Hörspiel
Reihe: Gruselkabinett Folge 156
Rezension von Cronn
Es existiert eine Reihe von Volksmärchen, Sagen und Legenden, die von Generation zu Generation immer wieder neu interpretiert werden. Dazu gehört unter anderem Krabat. Diese sorbische Sagengestalt wurde schon von Otfried Preußler in seinem berühmten Jugendbuch aufgegriffen. Sie spielt hauptsächlich in der Oberlausitz und wurde erstmals im frühen 19ten Jahrhundert schriftlich erwähnt.
Marc Gruppe und Stephan Bosenius haben sich dieser Sage angenommen und präsentieren sie in ihrer Reihe Gruselkabinett als Folge 156. Wie gelungen die Adaption ist, soll die nachfolgende Rezension aufzeigen.
Verlagsinfo:
Eutrich bei Königswartha, Ende des 17. Jahrhunderts: Der junge Gänsehüter Krabat wird Mühlknappe in der sogenannten Teufelsmühle. Schnell stellt er fest, dass sein Dienstherr in Wahrheit ein Hexenmeister ist, der die Schwarze Kunst beherrscht. Als Krabat sich näher mit den Lehren des Müllers befasst und alsbald einen Pakt mit dem Teufel eingehen muss, wird ihm klar, dass er in der Falle sitzt und in tödlicher Gefahr schwebt …
Kritik:
Marc Gruppe hat sich an einer umfangreichen Version der Krabat-Sage versucht, die sowohl die Schwarze Mühle, als auch die Aspekte rund um das Zauberbuch und die Türkei-Abenteuer von Krabat mit einschließt. Damit geht eine gewisse episodenhafte Struktur einher, auf die später noch eingegangen wird.
Das Hörspiel beginnt sehr stimmungsvoll mit der Schilderung der Mühle und Krabats Zauberlehrlingszeit. Hier ist das Sounddesign sehr gelungen. Man hört das Knarren des Mühlrads und andere Sounds, so dass man sich gut in die Situation hineinversetzen kann. Anschließend erfolgt die Befreiung Krabats aus der Schwarzen Mühle und es werden verschiedene Episoden aufgegriffen, die Krabats Erfolgsweg mittels Zauberkraft zeigen. Diese wirken nicht mehr gruselig-unheimlich, sondern mehr wie ein anekdotenhafter Schwank.
Angeschlossen werden die Türkei-Abenteuer als Soldat, der dem König zur Flucht verhilft. Diese Episoden wirken nahezu wie aus einer Münchhausen-Geschichte, nur mit dem Unterschied, dass Krabat seine Heldentaten mittels Zauberkraft verübt.
All diese Episoden tragen dazu bei, dass das Hörspiel zwar umfangreich die Krabat-Sage wiedergibt, aber wenig in sich geschlossen wirkt. Die Stimmung der einzelnen Episoden schwankt zudem und ergibt insgesamt ein Hörspiel, das nicht wie aus einem Guss wirkt.
Hier wäre es sinnvoller gewesen, sich auf die Schwarze-Mühle-Episode zu beschränken und sie – gern auch mit eigener Texthinzufügung – breiter auszugestalten. Dies würde auch besser in die Reihe »Gruselkabinett« passen. »Krabat« wäre eigentlich ein guter Kandidat für die Reihe Titania Special gewesen.
Fazit:
»Krabat« ist ein ordentlich gelungenes Hörspiel, das die Sage sehr werkgetreu adaptiert, aber gerade dadurch wenig geschlossen wirkt. Stimmungsveränderungen gehören ebenso dazu und machen das Werk nicht kongruent. Die Sprecher agieren gewohnt auf hohem Niveau und auch die Soundproduktion ist – wie von Titania gewohnt – sauber und klar.
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