Stone Age (Brettspiel)
 
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Stone Age

Rezension von Björn Backes

 

Michael Tummelhofer schlägt wieder zu, dieses Mal ganz alleine. Tummelte sich unter diesem Pseudonym beim heiß diskutierten “St. Petersburg“ noch ein ganzes Dreigestirn, ist heuer nur noch Bernd Brunnhofer an der Entwicklung und Konzeption des neuesten Hans im Glück-Titels beteiligt. Unter seiner Regie reisen die Spieler in „Stone Age“ zurück in die Steinzeit und somit in eine Ära, in der die Nahrungsbeschaffung noch mit allerhand harter Arbeit verbunden war. Folgerichtig setzt man auch hier Arbeitskräfte für die Bewältigung des Alltages ein, vermehrt gleichermaßen das Prestige und die eigenen Rohstoffe, muss aber stets darauf achten, dass die wachsende Familie (und dazu gehören auch die Arbeitskräfte) immerzu ernährt werden kann. Und genau dies war nicht bloß in der Historie ein knüppelhartes Unterfangen…

 

 

Spielziel:

 

„Stone Age“ baut auf einem klassischen Siegpunktsystem auf, welches sich in verschiedene Elemente gliedert. Immer dann, wenn es gelingt, die eigenen Rohstoffe gewinnbringend in Gebäude zu investieren, wandert die eigene Figur auf der Zählleiste rasch voran. Aber auch das Einsammeln von Zivilisationskarten kann in bestimmter Anordnung ganz lukrativ sein und besonders bei der Schlusswertung entscheidende Vorteile bringen. Gleichermaßen büßt man jederzeit Punkte ein, wenn die eigene Mannschaft nicht mehr ernährt werden kann. Hungrige Arbeiter versagen den Dienst und beeinflussen natürlich auch die Schöpfungskraft. Es gilt also, in jeder Runde für ausreichend Nahrung zu sorgen, gleichzeitig die momentan erforderten Rohstoffe heranzuschaffen und sich ebenfalls ständig zu vermehren, um noch flexibler handeln und bauen zu können. Derjenige, der hier das am meisten ausgewogene Verhältnis herstellt, seine Siegpunkte kontinuierlich ausbessert und am Ende die zugehörige Leiste anführt, gewinnt das Spiel.

 

 

Aufmachung:

 

Der überfrachtete Karton deutet es bereits vor der ersten Partie an: Der Schachtelinhalt ist ziemlich üppig, denn der Deckel lässt sich erst gar nicht schließen. Allerdings ist nicht die Quantität das wahrlich erstaunliche, sondern in erster Linie die bemerkenswerte Qualität aller Spielmaterialien. Die Marker sind aus sehr dickem Karton, die Holzfiguren nicht nur zweckmäßig sondern auch optisch reizvoll verarbeitet und die grafische Komponente im Allgemeinen überaus lobenswert. So ähnelt der Spielplan (ebenso wie im groben auch das Spielsystem) dem etwas größeren Brett von “Die Säulen der Erde“, ist aber eine Spur überschaubarer und gerade wegen der dennoch vorhandenen Detailfülle ein kleiner Augenschmaus. Die Karten, Plättchen und Holzteile stehen dem in nichts nach und bestätigen den guten Eindruck. Nicht zuletzt der Fakt, dass sogar ein Würfelbecher, der de facto nicht zwingend notwendig gewesen wäre, mit zum Packungsinhalt gehört, zeigt, dass man hier auch für einen fast schon luxuriösen Rahmen sorgen wollte. Der anständige Einstiegspreis mag dementsprechend zwar auch hoch sein, ist für das sehr schön aufgemachte Material und die sehr ansprechende Ausstattung aber auch völlig gerechtfertigt.

 

 

Regelwerk:

 

Bei Spielanleitungen aus dem Hans im Glück-Verlag weiß man einfach, was man hat. Und dies ist auch bei „Stone Age“ nicht anders: Auf gerade mal 8 Seiten werden alle Details anschaulich erklärt und das Spielsystem knapp und bündig, aber eben auch leicht verständlich erklärt. Im Übrigen ist dies bei der anfangs nicht zu unterschätzenden Komplexität und der generellen Vielschichtigkeit des Titels mitnichten ein Selbstläufer. Doch durch die Erklärung der einzelnen Spielplanfelder und der grundlegend linearen Spielphasen entwickelt man schnell ein Verständnis für die Krux von „Stone Age“, ohne wirklich viel Zeit mit dem Regelwerk verbringen zu müssen – vorbildlich, einmal mehr!

