Wächterin der Sterne von Sylvia Louise Engdahl

Rezension von Carina Schöning

 

Seit ihrer Kindheit kennt die junge Elana nur einen Traum. Sie möchte wie auch ihre Eltern dem Anthropologischen Dienst der Förderation beitreten. Dieser wurde gegründet um weniger entwickelte Zivilisationen und Welten zu erforschen und ihnen die Chance zur bestmöglichen Weiterentwicklung zu geben. Dabei darf man weder selber eingreifen noch die eigene Identität und Entwicklungsstand verraten.

 

Obwohl sich Elana erst im ersten Ausbildungsabschnitt befindet, kommt ihr eine außergewöhnliche Ehre zu Teil. Sie darf ihren Vater, der selber hochrangiges Mitglied im Anthropologischen Dienst ist auf seiner Mission zum Planeten Andresia begleiten. Die Förderation hat leider herausgefunden, dass erst vor kurzem die Imperialen auf Andresia gelandet sind und die Gründung einer Kolonie planen. Andresia ist zwar sehr reich an Bodenschätzen, dafür aber nicht sehr weit entwickelt. Man befürchtet die Ausbeutung und Versklavung der Andresianer. Aus diesem Grund müssen Elana´s Vater, ihr Verlobter Evrek und Ilura einen gewaltlosen Weg finden die Imperialen zur Umkehr zu bewegen.

 

Diese sind noch nicht so weit fortgeschritten, dass man sie in der Förderation aufnehmen kann und wissen auch nichts vom Anthropologischen Dienst. Dennoch sind sie den Andresianern technologisch und wissenschaftlich haushoch überlegen. Sie betrachten die ursprünglichen Einwohner nicht mal mehr als Menschen und erobern rücksichtslos deren Gebiete. Gönnerhaft wollen sie die wenigen Überlebenden in ein Reservat stecken.

 

Elana schleicht sich unbeobachtet mit an Bord des Landefahrzeugs und muss abrupt feststellen, dass sie erst am Anfang der Ausbildung steckt. Sie bekommt mit wie Ilura gleich bei der ersten Begegnung mit den Imperialen atomisiert wird. Dadurch kann der ursprüngliche Plan nicht mehr durchgeführt werden. Trotz ihrer Unerfahrenheit muss Elana nun Ilura´s Platz einnehmen. Als „Zauberin“ soll sie dem mittelalterlichen Andresianern die Psychokinese beibringen, so dass die Imperialen glauben, sie seinen der mächtigen Magie der Andresianer nicht gewachsen.

 

Zur gleichen Zeit machen sich die vier Söhne eines armen Holzfällers auf, um zum König zu reisen. Sie haben Gerüchte gehört, dass ein mächtiger Drache hinter dem verwunschenen Zauberwald lebt. Jeder, der ihm begegnete wurde nie wieder gesehen. Der König lässt alle mutigen und tapferen Männer des Reiches zu sich kommen. Derjenige, der den Drachen besiegt erhält alles was er sich wünscht…

Dieser Drache ist in Wirklichkeit eine Maschine der Imperialen, die das Land für die vielen mitgereisten Auswanderer rodet und nutzbar macht. Jarel, ein junger Arzt im Dienst von Captain Dulard kommen mittlerweile Zweifel an dem Sinn dieser Kolonie und seiner ganzen Zivilisation. Die eigentlich friedlichen „Eingeboren“ werden getötet oder in Käfigen gesperrt, obwohl sie doch genauso menschlich sind wie er selber…

 

Die Geschichte rund um Elana, Jarel und dem Andresianer Georyn wird von der Autorin sehr packend und mitfühlend erzählt. Die Perspektive wechselt Kapitelweise, so dass man die Denkweise und Entwicklung der einzelnen Figuren lebendig nachvollziehen kann. Langsam entwickelt sich auch so etwas wie Liebe zwischen Elana und Georyn. Leider ist sie von vornherein aussichtslos. Elana darf ihre wahre Herkunft nicht verraten und macht sich Vorwürfe wegen ihm und ihren Verlobten Evrek. Sie leidet darunter beide belügen zu müssen und steht letztendlich alleine vor der Entscheidung zwischen ihrer Liebe und ihrer Mission.

 

„Wächterin der Sterne“ ist ein wunderbar poetischer und philosophischer Roman. Sylvia Louise Engdahl stellt sowohl die Frage der Menschlichkeit wie auch die der Toleranz gegenüber Anderen in den Mittelpunkt der Handlung. Besonders gut ist das nachdenkliche Vorwort der Autorin, dass man den Zeitpunkt dieser Geschichte sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft verlegen kann. Leider hat unsere jetzige Zivilisation von allen dargestellten Partien positive wie auch negative Züge.

 

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