WE3 (Vertigo Select)
 
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WE3

Reihe: Vertigo Select

Rezension von Christian Endres

 

Dass die Zukunft eine Ära des Krieges und der militärischen Auseinandersetzungen werden könnte, ist inzwischen nicht nur ein beliebtes Thema der Science Fiction in Film, Buch oder Comic. Ganz reale, fast schon »alltägliche« Horror-Meldungen zu schmelzenden Polkappen oder drohenden Hungersnöten haben den Krieg der Zukunft auch für uns bereits zu einem Stück Alltags-Gegenwart gemacht.

 

Auch in der Zukunft des schottischen Comic-Autors Grant Morrison (Batman, X-Men, Invisibles) machen sich die Menschen Gedanken über die Zukunft des Krieges – genauer gesagt über die Waffen, die auf den Schlachtfeldern der Zukunft zum Einsatz kommen sollen. Idealerweise sind das dann keine menschlichen Soldaten mehr, sondern wissenschaftlich verbesserte Tier-Cyborgs: echte Killer, die kaum noch etwas mit den niedlichen Haustieren gemein haben, die sie einmal waren. Bevor man mit dem Waffenprojekt WE3 allerdings an die Öffentlichkeit gehen kann, müssen die ersten drei tierischen Testobjekte verschwinden. Unerlaubterweise waren sie nämlich keine eigens gezüchteten Versuchstiere, sondern entlaufene und vom Militär eingefangene Haustiere – was ja förmlich nach schlechter PR schreit. Eine Wissenschaftlerin beweist jedoch Herz und lässt Robo-Hund, Robo-Katz und Robo-Hase entkommen, bevor man sich ihrer entledigen kann. Dumm nur, dass das der Regierung gar nicht schmeckt und die drei Cyborg-Tierchen auch noch eiskalte Killer sind, die sogar mit Raketenbeschuss und einem begrenzten Wortschatz dienen können ...

 

Grant Morrison und Frank Quitely verstehen sich. Das haben sie an Marvels X-Men oder DCs All Star Superman in den letzten Jahren zu Genüge bewiesen. Und dass Grant Morrison gerne extravagante Stoffe ansprechend in Comicform umsetzt, ist ebenfalls nichts Neues. Insofern standen die Zeichen gut für den dünnen Vertigo-Band, der im Original in drei Heften erschienen ist. Leider kann Morrisons blutig-brutale Cyber-Tierparabel ihre Erwartungen nur bedingt erfüllen. Sicher, die SF-Version von Richard Adams’ »Die Hunde des Schwarzen Todes« kann es in Sachen Grausamkeit und Kritik am Menschen durchaus mit Adams’ todtraurig verfilmter Mahnung gegen Tierversuche und die Grausamkeit des Menschen aufnehmen, und auch die menschliche Natur und Einstellung zum Krieg (und immer größeren und größeren und noch größeren Waffen) wird von Morrison kritisch ins Visir genommen. Aber am Ende fragt man sich dann doch, ob diese oder jene brutale Abscheulichkeit wirklich notwendig war - oder ob ein angeblicher Comic-Hit sich tatsächlich allein dadurch definieren darf, dass er ein altbekanntes Motiv in eine Cyborg-Hülle packt und Adams’ Buchklassiker, den Terminator und Universal Soldier scheinbar miteinander vermengt. So helfen dann auch Frank Quitelys (leider auch entsprechend blutige und explizite) Zeichnungen oder Morrisons unerwartet schönes, nachdenklich stimmendes Ende seiner SF-Parabel in Comicform nichts, um den faden, blutigen Beisgeschmack zu tilgen.

 

»WE3« is sicherlich kein schlechter Erwachsenencomic aus dem Hause Vertigo – dazu sind Thematik und Herangehensweise zu interessant. Am Ende fehlt dann aber doch ein wenig die Substanz, bleiben vor allem der erhobene Zeigefinger und viel, viel Blut.

 

Wer nicht gerade ein zartbesaiteter Tierliebhaber ist, riskiert trotzdem einmal einen Blick in »WE3« - alle anderen machen lieber einen Bogen um literweise spritzendes Blut von Mensch und Tier, attackierende Cyborg-Ratten und -Kampfhunde im Staatsdienst, hervorquellende Gedärme, berstende Tierknochen, spritzendes Hasenhirn und weggeschossene Kaninchenohren.

 

 

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024051015215534ee0877
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Comic:

WE3

Reihe: Vertigo Select

Autor: Grant Morrison

Zeichnungen: Frank Quitely

Paperback m. Klappenbroschur

120 Seiten

Panini, April 2008

ISBN: 3866075944

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 28.04.2008, zuletzt aktualisiert: 18.04.2024 08:14, 6376