 

 

Spielaufbau:

 

Zu Beginn des Spiels starten alle Spieler mit 5 Personen und Nahrungsplättchen im Wert von 12 Einheiten. Die restliche Nahrung wird auf das Jagdfeld des Spielplans verteilt, die übrigen 5 Figuren einer jeden Farbe wandern in die offene Auslage und können im Laufe des Spiels nun erworben werden. Anschließend werden die Rohstoffe auf die dafür vorgesehenen Felder abgelegt, die Gebäude gemischt und in genau so viele Stapel zu 7 Karten bereit gelegt, wie Spieler teilnehmen, und als letztes auf die 4 Felder für die Zivilisationskarten jeweils eine Karte abgelegt. Bevor das Spiel beginnen kann, nimmt sich nun jeder Spieler noch Zählsteine für die Nahrungs- und Siegpunktleiste und ein Spielertableau, auf welches im weiteren Verlauf nun eigene Gebäude, Werkzeuge und Rohstoffe platziert werden.

 

 

Spielverlauf:

 

„Stone Age“ verläuft in mehreren aufeinander folgenden Runden, die sich wiederum in drei unterschiedliche Aktionsphasen aufteilen. Zunächst setzen die Spieler nun ihre Personen auf den verschiedenen Optionsfeldern des Spielplans ein, anschließend werten sie ihren Einsatz und kassieren den entsprechenden Lohn, und im letzten Schritt versorgen sie ihre arbeitenden Figuren mit Nahrung, um einen Punktverlust zu vermeiden. Etwas detaillierter gleidert sich ein Spielzug folgendermaßen:

 

Personen auf den Spielplan setzen

 

Reihum setzen nun alle Spieler abwechselnd eine oder mehrere Figuren auf die verschiedenen Felder des Spielplans. Auf diese Weise vermehren sie sich und ihre Rohstoffe, gehen auf die Jagd, um Nahrung einzustreichen, setzen auf reizvolle Zivilisationskarten, um in der Schlusswertung besser abzuschneiden, oder aber nehmen sie neue Werkzeuge an sich, die später als Bonus bei der Rohstoff- und Nahrungsverteilung eingesetzt werden können.

Jedes einzelne Feld auf dem Spielplan zeigt eine unterschiedliche Anzahl von Ringen, welche vorgeben, wie viele Figuren man auf dieses Feld abstellen darf. Die Werkstatt beispielsweise hat nur einen Ring, also darf auch dort nur derjenige eine Figur absetzen, der sich as erstes für diesen Ort entschieden hat. Ähnliches gilt für den Acker, der die permanenten Werte auf der Nahrungsleiste verbessert. Gleich zwei Figuren sind in der Hütte notwendig, was aber insofern auch logisch ist, dass zur Vermehrung immer zwei Personen gehören. Aber auch hier kann nur eine Farbe platziert werden.

Ganz anders schaut es bei den Rohstoffen aus: Bis zu sieben Felder können belegt werden, und spielt man nicht gerade zu zweit, ist es auch erlaubt, dass mehrere Spieler um die wertvolle Güter buhlen. Gebäude und Zivilisationskarten hingegen sind einzigartig, daher kann auch nur ein Spieler das von ihm individuell gewählte Objekt erlangen. Eine Ausnahme bildet schließlich das Jagdfeld: Hier dürfen sich alle Spieler beliebig aufteilen, es gibt also keine vorgegebenen Beschränkungen.

 

Wichtig ist hierbei noch, dass man auf jedes Feld nur einmal setzen darf. Ein Nachsetzen in der gleichen Runde ist also verboten, weshalb man bei den Rohstoffen ganz genau überlegen muss, wie viele Personen man am besten verwendet. Sobald nun alle Spieler ihre Personen untergebracht haben, ist die erste Phase zu Ende.

