Filmkritik von Cronn
Er gilt als einer der ausdrucksstärksten Regisseure seiner Generation in China. Sein Name ist verbunden mit Filmen wie House Of Flying Daggers oder Hero. Und dennoch ist sein Name nur Cineasten ein Begriff. Die Rede ist von Zhang Yimou.
Als Regisseur der fünften Generation aus China begeistert er durch bildgewaltige und farblich gesättigte Streifen, die vor allem über die Sinne funktionieren. Aber auch in Sachen Kamerahandwerk versteht sich Zhang Yimou aufs Beste. Das bewies er bereits in vielen Filmen und kann es nun mit einer West/Ost-Koproduktion erneut zeigen, diesmal auch mit einem typisch westlichen Drehbuch, das aber von östlichen Einflüssen zeugt.
The Great Wall heißt der Film und er stellt eine Brücke zwischen östlichem und westlichem Cinema auf beeindruckende Weise her.
Doch bevor in der Rezension ins Detail gegangen werden soll, erfolgt ein knapper Abriss des Inhalts.
Verlagsinfo:
Eine sagenumwobene Mauer, eine uralte Legende. Im Alten China sieht sich eine furchtlose Streitmacht einem schier übermächtigen Gegner gegenüber, der das Schicksal der gesamten Menschheit bedroht. »The Great Wall« – als größtes Bauwerk der Menschheitsgeschichte Schutzwall und ultimative Waffe zugleich, um im Kampf gegen die unheimliche Bedrohung bestehen zu können.
Eine Begegnung von Ost und West – in den Hauptrollen sind neben Matt Damon auch Jing Tian, Game of Thrones-Star Pedro Pascal, Willem Dafoe und Andy Lau zu sehen. Für die Regie des epischen 3D Action-Abenteuers ist der Bilderzauberer Zhang Yimou verantwortlich, der bereits mit Filmen wie »Hero« oder »House of Flying Daggers« visuell eindrucksvolle Werke geschaffen hat.
So die offizielle Beschreibung von Universal Home Entertainment. Sie ist allerdings noch ausbaufähig, womit eine knappe Erläuterung nötig ist, die nun folgt.
Die als »Große Mauer« bezeichnete Verteidigungsanlage ist gegen die sogenannten Tao Tei errichtet worden, monsterhafte Wesen, deren Herkunft weitgehend im Dunkeln liegt. Zwei westliche Gauner sind unterwegs, um Schießpulver zu stehlen und in den Westen zu schmuggeln. Aber sie werden aufgegriffen und beteiligen sich am Kampf gegen die Fremdwesen.
Kritik:
»The Great Wall« soll kein Historienfilm sein und das merkt man schon nach wenigen Minuten. Die Große Mauer ist höher als das Original, auch die Verteidigungsmechanismen sind nicht allesamt historisch korrekt, aber meist dennoch an historische Vorbilder angelehnt. Auch die farblich abgesetzten Kostüme gehören ins Reich der Fantasy.
Hat man sich erstmal daran gewöhnt, erhält man einen kurzweiligen Streifen, der voller Action und grandioser Bilder steckt.
Die Dramaturgie ordnet sich den Kampfszenen unter. Eine Hintergrundstory für den Charakter von Matt Damon gibt es nur im Ansatz, eine Entwicklung ebenfalls. Der Angriff der Fremdwesen erinnert an Helms Klamm aus dem zweiten Herr der Ringe-Epos und ist ebenfalls mit einem großen Heer an Statisten in Szene gesetzt. Hier zeigt der Regisseur sein ganzes Können und zelebriert wunderbare Sequenzen.
Was »The Great Wall« auszeichnet, ist ein Schwelgen in Farben und Bildern. Dermaßen gesättigte Farben bekommt man im westlichen Kino selten zu sehen. Auch die Kamerafahrten und Effekte sind sehr gut, abgesehen von kleineren CGI-Schwächen, die aber kaum auffallen.
Nach dem Betrachten des Films ist man sowohl befriedigt, als auch ein wenig flau im Magen – ganz so als hätte man zuviel gegessen. »The Great Wall« bietet für westliche Geschmäcker womöglich etwas zuviel an Farben und Glanz.
Dennoch macht der Film Spaß und man kann ihn durchaus auch ein zweites Mal sehen.
Fazit:
»The Great Wall« bietet gelungenes Abenteuer-Action-Kino, das zwischen westlicher Attitude und östlichem Flair changiert. Manche würden gerne mehr Substanz bekommen, andere sind mit der toll choreographierten Action vollauf zufrieden.
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