NFL Tour (PlayStation 3)
 
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Burnout Paradise (PlayStation 3)

Rezension von Björn Backes

 

„Fifa Street“ machte es seinerzeit vor und revolutionierte den Arcade-Modus in den populärsten Mannschaftssportarten, blieb aber abgesehen von „NBA Street“ erstaunlich lange ohne brauchbare Konkurrenz. Diese folgt nun, Jahre nach der Entwicklung der grundsätzlichen Idee und außerdem pünktlich zum Super Bowl, gleich aus dem eigenen Haus. EA Sports haben ihrem Football-Zugpferd „Madden“ nun einen actionlastigeren Partner zur Seite gestellt, dessen Prinzip auf eben jenem von „Fifa Street“ fußt, welches sich insgesamt aber noch viel weiter vom eigentlichen Taktiksport Football distanziert. Daher natürlich auch die Frage: Kann Football in der Arcade-Fassung überhaupt funktionieren?

 

 

Das Spiel:

 

Wie es sich für ein ordentliches Teamsport-Game gehört, bieten sich bei „NFL Tour“ die beiden gängigsten Modi, nämlich Exhibition und Season (in diesem Fall ‚Tour’), nebst einiger kleiner Minispiele an. So kann man sich zunächst einmal in einigen direkten Schaukämpfen warm spielen, bevor man sich dann auch schon auf Tour begibt, um sich mit den stärksten Teams der Liga zu messen. Allerdings ist dieser Tour-Modus nun kein simpler Abklatsch der üblichen Saisonspielchen. Genauer betrachtet enthält er nämlich weitaus weniger Möglichkeiten, als man dies von den marktführenden Titeln her gewohnt ist, was natürlich zunächst einmal mit einer herben Enttäuschung gleichzusetzen ist. Hat man anfangs noch die Möglichkeit, sich selber einen Spieler zu erstellen und seine Fähigkeiten zu staffieren – also das Geschehen noch ein wenig zu beeinflussen -, hält sich „NFL Tour“ mit dem weiteren Optionsangebot sehr vornehm zurück. Aufgabe ist es lediglich, sich im weiteren Verlauf mühsam von Partie zu Partie zu quälen, den immergleichen Ablauf zu repetieren, und dies in jedem Match so lange, bis man endlich den Sieg davongetragen hat. Andernfalls steht nämlich so lange die Revanche aus, bis man den Kontrahenten endlich geschlagen hat. Dies wäre ja auch noch leicht tragbar, würde der Tourverlauf zumindest mal etwas Abwechslung bieten. Doch genau hier mangelt es dann ganz gewaltig; abgesehen von der Kulisse ändert sich nämlich innerhalb des Modus’ gar nichts, weder der Schwierigkeitsgrad, noch der Anspruch, noch die Atmosphäre der einzelnen Duelle. Lediglich der Ausblick, nach mehreren siegreichen Partien endlich den ersehnten NFL-Vertrag zu bekommen, treibt einen währenddessen an, ist mit ihm doch die Option verbunden, sich auch gegen einige All-Star-Teams zu behaupten. Dieses Ziel bzw. die freigeschalteten Teams bürgen allerdings für die Steigerung des Schwierigkeitsgrads, der mitunter recht niedrig angesetzt ist und selbst Football-Laien schnell an die Spitze der Liga bringen sollte. Doch auch an dieser Stelle gerät das Spiel schnell an seine Grenzen, die insgesamt doch recht limitiert sind.

 

Die vermisste Abwechslung bringen jedoch auch die übrigen Modi nicht. Die Exhibition ist im Multiplayer-Game noch einigermaßen interessant, die Minispiele, darunter einige recht witzige Trainingseinheiten, hingegen schnell reizlos. Bleibt noch der Online-Modus, in dem man sogar eine eigene Liga eröffnen kann. Doch was nützt dies, wenn sich niemand findet, der hier auch beitreten möchte? Bislang sieht es nämlich auch auf diesem Gebiet für „NFL Tour“ recht mau aus. Ob die Kompaktfassung des Football-Konsolen-Sports nun immer noch so eine gute Idee war?

 

 

Das Arcade-Game:

 

Football einmal ganz anders erleben, die Tackles authentischer steuern und gleichzeitig die Defense nicht bei jedem Windhauch umkippen lassen – „NFL Tour“ verfolgt zweifelsohne hehre Ziele, die während der Partie auch sicherlich den Spaßfaktor anheben, die Spieltechnik aber gleichermaßen stark herabsetzen. So kann man mit einem übertrieben starken Power-Tackle beispielsweise noch jeden so standhaften Gegner in den Boden rammen, wohingegen der Running Back bei jedem einzelnen seiner Runs schier mühelos seine Kontrahenten abschütteln kann, womit die taktische Komponente des Sports mit einem Mal ad absurdum geführt wird. Letztendlich ist nämlich alles machbar, sofern man sich ein bisschen in die Steuerung eingearbeitet hat.

 

Durch die recht knappen Spielzeiten – eine Hälfte dauert gerade einmal 1:30 – ist allerdings schon ein hohes Tempo gewährleistet, welches definitiv auch zu den positiven Aspekten des Spiels gerechnet werden muss, aber ebenfalls den realistischen Transfer des echten Spielsystems konsequent aushebelt. Dies mag vorab sicher auch eines der Ziele gewesen sein, wenngleich man sicher immer noch im Sinn hatte, das Ganze als klassischen, nur eben modifizierten American Football zu verkaufen. Bezogen auf den grundsätzlichen Mechanismus ist es das schließlich auch, aufgrund der maßlos gesteigerten Action im Vergleich zum großen Bruder „Madden“ gehen allerdings wesentliche Elemente flöten, die den Sport ein wenig entfremden. Und damit sei einmal mehr die Strategie erwähnt, die hier lediglich in der abgestumpften Wahl einiger Spielzüge zum Zuge kommt, im Großen und Ganzen aber keine Rolle spielt.

