Filmkritik von Cronn
Wer an Schweden denkt, dem fallen sofort die typischen Klischees von schneebedeckten Wäldern im Winter oder von Mückenschwärmen umtanzte Seen im Sommer ein. Dieses Land in cineastischer Hinsicht zu besuchen, ist besonders interessant, da in Deutschland die meisten ihren filmischen Erstkontakt mittels der Filmumsetzungen von Büchern Astrid Lindgrens hatten. Egal ob es Die Brüder Löwenherz, Michel aus Lönneberga, Ferien auf Saltkrokan oder Pippi Langstrumpf war – stets ragten die schwedischen Filme mit ihrer besonderen Machart heraus, was u. a. an den Lichtbedingungen in Schweden und dessen noch vielfach unberührten Naturlandschaften liegt.
Nun ist aber ein gänzlich anderer Film bei Eurovideo erschienen: UFO Sweden. Dieser legt den Fokus weder auf Naturidylle noch auf typische Kinderthemen. Nein, »UFO Sweden« ist anders, trägt aber immer noch in sich den Kern des schwedischen Filmemachens. Daher soll zunächst eine Inhaltsangabe folgen, ehe der Film in seiner Machart beleuchtet wird.
Verlagsinfo:
Die rebellische Teenagerin Denise, die seit ihrer Kindheit bei einer Pflegefamilie aufwächst, vermutet dass ihr Vater nicht tot ist, sondern entführt wurde. Zusammen mit der lokalen Vereinigung UFO Sweden, die sich mit übernatürlichen Phänomenen beschäftigt, begibt sie sich auf ein riskantes Abenteuer, das sie weit über die Grenzen der Gesetze hinaus in eine Welt des Unerklärlichen bringt.
Soweit die Zusammenfassung des Publishers. Doch was genau macht »UFO Sweden« anders als andere Filme, beispielsweise aus Hollywood? Und wie gelungen ist er zu werten?
Kritik:
Beginnend mit dem Drehbuch kann man bereits Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten feststellen. Die prinzipielle Dreiakt-Struktur (inklusive Tiefpunkt des Helden kurz vor Ende) wurde aus Filmen amerikanischer Machart übernommen. Doch was das Drehbuch anders macht, ist die Zeit, die es sich für die einzelnen Charaktere nimmt. Die Mitglieder des Clubs »UFO Sweden« sind herrlich schrullig und liebenswürdig. Doch bei aller Freakartigkeit werden sie niemals der Lächerlichkeit preisgegeben. Man merkt dem Film deutlich an, dass seine Macher große Sympathien für den real existierenden UFO-Verein in Schweden haben. Jeder einzelne Charakter bekommt genügend Zeit, dass seine Züge ausreichend entfalten kann und dennoch ist der Film nur ein wenig zu lang gegen Ende, da dies etwas zu stark ausgeprägt gefilmt wurde.
Was auch sehr gefallen kann, sind die handwerklichen Aspekte. Die Kameraarbeit ist sehr gelungen, die Effekte wirken niemals aufdringlich und sind größtenteils handgemacht. Was digital erstellt wurde, fügt sich harmonisch ein und ordnet sich dem Gesamtwerk unter, ist niemals Selbstzweck.
Das gilt auch für die Produktionsausstattung. Die Liebe zum Darstellen der 90er Jahre ist immer wieder sichtbar, sei es bei den Computern, der Raumausstattung, etc. pp. Doch nichts ist dabei zu viel, nichts ist ein Produktplacement für die 90er.
Die Schauspieler·innen agieren auf hohem Niveau. Alle verleihen ihren Charakteren großartige Präsenz und wirken überzeugend. Allen voran Inez Dahl Torhaug, die den Film auf ihren Schultern trägt. Aber auch die Nebendarsteller des UFO-Clubs bekommen Zeit für Präsenz und verleihen ihren Charakteren liebenswürdige Schrulligkeit.
Dabei hat der Film neben diesen Werten auch filmisch einiges zu bieten: Actionszenen, Verfolgungsjagden, spannende Enthüllungen auf einem nächtlichen See und anderes mehr.
Fazit:
»UFO Sweden« macht alles richtig und steht als filmisches Werk nicht im Schatten von »Stranger Things«, sondern mutig an dessen Seite, sogar manchmal davor. Eine klare Kaufempfehlung!
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