Tristopolis - Dunkles Blut (Autor: John Meaney; Tristopolis Bd. 2)
 
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Tristopolis – Dunkles Blut von John Meaney

Rezension von Christian Endres

 

Nicht viel Neues in Tristopolis, der düster-visionären Science Fiction-Stadt des britischen Autors John Meaney - der Stadt, die ihre Energien aus den Gebeinen der Toten bezieht und auch sonst eine eher spezielle Beziehung zum Totenreich, dem Ektoplasma und den Geistern und Dämonen führt. Wie gesagt: Nach dem ersten Band nichts Neues, nur mehr Details. Denn obwohl die beiden Heyne-Taschenbücher mit den wundervollen Titelbildern von Franz Vohwinkel nach wie vor zum Schönsten gehören, was das Buchregal in den letzten Jahren an SF-Covern gesehen hat, und Meaneys futuristische urbane Schöpfung nach wie vor ein großartiger Hintergrund ist, weiß die eigentliche Story leider erneut nicht so recht zu überzeugen - ist Meaney, wenn man so möchte, anhaltend konsequent in seiner Inkonsequenz, aus dem großartigen Setting auch das Maximum herauszuholen.

 

Die Ereignisse des Mittelbandes der Trilogie um die etwas andere Stadt der Zukunft knüpfen zeitlich direkt an den ersten Band an. Donal Riordan - nach wie vor Cop, inzwischen aber selbst ein wandelnder Toter, in dessen Brust das schwarze Herz seiner ermordeten Zombie-Geliebten weiter schlägt - wohnt der Hinrichtung des korrupten Stadtrat Finross bei, der an der Vernichtung von Donals Liebsten nicht ganz unbeteiligt war. Da der Tod in Tristopolis eine nochmals gesteigerte, sozial bedeutungsvolle Allgegenwärtigkeit besitzt, versteht man es dort entsprechend, einen zum Tode verurteilten Verbrecher ein Maximum an Pein zukommen zu lassen. Doch mit Finross’ qualvoll-langsamen Dahinscheiden lösen sich die Probleme, die Donal und Tristopolis etwa mit dem Schwarzen Zirkel und dunkler Knochen-Hexerei haben, nicht in Luft auf ...

 

Es bleibt dabei: Meaneys Tristopolis ist die innovativste, interessanteste und divergenteste fantastische Städteschöpfung der letzten Jahre und von dieser Warte aus betrachtet ein echter Knüller. Die Mischung aus allgegenwärtigem Totenkult, dunkler Energiebeschaffung aus Knochen und Seelen, SF-Zombies und Alltags-Geister in Aufzügen und Stühlen und Fahrzeugen und klassischem Gothic-Look ist ohne Frage ein kreatives Festmahl, auf das man schnell anspringt.

 

Zu schade nur, dass der 1957 geborene Meaney es auch im zweiten Band seiner Trilogie viel zu selten vermag, seinem erstklassigen Hintergrund auch eine auch nur halbwegs, eine nur leidlich spannende Krimistory zu spendieren, die dieses gigantische Setting auch ausnutzt. Die Story ist nämlich leider wieder einmal viel zu zäh und dröge, um dem sensationell guten Sujet gerecht zu werden. Allerdings tut es der Geschichte gut, dass man mit Donal, seinem Verlust und seiner verbissenen Jagd nach dem von mächtigen Männern geschützten Schwarzen Zirkel vertraut ist.

 

In Tristopolis finden die Toten nur selten Ruhe - und John Meaney immer noch nicht das Rezept, um die Energie seiner nekrophilen SF-Metropole auf 500 Seiten auszuschöpfen und interessant zu gestalten.

 

Stadt und Schöpfung hui, Story und Spannung eher pfui.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240508135109285d42b3
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Tristopolis: Dunkles Blut

Reihe: Tristopolis Bd. 2

Autor: John Meaney

Taschenbuch, 524 Seiten

Heyne, August 2008

ISBN: 3453523237

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 28.07.2008, zuletzt aktualisiert: 13.08.2022 14:14, 7004