 

Handel mit den Personen

 

Nun geht es ans Eingemachte: Die Spieler wandeln ihren Einsatz in Rohstoffe und andere brauchbare Objekte um und bessern so ihre Voraussetzungen für die Schlusswertung auf. In der Werkstatt gewinnt man ein neues Werkzeug hinzu, der Hüttenbesetzer bekommt eine neue Figur, und wer auf dem Acker erfolgreich war, darf seinen Zählstein in der Nahrungsleiste um einen Punkt weiter heraufsetzen. Die Nahrungsleiste zeigt übrigens an, wie viel Nahrung man in jeder Runde produziert. Da am Ende jeder Runde jede einzelne Person Nahrung im Wert von einem Punkt oder ersatzweise einen Rohstoff verschlingt, scheint es natürlich sinnvoll, hier möglichst schnell vorwärts zu kommen, um später nicht immer wieder Figuren für die Jagd zu verschwenden. In verschiedenen Foren wird derzeit aber auch diskutiert, ob die sogenannte Hungerstrategie nicht sinnvoller ist, denn auch wenn man Runde für Runde zehn Siegpunkte einbüßen muss, könnte dies der Weg zum Sieg sein. Der Autor hat sich ebenfalls in diese Diskussion eingeschaltet, dementiert allerdings, dass diese Taktik das Nonplusultra ist.

 

Bei der weiteren Rohstoffbeschaffung schaltet sich nun die Glückskomponente ein. Für jede Figur, die man auf ein Rohstoff- oder Nahrungsfeld gesetzt hat, bekommt man einen Würfel zugesprochen. Diese wirft man nun und rechnet die Gesamtsumme schließlich in die Preise für die individuellen Stoffe um. Holz kostet beispielsweise drei Einheiten, bei einer Gesamtsumme von 15 Augen bekommt man also fünf Holzstücke. Außerdem kann man auch seine Werkzeuge als Bonus einsetzen, um die Würfelresultate zu modifizieren. Ganz anders sieht’s da schon bei Gold aus. Sechs Einheiten sind erforderlich, um gerade mal einen Goldbarren abzusahnen – allerdings ist dieser beim Gebäudebau wieder ungleich lukrativer.

 

Die letzten Handelsplätze sind die Ablage für die Zivilisationskarten und die für die Gebäude. Die Karten sind nach Wertigkeit sortiert und kosten je nach Position in der Ablage 1-4 Rohstoffe. Sollte eine Karte jedoch aufgekauft sein, verschieben sich die teureren Karten nach links, so dass der Preis ständig sinkt. Kurzum: Wer eine Karte haben möchte, muss dafür auch Rohstoffe abgeben – und wer es eilig hat, muss evtl. tiefer in die Tasche greifen. Oftmals lohnt der Einsatz aber, da die Karten – das zeigt sich später – das A und O sein werden!

 

Wer dann noch ein Gebäue bauen will (und natürlich auch hier zuvor eine Figur abgesetzt hat) zahlt nun die erforderlichen Rohstoffe, heimst die Siegpunkte auf der Gebäudekarte ein und platziert das Gebäude nun auf seinem Tableau.

 

Personen ernähren

 

Im letzten Schritt entrichtet man nun für jede Person ein Ernährungsplättchen. Alternativ kann man auch Rohstoffe zahlen. Sollte aber selbst dies nicht möglich sein, muss man sofort einen Siegpunktverlust im Wert von zehn Zählern erdulden.

 

 

Das Spiel läuft nun solange weiter, bis entweder ein Gebäudestapel aufgebraucht ist oder keine neuen Zivilisationskarten mehr nachgelegt werden können. Sollte eine dieser Bedingungen erfüllt sein, beginnt die Schlusswertung.

 

Am Ende des Spiels werden nun alle Zivilisationskarten, die die Spieler während des Spiels eingestrichen haben, aufgedeckt und gewertet. Es gibt Punkte für jedes unterschiedliche Symbol auf grünem Hintergrund, und zwar exponentiell. So verbessert sich der Wert jeder einzelnen grünen Karte immer dann, wenn ein neues Symbol hinzukommt. Bei den Karten mit sandfarbenem Hintergrund hingegen werden die Spielergebnisse mit der Anzahl der Arbeiter auf diesen Karten multipliziert. Ausschlaggebend hierfür kann sein, wie weit man auf der Nahrungsliste vorangeschritten ist, wie viele Gebäude man errichtet hat, wie viele Figuren man ins Spiel gebracht hat und über wie viele Werkzeuge man verfügt. Dies wird nun in Kleinstarbeit aufgesplittet und addiert, bis schließlich der Spieler mit der Höchstpunktzahl ermittelt ist. Dieser hat natürlich auch gewonnen!

