Jäger und Gejagte von Robert Kirkman

Reihe: The Walking Dead Band 11

 

Rezension von Olaf Kieser

 

Rezension:

Eine apokalyptische Epidemie globalen Ausmaßes hat dazu geführt, dass die Toten sich aus ihren Gräbern erheben und die Lebenden angreifen. Wie in solchen Szenarios üblich, erringen die Untoten rasch die Oberhand und bringen die Menschheit an den Rand der Auslöschung. Die wenigen Überlebenden stehen herumziehenden Zombiehorden gegenüber, die durch die ständige Suche nach Beute angetrieben werden. Regierung, Zivilisation und Ordnung existieren nicht mehr. Die Gruppe Überlebender um Rick Grimes befindet sich noch immer auf dem Weg nach Washington, nachdem ihnen Abraham davon berichtet hat, dass dort noch eine letzte Bastion der Menschheit steht. Es wäre gut, wenn man die Stadt bald erreichen würde, denn die Vorräte werden langsam knapp, da die Haltbarkeit von Konserven langsam abläuft und der selbstständige Anbau von Lebensmitteln nahezu unmöglich ist. Aber nicht nur die Versorgung mit Lebensmitteln bereitet der Gruppe Probleme. Als Ben seinen Bruder Billy umbringt ist die Gruppe entsetzt und muss sich entscheiden, wie mit dem Jungen weiter verfahren werden soll. Doch auch äußere Gegner bedrohen Rick und seine Freunde. Und dieses Mal sind es nicht Zombies, die auf das Fleisch der Lebenden aus sind

 

Die Horror-Serie The Walking Dead wurde von Robert Kirkman und Charlie Adlard erdacht. Kirkman ist ein gefragter amerikanischer Comic Autor im Independent-Bereich. Zusammen mit Tony Moore entwickelte er das Konzept von The Walking Dead für den Image Verlag. Neben Image ist Kirkman auch für Marvel als Autor tätig ( Marvel Team-Ups, The Ultimate X-Men und Marvel Zombies). Der britische Comiczeichner Charlie Adlard ist von Anfang an für die zeichnerische Umsetzung der Serie verantwortlich und verleiht ihr ihren unverwechselbaren Stil. Wie bei vielen britischen Comic-Zeichnern üblich, hat er einige Zeit für 2000 AD die Serie Judge Dreed gezeichnet. In den USA hat Adlard er für alle großen Verlage gearbeitet.

 

Trotz der dramatischen Themen, die verhandelt werden, ist Jäger und Gejagte insgesamt ein eher ruhig erzählter Band. Existenzielle moralische Fragen stehen eindeutig im Vordergrund. Gerade wenn man glaubt, dass Kirkman die tiefsten Untiefen ausgelotet hat, findet er eine tiefere. Dabei scheint er ein wenig von Cormac McCarthys Roman The Road inspiriert worden zu sein. Die Gruppe um Rick bemüht sich geradezu verzweifelt darum, sich wenigstens ein wenig Moral aus der Zeit vor der Apokalypse zu bewahren. Doch leicht ist das nicht und langsam verabschiedet man sich von einer Überzeugung nach der anderen. Diesen Kampf zu verfolgen ist ziemlich spannend und lässt den Leser durchaus nachdenken, wie er sich verhalten würde.

 

Adlard setzt Kirkmans Geschichte wieder in atmosphärischen, oft detailreichen und immer wieder drastischen Bildern um. Zusammen mit Cliff Rathburns grauer Farbgebung entwickelt sich eine eindrucksvolle, unheimliche Atmosphäre, die an Horrorfilm-Klassiker erinnert.

 

Die Aufmachung des Comics ist Cross Cult natürlich auch dieses Mal gelungen. Der Band erscheint in einem DIN-A5 Format als Hardcover-Ausgabe und ist damit kleiner als das Format der US-Hefte. Als Hintergrundmaterial wird auch dieses Mal die Geschichte des Zombie-Films in einen unterhaltsamen und aufschlussreichen Artikel fortgesetzt.

 

The Walking Dead: Jäger und Gejagte ist der möglicherweise bisher finsterste Band der Serie. Dunkle moralische Abgründe werden ausgelotet wenn die Gruppe um Rick Grimes sich den Notwendigkeiten des Überlebenskampfes stellen muss. Gerade diese inneren Konflikte machen The Walking Dead zu einer der derzeit besten Horror-Comicserien auf dem Markt.

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