Luke Skywalker und die Schatten von Mindor (Autor: Matthew Stover; Star Wars)
 
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Luke Sykwalker und die Schatten von Mindor von Matthew Stover

Reihe: Star Wars

Rezension von Oliver Kotowski

 

Rezension:

Luke Skywalker, der größte Held der Neuen Republik, ruft den Ermittler Lorz Geptun zu sich – er möge gegen Luke als Kriegsverbrecher ermitteln. Was war geschehen? Nach den Ereignissen von Bakura hatte Luke sein Offizierspatent zurückgeben wollen, doch Han Solo und Admiral Ackbar überredeten ihn dazu, stattdessen zum General befördert das Kommando über die Schnelle Eingreiftruppe zu übernehmen. So fand er sich bald an der Spitze eines schlagkräftigen Kontingents im Taspan-System wieder. Dort hatte der imperiale Warlord Shadowspawn sein Hauptquartier aufgeschlagen. Er hatte die Rebellen-Taktik übernommen und die Neue Republik mit Hilfe von Elitetruppen mit Terror überzogen. Anscheinend gelang es Luke den Schurken völlig zu überrumpeln – nach einer kurzen Schlacht bat Shadowspawn um Kapitulationsverhandlungen. Alles roch nach Falle. So sehr, dass selbst Leia, die einige Lichtjahre entfernt in schwierigen Verhandlungen verstrickt war, es spürte. Sie brach die Gespräche ab um Han und Chewie ins Taspan-System zu folgen. Lando Calrissian, der zusammen mit Lord Mandalore Fenn Shysa zurückgeblieben war um die Verhandlungen weiterzuführen, ahnte, dass Luke bald alle erdenkliche Hilfe benötigen würde.

 

Das zentrale Ereignis der Geschichte ist die Schlacht von Mindor – der Star Wars-Veteran wird schon von ihr gehört haben, denn in Entführung nach Dathomir erinnert Han sich daran (auch wenn er wieder mal den Namen nicht richtig erinnert). Die Schlacht von Mindor findet einige Monate nach den Ereignissen, die in Der Pakt von Bakura geschildert werden, statt. Die Schlacht zieht sich fast über den ganzen Roman hin – sie beginnt kurz nach Lukes Eintreffen im Taspan-System im vierten Kapitel und endet eigentlich erst im letzten regulären Kapitel. Einiges davon trägt sich im Weltraum des Systems zu, das sich nach der Katastrophe des "Großen Knirschens" in ein Asteroidenfeld verwandelt hat, doch Mindor selbst ist Schauplatz des größten Teils der Handlung. Der Planet ist ein großer lebensfeindlicher Felsbrocken mit einer milde ätzenden Atmosphäre – warum Lord Shadowspawn dort eine Basis errichtete, bleibt zunächst unklar.

Stover bedient sich bei der Darstellung des Settings vieler bekannter Elemente, fügt aber auch einige neue hinzu; diese haben einen pulpigen Stil und erinnern an die Marvel-Comics aus den 80ern. Wichtig sind die Bezüge auf die Holothriller, die die Wahrnehmung der Ereignisse erheblich beeinflussen – Fiktionen sind immer noch die beste Propaganda. Aus Gründen, die der Leser am Ende der Geschichte ersehen wird, ist das Setting knapp und pulpig; es hat keinen Einfluss auf die Charakterbildung der Figuren und ist damit ein Ambiente.

 

Die Zahl der auftretenden Figuren ist sehr groß. Schon aus diesem Grund ist eine detailreiche, vielschichtige Charakterisierung kaum möglich, doch wie beim Setting so wird auch bei den Figuren am Ende klar, warum sie Typen sein müssen, bei denen nur eine zentrale Charaktereigenschaft zum Tragen kommt.

Es tritt das ganze klassische Heldenensemble auf: Luke, Leia, Han, Chewie, C-3PO, R2-D2 und Lando. Die meisten von diesen, sogar R2-D2, bekommen point-of-view-Szenen. Es gibt noch zahlreiche weitere alte Bekannte: Neben Wedge und anderen Fliegern aus der Renegaten-Staffel geben noch Lord Mandalore Fenn Shysa, ein ehrenhafter Erzheld, und Lord Shadowspawn (alias Blackhole), ein brillanter Erzschurke, die man aus den alten 80er-Comics kennen könnte, Nick Rostu, ein ehemaliger Offizier der Großen Armee der Republik mit eigenem moralischen Kompass, und Lorz Geptun, der zynische Privatschnüffler mit Sinn für's Geschäft, die man aus Stovers Roman Mace Windu und die Armee der Klone kennen könnte, sich die Ehre. Es gibt auch einige Neuzugänge wie etwa die rotschöpfige Aeona Cantor, eine ruppige Piratin mit Charme, aber mehr Ego als Moral.

 

Bei dem Plot muss man nicht lange rätseln – es ist eine Abenteuergeschichte. Luke bricht mit der Schnellen Eingreiftruppe nach Mindor auf um Lord Shadowspawn dingfest zu machen, gerät aber stattdessen in eine Falle desselben. Leia spürt die Gefahr für Luke und nach und nach trudeln Lukes Freunde mit weiteren Verbündeten im Taspan-System ein um helfend in den Kampf einzugreifen.

