Tambu (Autor: Robert Asprin)
 
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Tambu von Robert Asprin

Rezension von Christel Scheja

 

Robert Asprin (1946-2008) dürfte den meisten Lesern eher als Autor amüsanter Fantasy-Romane um den tollpatschigen Zauberlehrling Skeeve und den Dämonen Aahz oder als Erfinder des ersten professionell veröffentlichten Shared World Projekts – der „Diebeswelt“ bekannt sein. Weniger Aufmerksamkeit erlangten seine Science Fiction –Romane, einige Frühwerke kamen gar nicht erst in Deutschland heraus.

Um diese andere Seite von Asprin zu zeigen, hat der Atlantis Verlag nun sein Frühwerk „Tambu“ heraus gegeben, dass in seiner Heimat erstmals im Jahre 1979 erschien.

 

Tambu ist einer der gefürchtetsten und mächtigsten Kriegsherrn der Galaxis, der über eine mächtige Flotte gebietet, gegen die niemand so wirklich ankommt. Gerade weil er sich selbst sehr im Hintergrund hält und niemand, nicht einmal die Kommandanten seiner Schiffe, weiß, wie er aussieht, umgibt ihn eine so unheimliche wie bedrohliche Aura.

Trotzdem wagt es der junge Reporter Erickson, eine Anfrage an Tambu zu richten – er bittet um ein Interview und hofft daraus die Geschichte zu machen, die ihn endlich aus dem Mief der Lokalreportage unter die Stars seines Berufs katapultiert.

Auch wenn er nicht wirklich daran glaubt, so kommt tatsächlich eine Zusage und Erickson darf auf einem der Schiffe des Kriegsherrn mit Tambu sprechen, auch wenn er ihn ebenfalls nicht zu sehen bekommt.

Der Reporter wähnt sich im Glück und beginnt seine Fragen zu stellen. Tatsächlich erzählt Tambu freimütig wie alles mit einer einfachen Idee auf einem Raumfrachter begann, der gerade erst seinen Kapitän verlor. Er erzählt von seinen ersten Erfolgen gegen die Piraten, dem Beginn seiner Organisation, die zunächst nicht despotisch geführt, sondern demokratisch geleitet wurde. Aber leider musste Tambu am Ende die gleiche Erfahrung machen wie so viele andere vor ihm und die Konsequenzen ziehen...

 

„Tambu“ hat zwar Momente, in denen ein Hauch von Humor auftaucht, aber der Roman ist alles andere als eine Satire. Stattdessen zeigt Asprin auf, wie sich eine gute Idee langsam zu einem Erfolg entwickelt und dann Probleme mit sich bringt, weil zu viele Leute mitmischen und sich einen größeren Anteil sichern wollen oder weil sie sich Feinde schaffen, weil leider nicht alle mitspielen wollen, denen die Geschäftsidee angeboten wird.

Interessant ist, wie seine besondere Stellung als Anführer und Koordinator Tambu nach und nach selbst von seinen engsten Freunden entfremdet und er am Ende eine folgenschwere Entscheidung treffen muss. Er blickt hinter die Maske eines Mannes, den man in der Galaxis nur als gefühlskalt und skrupellos kennt und zeigt auch dessen andere Seite, begründet die Taten der Vergangenheit und Gegenwart.

Zugleich wird auch die Frage gestellt, was Wahrheit und was Lüge ist. Denn was kann Erickson am Ende überhaupt von dem, was er erfahren hat, berichten? Wie weit wird er das erzählen, was er gehört hat? Und wird man ihm das überhaupt glauben?

Natürlich hat der Roman seine Schwächen, da durch die Kürze die Figuren nicht sonderlich ausgearbeitet werden und so ihre Verhaltensweisen und Motive sehr oberflächlich wirken. Auch die Spannungskurve ist eher flach, da es nicht viel Action gibt. Aber dennoch wird der dadurch Roman nicht langweilig, denn am Ende bleiben viele Fragen offen, und viele der aufgeworfenen Diskussionspunkte regen zum Nachdenken an, was vermutlich auch die Absicht des Autors war.

 

Alles in allem erweist sich „Tambu“ als kleine Perle und recht ungewöhnliche Science Fiction, da sie einen vermeintlichen Bösewicht einmal ganz anders zeigt und beweist, dass Asprin auch ganz andere Dinge schreiben konnte als humorvolle oder abenteuerliche Fantasy.

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Buch:

Tambu

Autor Robert Asprin

Deutsche Erstausgabe 2009

Amerikanische Originalausgabe 1979 „Tambu“

Übersetzung Dirk van den Boom

Titelbild & Umschlaggestaltung Timo Kümmel

Atlantis Verlag

Klappenbroschur, 192 Seiten

ISBN 978-3-941258-12-9

Preis 12,90 EUR

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 01.08.2010, zuletzt aktualisiert: 13.08.2022 14:14, 10815