Reihe: The Goon Bd. 3

Rezension von Björn Backes

Die wunderbar zynischen Kurzgeschichten um den Goon und seinen verwegenen Kompagnon Franky haben sich in ihrer bitterbösen Ausstrahlung während der ersten beiden Hardcover-Ausgaben zu einem fantastischen Selbstläufer entwickelt, dem eine ganz spezielle Eigenheit anhaftet: Nahezu alles ist erlaubt. Nachdem der Hauptdarsteller und sein bester Kumpel in den vergangenen beiden Outputs ständig mit Mafia-Gangstern, weiteren kriminellen Elementen und sogar Zombies zu tun hatten, holt Autor Eric Powell seine Figuren wieder auf den Boden der Tatsachen zurück: „Meine mörderische Kindheit“, die dritte Episode im Bunde, bietet tatsächlich eine Rückkehr in die Vergangenheit des Goons und beschreibt einen Teil seines persönlichen Backgrounds – und der ist natürlich auch heftig skurril.

Story:

Bereits in frühesten Kindheitstagen war Gewalt ein täglicher Wegbegleiter des Goons. Früh wurde er seiner Familie beraubt, als der Schwerverbrecher Labrazio bei ihr untertauchen wollte, in einer Notsituation aber zur Waffe greifen musste. Die Reaktion des Goons war ebenso tödlich – und brachte ihm das berüchtigte Buch des Gangsters ein, welches all seine Schuldner auflistete.

In der Folgezeit lernt der Goon seinen späteren Kumpel Francis kennen, mit dem er in der Jetztzeit wieder einige merkwürdige Abenteuer erlebt. Gemeinsam legen sie dem verrückten Wissenschaftler Dr. Alloy das Handwerk – und treffen auf einen alten Bekannten des Goons, dessen Schicksal ebenso mit jenem Tag verknüpft ist, als Labrazio auftauchte. Allerdings stellt der Zombie-Priester Houstus Grave ein ganz anderes Problem dar…

Rezension:

Die dritte Ausgabe der heiß diskutierten Comics um den Antihelden „The Goon“ ist definitiv ein ganzes Stück bodenständiger als die nicht ganz jugendfreien, bislang veröffentlichten Kapitel um den kompromisslosen, stets gewaltbereiten Kleinganoven. Eric Powell hat sich im aktuellen Band vorgenommen, seinen Hauptcharakter zunächst von einer ganz anderen Seite zu zeigen, gleichzeitig aber auch einige Geheimnisse um dessen Person zu lüften. Also begleitet der Autor und Zeichner seine Titelfigur in dessen Kindheit und analysiert in wenigen Seiten, warum der Goon zu dem geworden ist, den er in seinen späteren Abenteuern verkörpert – und dies natürlich nicht, ohne dabei wieder mit bissigem Humor, wenig toleranten Wendungen und schmierigen Charakteren dafür zu sorgen, dass der Kerl und die Story ihre gewohnten Eigenheiten beibehalten.

„Meine mörderische Kindheit“ ist aber nicht nur perfide inszenierte Vergangenheitsbewältigung, sondern auch ein schönes Wechselspiel zwischen den Zeiten. Powell schildert den Einfluss der Jugend auf die aktuelle Befindlichkeit seines illustrierten Ziehsohns, schlägt dabei natürlich hin und wieder über die Stränge und erweist sich auch in den leicht gezähmten Kapiteln als Grenzgänger in seinem Genre – und trotzdem: Auch wenn der dritte Output gewissermaßen anders ist: Grundsätzlich ändert sich nichts, weil der Goon seine Souveränität und Ausstrahlung bewahrt.

Störend sind lediglich die etwas übertrieben albernen Interludien sowie die eingestreuten Fake-Werbungen für den „Goon“-Comic. Der Versuch, sein Werk selber ein bisschen auf die Schippe zu nehmen, erweist sich als Schuss in den Ofen, zumal er auch nie erforderlich war. Der zuvor in mehreren Abschnitten befriedigte Leser wird sich zwar kaum dran stören, doch wenn man „The Goon 3“ als Gesamtwerk betrachtet, kann man die hier angebrachte Kritik eben nicht übersehen. Auch wenn es bei der erneuten Begeisterung nur Peanuts sind, die hier quer schießen…

Fazit:

“Meine mörderische Kindheit“ ist ein sehr guter Schritt zu einem passenden Zeitpunkt. Statt sich und sein Werk zu kopieren, setzt Eric Powell auf neue Elemente, die dem Goon seine Frische bewahren. Wie auch schon bei den beiden ersten Bänden sollten Fans zynischer Action-Comics daher rasch zugreifen!