Popeye
 
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Popeye von E. C. Segar

Rezension von Christian Endres

 

Spinat, ein zugekniffenes Auge, Arme wie Schinkenkeulen und dazu mächtig viele Keilereien und schreckliche Dudelmusik - das ist, was man von Popeye erwartet. Lange genug ist der Trickfilm schließlich dergestalt aufgebaut über die heimischen Bildschirme geflattert. Kein Wunder also, dass man nach Lektüre der beiden Vorworte des dicken, querformatigen Pappbandes aus dem Hause Mare erst einmal stutzt: Da wird E. C. Segars Popeye doch tatsächlich als Klassiker der neunten Kunst geadelt.

 

Auf den Punkt gebracht, ist Popeye zunächst ein Spin-off von Segars Zeitungsstrip-Comic Thimble Theater. Die Episoden um die Familie Öl wurden von Segar allerdings immer mehr auf Popeye zugeschnitten, als dieser nach einiger Zeit seinen ersten Auftritt hatte und dermaßen gut bei den Lesern ankam, dass es ein Verbrechen gewesen wäre, den raubeinigen Seemann nicht weiter auszubauen. Auch nach Segars viel zu frühem Tod 1938 lief die Serie mit verschiedenen Künstlern am Steuerruder weiter - und erlitt irgendwann endgültig Schiffbruch.

 

Die in diesem üppigen, sehr schön aufgemachten Band versammelten Geschichten sind allerdings die Originale und Ursprünge der Figur, wie Segar sie sich vorgestellt hat: Raubeinig, schwarzhumorig, abenteuerlustig und nicht auf jeder Seite zwingend mit einem zotigen Gag, sondern ein neuer Mittelweg zwischen den bewährten Funnystrips und ihren Vorläufern und Mitstreitern, den Abenteuerstrips. Auch wenn es mit den ersten »popeyefreien« Strips aus dem Thimble Theater ein bisschen zäh los geht, merkt man dennoch recht schnell, dass Segars Version von Popeye bereits vor dessen Siegeszug (und damit beginnendem Niedergang) durch andere Medien durchaus etwas Besonderes war und zurecht von Größen wie Art Spiegelmann gelobt wird. So wirft diese liebevoll aufgemachte und vorbildlich betreute Ausgabe im Überformat, in der man das Kauderwelsch des in grammatikalischen Gewässern nicht sonderlich seetüchtigen Popeyes sogar mit einem durchdachten, liebenswert eigenwilligen und schrulligen deutschen Pendant ausgestattet hat, dann vor allem auch ein gänzlich neues Licht auf eine Figur, deren einstige Qualitäten im Laufe der Jahre immer mehr in Vergessenheit geraten sind.

 

Sicherlich ist nicht jeder Strip ein Hit, und manch einem Gag oder einer der vielen gagfreien Episoden merkt man auch ihr Alter an, vom zähen Beginn und Einstiegspunkt ganz zu schweigen. Trotzdem ist diese Version von Popeye eine starke Würdigung - von Popeye, aber eben auch von E. C. Segar, der in den knapp zehn Jahren bis zu seinem Tod durchaus etwas Großes schaffen wollte und bis zu einem gewissen Grad auch geschafft hat, indem er sich einigen der damals gängigen Konventionen für Zeitungscomics widersetzte und mit seinen abenteuerlichen, schwarzhumorigen Geschichten Strip für Strip eine ganz eigene Welt um Raubein Popeye schuf.

 

Ein wunderbar aufgemachter Prachtband mit dem originalen, unverfälschten Popeye - sozusagen dem Ur-Popeye, wie sein geistiger Vater E. C. Segar ihn in den frühen 1930ern schuf.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202405061819278a244d86
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Comic:

Popeye

Autor und Zeichner: E. C. Segar

mare Buchverlag, August 2006

Pappband, Querformat, 500 Seiten

ISBN-Code: 3936384312

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 02.11.2007, zuletzt aktualisiert: 18.02.2021 18:53, 5188