 

 

Technik / Handling:

 

Hinsichtlich der Rahmenbedingungen des Spiels ist die „NFL Tour“ leider auch nur ein Schmalspurprogramm. Die Menüs sind doch sehr begrenzt, der Umfang der Tournee ebenfalls eingeschränkt und auch die grundsätzlichen Mechanismen, sprich die Steuerungsmöglichkeiten der Spieler, um einiges ausbaufähig. Dies wiederum widerspricht sich gerade zu mit den verhältnismäßig langen Ladezeiten im Tour-Modus, die mitunter auch schon einmal nerven können.

 

Die Steuerung hingegen kann man als absolut intuitiv bezeichnen. Die Tastenbelegung ist simpel nachvollziehbar, was Fans vergleichbarer Titel wahrscheinlich weniger ansprechen dürfte, da damit auch die Begrenzung der Spielzüge und Aktionsmöglichkeiten einhergeht, jedoch ist damit ein einfacher, schneller Einsteig gewährleistet, über den man sich in den ersten Partien sicher nicht beschweren wird. Langfristig jedoch ist auch hier die rasch auffallende Limitation der Steueroptionen ein klares Manko, da das Spiel dementsprechend schnell ausgereizt ist.

 

 

Grafik / Sound:

 

Grafisch ist „NFL Tour“ unterdessen ein kleines Desaster. Die comicartigen Figuren mögen in der Naheinstellung noch akzeptabel sein, zumal sich so mancher bekannter Kopf aufgrund seiner gelungenen Nachbildung leicht erkennen lässt, doch wenn man die ruckligen Bewegungen, die bescheiden aufgearbeitete Kulisse und die sehr kantigen Athleten erst einmal genauer unter die Lupe genommen hat, wird man sich fragen, für welche Playstation-Ausgabe das Spiel eigentlich konzipiert war. Die PS2 hätte den Titel grafisch jedenfalls auch in dieser Form darbieten können. Next Generation schaut jedenfalls ganz anders aus.

 

Der Sound hingegen hält sich vornehm zurück. Die Effekte auf dem Spielfeld werden kaum betont, die Action-Moves indes sind auch ziemlich kraftlos betont. Lediglich die rockigen Klänge in den kurzen Pausen zwischen den Runs heitern die Szenerie ein wenig auf, penetrieren nach einer Weile durch ihre Dauerrotation auch schon wieder. Aber zumindest schließt man sich klanglich nicht ganz dem weitestgehend enttäuschenden Gesamteindruck an.

 

 

Spielspaß:

 

Zugegeben, die ersten Partien unter den komplett modifizierten Voraussetzungen haben echt Spaß gemacht. Die rasante Action, die coolen Tackles, die Turbo-Runs und vor allem das hohe Tempo haben das Potenzial, den Football-Begeisterten in Windeseile aus den Socken zu hauen. Doch die Ernüchterung folgt bereits auf dem Fuß oder genauer gesagt, sobald man den sehr eingeschränkten Rahmen des Spiels erfasst hat. Dem Tour-Modus mangelt es deutlich an Abwechslung, der Schwierigkeitsgrad beläuft sich auf Anfänger-Niveau und die technischen Gegebenheiten sind fast schon erschreckend schwach. Dass dabei keine echte Atmosphäre aufkommen will, versteht sich konsequenterweise von selbst. Dennoch ist die Exhibition für zwischendurch immer mal wieder interessant, besonders im Multiplayer- oder (wenn es denn mal richtig anläuft) im Online-Geschehen, den beiden positiven Ausnahmeerscheinungen eines leider recht unflexiblen, spieltechnisch auf lange Sicht nur bedingt reizvollem Arcade-Games. Alles was darüber hinausgeht, mag zwar in Ordnung sein, stößt aber spaßtechnisch auf kurz oder lang an seine Grenzen.

 

 

Fazit:

 

Im Vergleich zu den bisherigen Action-Sport-Games aus dem Hause EA Sports zieht „NFL Tour“ aufgrund seiner deutlichen Begrenzungen und des erheblichen Mangels an Abwechslung ganz klar den kürzeren. Auch die grafischen Einschnitte und die Limitation im Bereich der Taktik fügen sich in die enttäuschten Eindrücke ein, ebenso wie das magere Gameplay. Damit verbleiben kaum noch nennenswerte Aspekte, die die bescheidene Umsetzung des Arcade-Modus aus der Misere befreien könnten, außer vielleicht der Tatsache, dass die Exhibitions anfangs noch einiges an Spaß bieten. Aber bei einem verhältnismäßig hohen Neupreis und der fehlenden Langzeitmotivation des Spiels ist „NFL Tour“ wirklich nur den ganz, ganz Hartgesottenen zu empfehlen – und selbst denen nur mit erheblichen Einschränkungen!

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024051211421879387a58
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NLF Tour

von Electronic Arts

Plattform: PlayStation 3

USK-Einstufung: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gem. 14 JuSchG

ASIN: B000XSKRUC

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 05.03.2008, zuletzt aktualisiert: 25.01.2015 11:59, 5961