Vor der Elfendämmerung (Autor: Jean-Louis Fetjaine; Bild am Sonntag & Weltbild – Fantasy-Bibliothek, Bd. 10)
 
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Vor der Elfendämmerung von Jean-Louis Fetjaine

Band 10 der Bild am Sonntag und Weltbild Fantasy-Bibliothek

Rezension von Christel Scheja

 

Auch wenn sich die französische in Stil und Inhalt durchaus an der angloamerikanischen Fantasy orientiert, so gehen die meisten Autoren doch nicht so weit, sie schamlos zu kopieren, sondern verleihen altbekannten Themen eine eigene Note, da sie auf eigenständige Wurzeln zurückgreifen können. Man denke dabei nur an den Artus-Mythos.

 

Jean-Louis Fetjaine erzählt in seiner „Elfen“-Trilogie seine ganz eigene Variante der Sage und greift dabei auf den reichhaltigen Mythenschatz der eigenen Heimat zurück. Nicht nur die Welt der Menschen ist in „Vor der Elfendämmerung“ und seinen Nachfolgeromanen „Die Nacht der Elfen“ oder „Die Stunde der Elfen“, auch die der unsterblichen oder langlebigen Naturgeister ist in Gefahr. Die drei „freien Völker“ haben ein Bündnis geschlossen, um gemeinsam das Böse zurück zu halten, doch der Frieden ist schwach, da es immer wieder zu Auseinandersetzungen untereinander kommt, weil man den Nachbarn nicht recht trauen will.

 

Nach dem Diebstahl des Schwertes Excalibur und der Ermordung des Zwergenkönigs droht der schwache Pakt zwischen Menschen, Elfen und Zwergen endgültig zu zerbrechen. Letztere fordern Vergeltung für die Schmach und das Blut. Sie verdächtigen erst die grauen Elfen , beschuldigen dann aber auch die Gesamtheit der Völker, gleichermaßen an dem Verrat Anteil zu haben. Glaubwürdige Beweise können sie dem gemeinsamen Rat allerdings nicht vorlegen.

So beschließt man eine Kommission mit Angehörigen aller drei Rassen loszusenden, die den Fall untersuchen, die Spur aufnehmen und die wirklichen Schuldigen suchen sollen. Zu ihr gehören unter anderem die ebenso schöne wie kaltherzige Elfenkönigin Lliane, der Elfenritter Till und sein menschliches Pedant Uther, sowie der Zwerg Miolnir.

Schon sehr schnell wird klar, dass sie gegenseitiges Misstrauen und Vorurteile nicht besonders weit bringt, und nur ihren Gegnern in die Hände spielt. Mehrfach gefährden die Schwierigkeiten ihr Leben, sei es, wenn sie sich Intrigen oder feindlichen Kreaturen stellen müssen. Eines wird den Gefährten allerdings bald klar und bringt sie zumindest teilweise zur Besinnung: Ganz offensichtlich hat das Böse einen Weg gefunden, die Völker zu entzweien und arbeitet daran, den Keil tiefer zwischen sie zu treiben.

Die Schuldigen an dem ganzen Dilemma müssen sie eigentlich an dem Ort suchen, von dem sie aufgebrochen sind, und so beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit...

 

Zwar tauchen Orte und Figuren aus dem Artus-Mythos auf, die Geschichte selbst jedoch nicht viel mit der Sage zu tun, wie sie durch Filme und Bücher bekannt wurde. Jean-Louis Fetjaine orientiert sich viel mehr an dem keltisch-gälisch bretonischen Sagenschatz seiner Heimat und benutzt Elemente einer Feenwelt, die gar nicht so harmlos und niedlich ist, wie sie zunächst scheint. Er verzichtet darauf Lliane und ihre Rassegenossen zu vermenschlichen oder ihnen entsprechende Moralvorstellungen aufzudrücken. Diese Fremdartigkeit gibt dem Buch eine seltsame mystische Atmosphäre, die fern davon ist kindlich zu wirken. Die Schilderungen nehmen einen Großteil des Buches ein, so dass die eigentliche Handlung eher nebensächlich wird – was aber letztendlich nicht ins Gewicht fällt.

 

„Vor der Elfendämmerung“ zeigt, dass man auch einem schon tausendfach erzählten Sagenstoff eine neue Facette entlocken kann, wenn man nur aufmerksam genug die Wurzeln seiner eigenen Mythen- und Märchenwelt durchforstet und miteinander verknüpft. Der Autor wirft einen sehr erwachsenen Blick auf die Feenwesen der europäischen Märche. Gerade das macht den Roman zu einem sehr interessanten und ungewöhnlichen Werk der Fantasy.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240503100217c0a8a775
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Vor der Elfendämmerung

Reihe: Bild am Sonntag & Weltbild – Fantasy-Bibliothek, Bd. 10

Autor: Jean-Louis Fetjaine

gebunden, 352 Seiten

Weltbild Verlagsgruppe, erschienen 18. Dezember 2006

ISBN 3-89897-530-4

Übersetzung aus dem Französischen von Michael Kleeberg

Titelbild und Innenillustrationen von Christophe Vacher und John Howe

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 25.12.2006, zuletzt aktualisiert: 13.04.2024 09:07, 3268