Schattenreich Nr. 0
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Schattenreich Nr. 0

Rezension von Ramona Schroller

 

Bastei möchte sich an einer neuen Zielgruppe versuchen: den Gothics. Um diese zu erreihen, möchte der Verlag eine neue Heftserie mit dem klangvollen Namen „Schattenreich - Pulp Magazine“ starten. Als Probeschuß liegt nun Heft „0“ vor, welches man unendgeldlich beim Verlag bestellen konnte.

 

Was erwartet den Leser im „Schattenreich“? Nun, zunächst einmal drei etwas längere Kurzgeschichten, von denen eine als Fortsetzung geplant ist.

 

Als Zugpferd holte man Werner K. Giesa an Bord. Bekannt unter verschiedenen Pseudonymen wie auch unter seinem richtigen Namen schrieb und schreibt Giesa vornehmlich für Bastei und ist Hauptautor des Dauerbrenners „Professor Zamorra“.

 

Man kann über Geschichten streiten, und in dieser vorliegenden sollte man das auch tun. Sicherlich gehört sie nicht zu den besten, die Giesa je geschrieben hat. „Späte Rache“ handelt von einem Scotland-Yard-Beamten und seiner Begegnung mit dem Übersinnlichen.

 

Einmal abgesehen davon, daß ich immer Schwierigkeiten mit Geschichten habe, die iin der Präsenz geschrieben sind, fiel mir hier sehr viel verschenktes Potenzial auf. Der, zu Anfang immer passiv wirkende Geist wird plötzlich, scheint's ohne jede echte Motivation zum Rächer und die Polizei sieht ungläubig dabei zu - da kennt man wirklich besseres.

 

Auch der Erzählstil entspricht nicht unbedingt Giesas Glanzleistungen. Schnoderig schreibt er seine Geschichte herunter. Was hätte passen können will einfach nicht passen. Offenbar versuchte Giesa sich hier an alten Detektiv-Geschichten und wollte ihnen einen gewissen übersinnlichen Touch geben.

 

Versuch gescheitert - leider.

 

Story Nummer 2 stammt aus der Feder von Linda Budinger. Hier hat Bastei selbst ein wenig geschludert, denn Frau Budinger IST durchaus für das Gesamt-Verlagshaus-Bastei-Lübbe tätig. Als Lektorin und Übersetzerin gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Alexander Lohmann. Letztes Jahr kam eine ihrer Kurzgeschichten in der Halloween-Anthologie „Die Nacht der Masken“ heraus und wurde dieses Jahr für den Deutschen Phantastik-Preis nominiert. Ebenfalls arbeitete sie an der Sherlock-Holmes-Anthologie des letzten Jahres mit.

 

Nun ja, Bastei-Heftromane sind nicht das gleiche wie Bastei-Lübbe-Taschenbücher.

 

Aber kommen wir jetzt zu „Der Kessel der Cerridwen“ von Linda Budinger. Ein junger Installateur hat Geldprobleme, sein Bruder arbeitet neben seinem Studium als Ausgräber für einen Archäologen. Als auf der Grabung ein spektakulärer Funde gemacht wird, ist Stefan, der Installateur, nicht weit ...

 

Wer des öfteren die Heftroman-Reihen von Bastei durchliest, wird die gleiche Geschichte bald entdecken: „Der Kessel“ wurde ebenfalls als Leser-Geschichte bei John Sinclaer gebracht. Nur war sie dort kürzer und ... besser. Anders kann ich das einfach nennen.

 

Die Schattenreich-Redaktion hat sich offensichtlich daran gesetzt und Budingers Geschichte lektoriert. Was dabei allerdings herauskam waren pure Verschlimmbesserungen. Wortwiederholungen, Dehn- und FüllSÄTZE, hier und da scheint die Handlung konfus zu werden, während sie an anderer Stelle vor sich hindümpelt, daß man als Leser fast einschläft.

 

Vor allen Dingen empfinde ich es als sehr schade, daß der typische Budinger-Witz, der eigentlich allen ihren Gruselgeschichten anhaftet, hier nicht mehr zur Wirkung kommt.

 

Wer also die Geschichte einmal richtig lesen und genießen möchte, dem sei geraten, zum Sinclaer-Heft zu greifen und sie dort nachzulesen. So wie sie sich in Schattenreich präsentiert, grenzt sie ans Unlesbare.

 

Dritte Autorin und der Beginn eines Mehrteilers. Charlotte Engmann gibt bei Bastei nun wirklich ihr Debüt mit „Oh, du lieber Augustin“. Engmann dürfte vielen im Fandom ein Begriff sein, und auch darüber hinaus wagte sie sich bereits mit ihrem Myranor-Roman „den Göttern versprochen“.

 

Mit „oh, du lieber Augustin“ setzt Engmann eine kleine Tradition fort: die Vampir-Erzählung eigener Coleur. Wer sie über Jahr hinweg beobachtet hat weiß, daß sie früher einmal ein eigenes Fanzine herausgegeben hat. Ein Fanzine über Vampire. Lukas, der alte Beißzahn in diesem Mehrteiler, erinnert stark an die Kurzgeschichten um einen Vampir in ihrem Zine seinerzeit.

 

„Oh, du lieber Augustin“ ist eine Dark-Fantasy-Geschichte und berichtet über die Feindschaft zwischen einem Vampir und einem Nekromanten. Waidinger, besagter Nekromant, hat zudem zwei der vier apokalyptischen Kräfte in Spieluhren gebannt. Lukas will sich auf den Weg machen und seinen Erzfeind zur Strecke bringen.

 

Gewohnt actionreich und spannend schreibt Engmann den Beginn ihres Sechsteilers. Ein hervorragender Spannungsbogen wird aufgebaut. DAS Highlight von Heft 0, und dies unbestritten. Schon allein für diese Story lohntw es sich, die kostenlose Probe zu bestellen.

 

Soweit zu den Geschichten. Doch das Pulp Magazine bietet noch mehr: einen zehnseitigen Mittelteil mit Besprechungen von Cds, einem Artikel über einen Szene-Club in Duisburg und die Vorstellung einer Band. Natürlich dürfen die berühmt-berüchtigten Leser-Seiten nicht fehlen, die in Zukunft hoffentlich reich gefüllt sein werden. Außerdem bietet sich auch noch ein Gewinnspiel in Form eines Kreuzworträtsels.

 

Ich selbst allerdings kenne mich zu wenig in der Gothic-Szene aus, um diesen Magazin-Teil vollauf bewerten zu können, zugegeben. Dennoch halte ich es für eine schöne Idee, die hoffentlich Früchte tragen wird.

 

Alles in allem also ein etwas schwächelnder Start, dennoch empfinde ich ihn als gelungen. Gute Aufmachung, schönes Design auf dem Cover (ein blutender schwarzer Engel vor einem Friedhof), lesbare, wenn auch zu zwei Dritteln nicht überragende Geschichten. Trotzdem die Hoffnung auf mehr.

Nach oben

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024050206551345124f58
Platzhalter

Schattenreich Nr. 0

2004

Bastei

Promo-Ausgabe

 

Inhalt:


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 08.09.2005, zuletzt aktualisiert: 26.06.2022 20:36, 1226