Sherlock Holmes und die Riesenratte von Sumatra (Autor: Rick Boye)
 
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Sherlock Holmes und die Riesenratte von Sumatra von Rick Boye

Rezension von Ramona Schroller

 

Klappentext:

Als im Hafen von London eine grausam zugerichtete Leiche gefunden wird, steht die Polizei vor einem Rätsel. Gleichzeitig tauchen Gerüchte über ein monsterhaftes Wesen auf, das mit einem Schiff von Sumatra nach England verfrachtet wurde und einer riesigen Ratte gleicht. Hier ist die Hilfe von Sherlock Holmes gefragt. Doch dieser ist mit einem spektakulären Entführungsfall beschäftigt: Die junge Lady Allistair wurde entführt. Eine Spur führt Watson und Holmes auf den Landsitz der Allistairs nach Strahtcombe. Auch dort kommt es zu mysteriösen Vorfällen. In den Wäldern um Strathcombe scheint eine Bestie ihr Unwesen zu treiben. Hängt die Entführung der jungen Lady Allistair mit dem Mord im Londoner Hafen zusammen? Bald schweben Watson und Holmes in größter Gefahr ...

 

Inhalt:

Sherlock Holmes, der Meisterdetektiv, ist eigentlich mit einem ganze anderen, aufsehenerregenden Fall beschäftigt, als fast vor seiner Haustür ein Mord stattfindet. Das Opfer. Ein Seemann, der gerade aus dem Indischen Ozean kommt. Er wurde auf brutale Art niedergestochen.

 

Für Holmes ist schnell klar, dass der Seemann zu ihm wollte. Nur fragt er sich natürlich, warum der Tote diesen weiten Weg auf sich genommen hat. Da kommt es zu einem verheerenden Feuer im Hafen, bei dem auch die Wohnung des Mordopfers vernichtet wird.

 

Und in seinem anderen Fall, der Entführung der jungen Lady Allistair, kommen plötzlich Steine ins Rollen, mit denen Holmes fast nicht mehr gerechnet hätte.

 

Aber was hat die am Hafen gesehene Riesenratte mit dem Ungeheuer zu tun, das sich offensichtlich in den Wäldern Strathcombes aufhält? Ehe Watson sich versieht, sind er und sein Freund schon weit in den Ereignissen verstrickt, die sie beide das Leben kosten könnten ...

 

Rezension:

Durch den Wegfall der Rechte an der Figur des Sherlock Holmes können sich jetzt auch deutsche Fans des Detektivs auf neue und spannende Abenteuer freuen. Es sind bereits einige Verlage mit Romanen und Erzählbänden an den Markt gekommen. Unter ihnen auch, als einer der ersten in Deutschland, Bastei-Lübbe.

 

Sherlock Holmes, eine erfundene Figur, die es sogar zu einer echten Adresse brachte, ist jetzt also zurück, lebendiger und vielschichtiger als je zuvor. Im vorliegenden Roman befasst sich der englische Holmes-Experte Rick Boyer mit einer Geschichte, die sogar eine Erwähnung im „Ur-Kanon" Conan Doyles erhielt: Die Riesenratte von Sumatra.

 

Wie üblich ist es Dr. James Watson, der die Feder in diesem Buch führt, wenn auch Holmes am Ende kurz ebenfalls seine Gedanken zu Papier bringen darf. Boyer gelingt es jedoch nicht ganz, den eifrigen Autoren Watson auch richtig entstehen zu lassen. Statt den Stichwortgeber für den Meisterdetektiv zu mimen, wirkt der Arzt hier immer wieder etwas störend und viel zu leichtgläubig naiv. Dazu sollte gesagt werden, der Roman spielt nach Holmes' Zusammenstoß mit Moriaty an den Reichenbachfällen und seiner mehrjährigen Abwesenheit während seiner Weltreise.

 

Watson, der die Jahre ja nutzte, um eigene Fälle zu lösen, ist erstaunlich unbeleckt und scheint noch weniger zu wissen als in den ersten Geschichten des Urkanons. Statt vielleicht ein wenig Mut und Vertrauen zu wahren, schreit er beim kleinsten Problem gleich nach seinem Freund und Beschützer. Irgendwie scheint Watson sich ein gutes Stück zurückentwickelt zu haben, mutiert zwischenzeitlich sogar noch zum Stichwortgeber für Lord Allistair, statt sich auch nur einmal eigene Gedanken zu machen.

 

Holmes dagegen kommt schon fast übernatürlich schlau und clever daher. Natürlich spielt seine Deduktionsmethode eine Rolle in dem Fall, aber so beherrscht und seinem Gegner überlegen ... Mit einem Satz: Holmes verhält sich selbst für seine Verhältnisse sehr distanziert.

 

Die Geschichte an sich, eben auch mit den Lösungen und falschen Spuren, hat Boyer dagegen sehr gut aufgebaut, wenn vielleicht für einen modernen Roman auch etwas zu springend. Da er sich aber doch recht nahe an Conan Doyles Vorlage bewegt, ist dieser Versuch durchaus als gelungen zu bezeichnen. Es ist eben der Reiz für moderne Holmes-Leser, die viktorianische Zeit noch einmal zu erleben. Es muss nicht immer zu verknotet sein.

 

Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist vor allem auch noch die kurze Glossar am Ende des Buches. Hier empfiehlt es sich wirklich, den Fußnoten nicht zu folgen, sondern erst den Roman zu genießen, um sich dann mit Boyers eigenen Ansichten auseinander zusetzen. Und was der Autor zu sagen hat ... Sagen wir, es öffnet die Augen sehr weit.

 

Alles in allem zwar ein interessantes, aber kein überragendes Buch. An den Original-Holmes reicht Boyers nicht heran, obgleich er, gerade gegen Ende, doch etwas auftaut und Boden wieder wett macht. Dennoch bleibt unter dem Strich ein eher durchschnittliches Werk.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240508063510bcbb4dfa
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Sherlock Holmes und die Riesenratte von Sumatra

Autor: Rick Boyer

Broschiert: 320 Seiten

Verlag: Lübbe; Auflage: 1 (2006)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3404156013

ISBN-13: 978-3404156016

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 02.02.2007, zuletzt aktualisiert: 04.05.2024 13:45, 3434