SchrottT (Autor: Uwe Post)
 
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SchrottT von Uwe Post

Rezension von Christel Scheja

 

Uwe Post ist dafür bekannt, schräge Science Fiction Geschichten zu verfassen, in denen nichts so läuft, wie man es erwartet, Humor und Anarchie fröhlich Urständ feiern. Für „Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes“ wurde er sogar mit dem Deutschen Science Fiction Preis und dem Kurt-Laßwitz-Preis ausgezeichnet. Auch sein neustes Werk „SchrottT“ liest sich wieder abgedreht, spielt aber in der nahen Zukunft und auf der guten alten Mutter Erde.

 

Mitte der 2020er Jahre ist die Bundesrepublik ein Überwachungsstaat, in dem nicht mehr die Polizei und der Verfassungsschutz für Recht und Ordnung sorgen, sondern private Unternehmen. Während in Baden-Württemberg die sizilianische Maffia das Ruder übernommen hat, Thüringen vom Vatikan und der Schweizergarde beherrscht werden, ist in Nordrhein-Westfalen die Nigeria-Connection am Werk.

Die meisten Bürger wissen, was das bedeutet, verhalten sich aber still. Auch Colin war die Politik bisher völlig egal, Hauptsache er konnte sein Leben genießen und wurde von seiner Mutter versorgt. Das ändert sich aber, als diese beschließt wieder zu heiraten. Mit seinem Stiefvater kommt der junge Mann jedoch gar nicht zurecht, ist dieser nämlich nicht nur dumm und brutal, sondern hat auch ganz besonders unangenehme Auffassungen. Auch wenn er sich ihm anbiedert, mit den neuen „Alten“ seiner Mutter will er auf keinen Fall etwas zu tun haben und sich in dessen brauen Sumpf ziehen lassen.

Colin nennt sich von nun an Free und stürzt sich ganz in die Musik. Mit seinen Freunden tourt er nun als Crap-Metal-Band „SchrottT“ durch die deutschen Lande und schreit in den Songs das aus sich heraus, was viele andere nur denken. Der große Zulauf bei den Konzerten gibt ihm recht, ruft aber neben geldgierigen Medienkonzernen, die die Gruppe ausschlachten will, auch die Zensur-Consultants und Sicherheitskräfte auf den Plan, was ihm schließlich gar nicht gut bekommt ...

 

„SchrottT“ malt eine Zukunft an die Wand, die unserer Gegenwart nicht einmal so unähnlich ist und in gewissen Zügen durchaus eintreten könnte. Uwe Post spricht mit zynischer Stimme nicht nur die Dominanz der Medienwelt an, der ihrerseits immer wieder ein Maulkorb angelegt wird, damit sie für die Mächtigen spricht, sondern auch die Unfähigkeit der Regierung, den Staat zu führen. Der Verkauf der Sicherheit an private Konzerne lässt ihre Korruption erkennen.

In dieser angespannten Situation bilden sich natürlich viele radikale Gruppen, mit denen es Colin und Co. auf ihren Konzerten zu tun bekommen. Und nicht einmal hübschen Mädchen und vermeintlichen Freunden können sie trauen, denn auch diese spielen ein falsches Spiel mit ihm.

Die Geschichte wird in Rückblenden erzählt, die nach und nach enthüllen, warum Colin in seine missliche Lage geraten ist und warum man ihn eigentlich so brutal behandelt. Er ist Vertreter einer neuen rebellischen Generation, die sich gegen die festgefahrene Gesellschaft wehrt und seine Stimme erhebt. Auf der anderen Seite will er aber auch wie jede andere Jugendliche seinen Spaß im Leben genießen.

Dann gerät der Protagonist in einen Trip aus Gewalt, kaltschnäuziger Demütigung und seelischer Grausamkeit, die er so stoisch wie einen nicht ganz so nett verlaufenden Drogentrip erträgt. Letztendlich erinnert vieles an den Cyberpunk vergangener Tage – nur dass die Geschichte der aktuellen Lage angepasst wurde.

Die Geschichte wirkt insgesamt wie eine Aneinanderreihung von Szenen und Bildern, der rote Faden, der sich durch sie zieht bleibt äußerst schwach. Auch die Figuren sind eher der Erzählung untergeordnet, als dass sie diese tragen. Das was wohl am meisten zählt ist die Atmosphäre, die Stimmung die am Ende des Buches im Leser zurückbleibt.

 

„SchrottT“ mag zwar eine recht einfache und überschaubare Handlung haben, ist aber dennoch nicht leicht zu lesen. Wer einen Zugang zu den abgedrehten und surrealen Welten des Cyberpunk hat, wird die Geschichte wohl noch am ehesten genießen können und sich nicht daran stören, dass sie sich in erster Linie auf die generelle Stimmung konzentriert und so gut wie gar nicht auf den roten Faden und die Figuren.

 

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Buch:

SchrottT

Autor: Uwe Post

Atlantis Verlag, erschienen Oktober 2013

A5 Paperback, ca. 260 Seiten

Titelbild: Ines Korth

ISBN-10: 386402126X

ISBN-13: 978-3864021268

Kindle-Edition

ASIN: B00FH45SIS

Erhältlich bei: Amazon

Kindle Edition

ASIN: B00FH45SIS

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 19.06.2014, zuletzt aktualisiert: 18.02.2024 09:28, 13604