Entsprechend sind die Spannungsquellen verteilt: Es gibt viele direkte Bedrohungen (durch schwarz gerüstete Sturmtruppen, TIE-Jagdbomber, Schwerkraftbomben, Plasmastürme, Erdbeben etc. pp.), denen vor allem mit Kampf, aber auch Flucht und Tricks begegnet werden. Es gibt in der ersten Hälfte noch ein paar Rätsel zu lösen – was will Shadowspawn wirklich? – und ein paar sense-of-wonder-Momente – besonders dann, wenn Luke die Macht spielen lässt. Weiterhin legt Stover viel Wert auf einen gewissen Humor, der deutlich an Albernheit grenzt: "[…] meine Anstößigkeits-Filter-Kondensatoren [stehen] kurz vor dem Durchbrennen!" Befindet C-3PO.

Soweit passen die Spannungsquellen klar zum pulpigen Stil von Setting und Figuren. Doch es gibt noch eine weitere Spannungsquelle: Intertextualität. Stover geht über das übliche Maß der Referenzen an die Filme und andere Star Wars-Geschichten hinaus. Neben älteren Geschichten – mit Gallandro verweist er etwa auf Brian Daleys Reihe Han Solos Abenteuer und mit den Zauberern von Rhand spielt er auf die Zauberer von Tund aus L. Neil Smiths Roman Lando Calrissian und die Geisterharfe von Sharu an – haben es ihm besonders die X-Wing-Reihen angetan.

Der Plotfluss ist eher gering, was an den vielen Handlungssträngen, den Witzeleien und längeren Erklärungen (besonders dann, wenn Lando oder Han spezielle Raumschiffmanöver mithilfe physikalischer Gesetzte fliegen) liegt.

 

Erzähltechnisch scheint der Roman einigermaßen konventionell zu sein. Es gibt eine Rahmenerzählung (Luke und Lorz) und eine Binnenerzählung (die Schlacht um Mindor). Der Rahmen besteht nur aus Prolog und Epilog, doch während im Prolog nur angedeutet wird, dass etwas nicht stimmt, gibt der Epilog dem Vorangegangenen eine veränderte Deutung. (Um die Spannung nicht zu verderben, will ich an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen. Im Blog rede ich Klartext.) Die Binnenerzählung nimmt knapp fünf Prozent der Geschichte ein. Sie besteht aus drei zentralen Handlungssträngen (Luke, Han, Lando), die sich mit kleineren kreuzen, vereinen und zum Teil wieder trennen. Erzählt werden sie aus einer Mischung von auktorialer und personaler Perspektive, wobei mehr als die Hälfte der wichtigeren Figuren point-of-view-Figuren sind. Auch wenn es einige regressive Erläuterungen gibt, entwickelt sich die Handlung weitgehend progressiv.

Die Sätze sind bisweilen etwas sperrig: Schachtelsätze kommen gelegentlich zum Einsatz, auch wenn glattere Lösungen möglich wären. Übermäßig kompliziert wird es allerdings nie. Die Wortwahl ist erstaunlich neutral, allerdings gelingt Stover damit immer noch ein salopper Sprachduktus. Kurzum: Stover imitiert auch hier die pulp fiction. Es gibt einige sprachliche Mängel. So wird an einer Stelle "ghost" mit dem üblicherweise richtigen Wort "Geist" übersetzt – in diesem Fall wäre allerdings "Gespenst" angebrachter. Dann gibt es einige Sätze, die wörtlich gelesen keinen Sinn ergeben. Andernorts wurde vermutet, dass diese Eigenheiten ebenfalls die Stimmung des pulpigen einfangen sollen. Das muss der geneigte Leser wohl selbst entscheiden.

 

Fazit:

Luke gerät mit der Schnellen Eingreiftruppe der Neuen Republik in die Fänge des brillanten Erzschurken Lord Shadowspawn, der nicht nur weitreichende, sondern auch brandgefährliche Ziele verfolgt. Mit Luke Skywalker und die Schatten von Mindor hat Matthew Stover die Star Wars-Reihe um einen sehr eigenwilligen Roman erweitert, der mittels einiger postmoderner Erzähltechniken sehr plausibel umfassend auf die Romane und Comics der Zeit vor der Thrawn-Trilogie zurückgreift – doch Wohl und Wehe hängen vom Gefallen des seltsamen Endes ab.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202405011252366718aac2
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Titel: Luke Skywalker und die Schatten von Mindor

Reihe: Star Wars

Original: Luke Skywalker and the Shadows of Mindor (2008)

Autor: Matthew Stover

Übersetzer: Michael Nagula

Verlag: Blanvalet (Juni 2009)

Seiten: 379 - Broschiert

Titelbild: Dave Seeley

ISBN-13: 978-3-442-26599-2

Erhältlich bei: Amazon

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Erstellt: 03.08.2009, zuletzt aktualisiert: 25.01.2021 19:05, 9016