 

Spielspaß:

 

Hinsichtlich des Systems scheint „Stone Age“ ziemlich deutlich an „Die Säulen der Erde“ angelehnt, was einerseits sicher nicht schlecht ist, da sich dieser Titel als einer der besten seines Faches längst etabliert hat, andererseits aber auch eine gewisse Skepsis ob der Eigenständigkeit von Brunnhofers neuem Werk hervorruft. Und in der Tat ist nicht zu leugnen, dass gewisse Elemente durchaus ähnlich eingebracht werden, insbesondere die Limitation bei der Rohstoffverteilung und Kartenherausgabe. Dennoch sind die Beschaffungsmechanismen an dieser Stelle ein wenig anders, ebenso die Einschränkungen am Ende jeder Runde, die von der Ernährungspflicht vorgegeben wird. Es geht also nicht bloß darauf, üppig zu bauen und sich kontinuierlich mit neuen Karten einzudecken, sondern auch gewisse Pflichten zu beachten – und genau hier setzt schließlich der ziemlich vielseitige strategische Inhalt von „Stone Age“ an!

 

Dabei muss man schon von Beginn an eine der vielen möglichen Taktiken abwägen und ins Auge fassen, wenngleich ein Abweichen immerzu möglich ist. In diesem Zusammenhang ist sicherlich auch die Hungertaktik in Betracht zu ziehen, wobei hier schon ein gewisses Spielverständnis und Erfahrung vorausgesetzt sind, um das Ganze gewinnbringend einzusetzen. Doch selbst dann ist noch lange nicht gesagt, dass der absichtliche Punktverlust langfristig wirklich sinnvoll ist. Dies ist im Übrigen aber auch nur eine von sehr vielen Varianten, die alle ihre Vorzüge haben. So kann man zum Beispiel versuchen, möglichst schnell viele Figuren ins Spiel zu bringen (wenn nicht gerade jemand anders die Hütte belegt), muss dies aber natürlich auch mit neuer Nahrung aufwiegen. Oder aber man schaltet Runde für Runde durch den Einsatz auf dem Acker das Nahrungsproblem aus und sorgt für eine langfristige Selbstversorgung seiner Personen. Wichtiger als dies ist jedoch auch der Nachschub an Karten, um in der Schlusswertung gute Argumente vorzubringen.

 

Allerdings ist hier natürlich mit entscheidend, welchen Rohstoffeinsatz man für welche Karte aufbringt. Eine gewisse Opferbereitschaft ist aber in allen Optionen des Spiels vonnöten, um ein planvolles Spiel zu gewährleisten. Und gerade hier liegt ein weiterer versteckter Reiz unter den erstaunlich vielen, die das Spiel zu bieten hat!

 

 

Fazit:

 

Die allgemeine Vielfalt, kombiniert mit dem Glück, welches bei der Rohstoffbeschaffung aufzubringen ist, und dem grundsätzlich sehr flüssigen Mechanismus macht „Stone Age“ letztendlich zu einem wahrhaft fantastischen Mix aus Strategie- und Familienspiel. Zwar mag der Preis anfangs noch ein wenig abschrecken, doch in Relation mit dem absolut überzeugenden Material und natürlich dem uneingeschränkt starken Spiel geht ein finanzieller Aufwand von 30€ an dieser Stelle definitiv in Ordnung.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024050416002461aaabb3
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Brettspiel:

Stone Age

Hans im Glück, 2008

Autor: Michael Tummelhofer (Bernd Brunnhofer)

Spielerzahl: 2 bis 4

Mindestalter: ab 10 Jahre

ASIN: B0014LETVU

Erhältlich bei: Amazon

Weitere Infos:

Inhalt:

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1 Spielplan

4 Spielertableaus

58 Rohstoffe aus Holz

40 Personen aus Holz

8 Marker aus Holz

53 Nahrungsplättchen

28 Gebäudeplättchen

18 Werkzeugplättchen

1 Startspielerfigur

36 Zivilisationskarten

7 Würfel

1 Würfelbecher aus Leder

1 Spielregel

1 Übersichtsblatt

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Erstellt: 06.05.2008, zuletzt aktualisiert: 16.02.2018 17:50, 6422