Jimmy und Judy (DVD)
 
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Jimmy und Judy (DVD)

Filmkritik von Christel Scheja

 

Rezension:

Immer wieder erinnern Amokläufe bisher unauffälliger junger Menschen daran, dass auch unter einer ruhigen Oberfläche ein Pulverfass schlummern und irgendwann explodieren kann. Die Zeichen dafür sind nicht immer erkennbar, oft genug werden sie übersehen oder als jugendliche Laune gewertet.

Seit „Natural Born Killers“ bereiten Filmemacher, das Thema von der in den Menschen unter nur einer dünnen Schale der Zivilisation schlummernden Bestie immer wieder gerne auf und erzählen die Geschichte von den Jugendlichen, die zu Mördern werden und sich dann nicht mehr kontrollieren können immer wieder neu.

 

Zu diesen Filmen gehört „Jimmy und Judy“, der auch noch im Stil von „Blair Witch Project“ gedreht wurde – also nur mit einer Handkamera, die den Einsatz einer Videokamera, wie sie gerne bei Hobbyfilmern im Einsatz ist – gedreht wurde.

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Jimmy, der noch zur Schule geht, aber bereits jetzt abgestoßen von dem bürgerlichen Leben und seinen Spießereltern ist. Allerdings weiß er auch nicht, was er selbst will und probiert alles mögliche aus. Besessen ist er allerdings nur von einer Sache – seiner Kamera, mit der er unablässig seine Umwelt filmt und diese Aufnahmen entsprechend zynisch kommentiert. Da er angeblich einen Freund gefilmt haben soll, als dieser sich umbrachte, muss er in psychiatrische Behandlung. Allerdings lässt er sich davon nicht beeindrucken, denn endlich scheint er etwas und jemanden gefunden zu haben, der ihn verstehen könnte.

Er gewinnt das Vertrauen der schüchternen Judy, indem er an all jenen, die sie seines Wissens nach gequält haben Rache nimmt, und diese mit seiner Kamera dokumentiert. Tatsächlich geht das Mädchen auf ihn ein und beginnt Zuneigung zu entwickeln. Dank Sex und Alkohol kommen sich die beiden näher und beschließen irgendwann und irgendwie aus ihrer jetzigen Situation auszubrechen.

Doch dann geschieht etwas, dass ihre Hemmungen fallen und die letzten Dämme brechen lässt. Auf einer gemeinsamen Autofahrt überfährt Judy einen Passanten. Durch ihr hysterisches Verhalten macht sie einen Polizisten auf sich aufmerksam. Und obwohl Jimmy die Leichen längst im Kofferraum verstaut hat, muss er auch den Polizisten erschießen. Den beiden Jugendlichen bleibt jetzt nur noch die Flucht. Sie rasen mit dem Wagen quer durch Amerika, immer in der Furcht von den Behörden entdeckt zu werden. Erst in einer abgelegen siedelnden Hippie-Kommune finden sie Zuflucht und Ruhe. Allerdings ist dies nur von kurzer Dauer, denn Jimmy ist hochgradig eifersüchtig. Er kann nicht zulassen, das seine Judy andere Lebensziele und möglicherweise auch Männer für sich entdeckt.

 

Ob „Jimmy und Judy“ wirklich mit „Natural Born Killers“ mithalten kann, muss jeder für sich entscheiden. Klar ist nur, dass das Grundmuster beider Filme relativ ähnlich ist. Auch hier brechen zwei junge Menschen aus einem Leben aus, dass sie als trist und wenig lebenswert erachten, einen Plan oder gar ein Ziel haben sie auf der anderen Seite allerdings auch nicht, was sich recht schnell an ihrem Verhalten bemerkbar macht.

Die amateurhaft geführte Kamera soll dabei die Unmittelbarkeit und die eingeschränkte Wahrnehmung der Protagonisten darstellen. Nur eine einzige Einstellung – die letzte – ist nicht mit der Handkamera gefilmt. Alles andere ist in einem dokumentarischen Stil gefilmt. Immerhin wirkt die Qualität dieser Aufnahmen nicht all zu amateurhaft, sondern geht vielmehr einen gesunden Mittelweg zwischen Heimvideo und professionellen Aufnahmen.

Der Film beschäftigt sich mit Extremen. Das bezieht sich nicht nur auf die jungen Protagonisten, die zu plötzlichen Gefühlsausbrüchen und aggressiven Reaktionen neigen, sondern auch in ihrem Weltbild, das im Verlauf der Handlung immer extremer wird – vor allem bei Jimmy.

Auch die Handlung ist sehr wechselhaft. Gerade der Anfang ist sehr ruhig und stellenweise langatmig. Man lernt dabei vor allem Jimmy kennen, der immer wieder mit seiner Umgebung abrechnet und sich dabei gesellschaftlich wie auch seelisch immer weiter in den Abgrund manövriert. Man kann mit ihm fühlen und manchmal sogar über seine Kommentare schmunzeln. Das ändert sich aber, als seine aggressiven Schübe immer heftiger werden und die moralisch-ethischen Skrupel fallen. Je deutlicher seine düstere Seite zum Vorschein kommt, um so unheimlicher wird er dem Zuschauer. In diesen Momenten gewinnt die Geschichte an Dramatik und Dynamik.

Dennoch kann nicht so recht der Funke überspringen. Auch wenn die explizite Darstellung der Gewalt berechtigt und realistisch sein mag – so wirk sie doch sehr aufgesetzt und effekthascherisch, was sich negativ auf die gesamte Handlung auswirkt. Letztendlich hat der Film seine guten Momente, in denen die Lage in die sich die Teenager manövriert haben wirklich beklemmend und bedrückend wird, dann wieder glaubt man sich in die Schlagzeilen der Boulevardpresse versetzt, da genau die Klischees verarbeitet werden, die man mit einem solchen Fall verbindet . Heraus kommt ein Streifen, der in weiten Teilen unausgegoren wird, dann aber auch wieder eine guten Augenblicke hat.

Bild und Ton sind trotz der experimentellen Erzählweise gelungen und auch die Extras sind mit erweiterten Szenen und einem Audiokommentar für eine Einzeldisk akzeptabel.

 

„Jimmy und Judy“ hat interessante Ansätze und einige gute Szenen, das reicht aber nicht, um den Film wirklich uneingeschränkt empfehlen zu können. Wer aber schon Filme wie „Natural Born Killers“ und „Blair Witch Projekt“ mochte, der kann unter Umständen auch Spaß an diesem Film haben.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240427155708e5876eee
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DVD

Jimmy und Judy

USA 2006

Original: Jimmy and Judy

Buch & Regie: John Schroder & Randall K. Rubin

Bildformat: 16:9

Synchro: Deutsch, Englisch (DD 5.1), Untertitel: Deutsch

Spieldauer: ca. 96 min

Umfang: 1 DVD

FSK: 18

Extras: Extended Scenes, Audiokommentar

Splendid Entertainment/WVG, 30. Januar 2009

 

ASIN: B001HR4M0O

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Darsteller

Edward Furlong

Rachael Bella

A. J. Buckley

Chaney Cley

James Eckhouse

Gay Storm

William Sadler

 


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Erstellt: 13.03.2009, zuletzt aktualisiert: 19.10.2023 16:07, 8417