Unter der Geisterbahn (Autorin: Isabel Abedi)
 
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Unter der Geisterbahn von Isabel Abedi

Rezension von Christoph Weidler

 

Eigentlich hat Lorenzo schon die Nase voll, von dem Klassenausflug in den Freizeitpark. Aber es nützt nichts, wenn er nicht als Feigling dastehen will, muss er auch noch mit in die Geisterbahn. Und um das ganze noch zu Toppen, bleibt ihm nichts anderes übrig als ausgerechnet mit der Angeberin Dina in einen Wagen zu fahren. Und die Geisterbahn hat es wirklich in sich, denn auf einmal taucht dort ein echter Geist auf und mit ihm zusammen ein Furcht erregender Teufel. Dabei ist der Geist nicht das Schlimmste, denn der Teufel, der mit Eimer und Schwamm bewaffnet ist, lässt Gegenstände und Menschen verschwinden - er ist ein echter Putzteufel!

Der Geist rettet Lorenzo und Dina vor dem Teufel und bringt sie in eine geheimnisvolle Welt unterhalb der Geisterbahn. In Gravalon, denn so heißt diese Welt, leben all die düsteren Nachtwesen aus unzähligen Geschichten der Oberwelt: Vampire, Wassergeister, Dschinns, Kopffüßler, Skelettwesen, Hexen und noch viel mehr Geschöpfe der unterschiedlichsten Art. Nur ein Geschöpf lebt hier nicht - der Mensch - und gerade diese sind hier auch nicht sonderlich beliebt. Zu oft schon mussten die Bewohner von Gravalon bei Ausflügen in die Oberwelt von der Grausamkeit der Menschen erfahren, da gab es die Hexenverfolgungen, unschuldigen Vampiren wurde ein Pflog in das Herz gestoßen und Geister von sogenannten Geisterjägern der Garaus gemacht. Doch ein Weg zurück gibt es erst einmal für die beiden Kinder nicht. Und so bringt sie ihre neuen Freunde, der Feuergeist Antonella und der Vampirjunge Rasputin, zu Antonella nach Hause. Dort ist man natürlich alles andere als begeistert nun zwei Menschenkinder bei sich zu beherbergen, und auch die Kinder fühlen sich im Kreis der Familie von Antonella recht unwohl. Wann stößt man auch schon auf einen Wassergeist als Mutter, die je nach ihrer Gefühlslage wahre Sturzbäche aus sich herausbricht, einem unsichtbaren Vater dessen dröhnende Stimme alle erzittern lässt, einem Klopfgeist als Onkel der im Keller wohnt und dessen Ohr auf dem Tisch liegt, damit er die Familiengespräche mitverfolgen kann und nicht zu vergessen Antonellas kleiner Bruder Babydschinn Achmed. Doch so ungewöhnlich Antonelle wie auch ihre Familie und ihr Freund Rasputin den Kindern erscheinen, schnell erkennen Lorenzo und Dina, dass sie ein sehr liebevoller und netter Haufen sind.

Wie sich herausstellt, ist der Putzteufel, welchen die Kinder in der Geisterbahn begegnet sind, nur einer von sehr vielen. Die Putzteufel sind Bestandteil eines Fluches, denn die Urhexe Orkula gegen ihre Schwester ausgesprochen hat. Doch dann hat sie die Kontrolle über den Fluch verloren, und seit dem sind die Putzteufel dabei ganz Gravalon dem Erdboden gleich zu machen, und das Land und seine Bewohner regelrecht "wegzuwischen". Einzig die Urhexe selber könnte diesen Fluch wieder brechen, doch sie wurde von einer für Gravalon äußerst unbekannten Krankheit heimgesucht, der es ihr unmöglich macht die rettende Zauberformel fehlerfrei vorzulesen, nämlich der hinterhältigsten und gemeinsten Krankheit die man sich hier vorstellen kann: Dem Schluckauf!

Die einzige Rettung für Gravalon besteht darin die Urhexe Orkula von ihrem Schluckauf zu heilen. Erschrecken ist eine gute Möglichkeit, doch wie macht man das bei einer Urhexe die in einem Land voller Dämonen, Vampiren und anderen düsteren Wesen lebt und sich so eigentlich vor nichts fürchtet? Die Lösung ist eigentlich recht einfach: Ein Menschenmädchen. Denn genau vor ein solches Wesen fürchtet sich die alte Hexen seit dem sie die Geschichte gehört hat, wo ein Menschenmädchen hinterhältig und ohne Skrupel eine unschuldige Hexe in den Ofen geschubst hat.

Also machen sich Lorenzo, Dina, Antonella und Rasputin auf den Weg zu dem Schloss der Urhexe Orkula. Da die Hexe aber ihr Schloss zu einem unbekannten Ort hin gezaubert hat, führt ihr erster Weg zu dem Ohrrakel (richtig gelesen: Ohrrakel, denn es ist, wie der Name schon sagt, ein riesiges Ohr das weissagt), dessen Weissagung die vier Abenteurer helfen soll den richtigen Pfad zu finden. Und schon beginnt die abenteuerlichste Reise die sich die vier nur vorstellen können, und die Zeit wird knapp denn die Putzteufel wischen zügig und unaufhaltsam einen Ort nach dem anderen, sowohl in der Ober- wie auch Unterwelt, weg.

 

Witzig, spritzig, genial! Ich habe schon lange nicht mehr ein Buch gelesen, wo ich mich so amüsiert habe wie bei Isabel Abedis "Unter der Geisterbahn". Ihre Ideenvielfalt, die liebvollen Beschreibungen der vielen Geschöpfe von Gravalon, der lockere und fesselnde Erzählstil - rundum ein Lesevergnügen nicht nur für jung, nein auch für ältere Leser. Gekonnt und humorvoll führt die Autorin den Leser durch die abenteuerliche Reise der vier Kinder und bringt sie an die obskursten Orte und zu den seltsamsten Wesen die man sich vorstellen kann. Also wer wissen will was es in der Welt Gravalon mit potthässlichen, mannstollen Urhexen, einem lila Dschinn namens Finn, Hahahiti oder den Hara Kiri, einem fünfzigköpfigen Riesen mit Schnupfen, urks mir wird wieder übel wenn ich an die Stelle zurückdenke - so viel Schleim, Christoph Columbus oder einem verzauberten Frosch den man zur Erlösung an die Wand werfen muss, auf sich hat, der sollte unbedingt dieses Buch lesen. Um es mit den Worten von Babydschinn Achmed zu sagen, welchen ich mehr als nur ins Herz geschlossen habe, "Tante Isa, tanz tolle Tschichte!"

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240505222248c0214010
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Buch:

Unter der Geisterbahn

Autor: Isabel Abedi

Gebundene Ausgabe - 352 Seiten - Loewe Verlag

Erscheinungsdatum: März 2005

ISBN: 3785553447

ab 10 Jahre

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 24.06.2006, zuletzt aktualisiert: 12.03.2023 15:03, 2453