannung auf einen eher mäßigen Niveau, da die ganzen Nebenhandlungen den Erzählfluss deutlich verlangsamen.
Auch ist ein Einstieg nicht mehr so einfach, da vieles als bekannt vorausgesetzt wird. Der Originalroman wurde übrigens an einer guten Stelle geteilt, er lässt mit einem überraschenden Cliffhanger zurück.
