Filmkritik von Cronn
An erinnerungswürdigen Momenten mangelt es den 80er Jahren nicht. Wer darin aufgewachsen ist, denkt sofort an bestimmte Modedesigns, tolle Musik und Filme. Einer der Highlights made in Germany war die Figur des Hauptkommissars Horst Schimanski, der in der Tatort-Reihe in Duisburg für Recht und Ordnung sorgte – und da manchmal mit unkonventionellen Mitteln.
Götze George verkörperte den Mann mit der beige farbenen US-Feldjacke auf unnachahmliche Weise. EuroVideo hat nun den ersten Kinofilm Zahn um Zahn aus dem Jahr 1985 herausgebracht.
Verlagsinfo:
Erst sieht es nach einer klassischen Familien-Tragödie aus: Ein Mann, gerade arbeitslos geworden, tötet seine engsten Angehörigen, bevor er sich selbst richtet. Aber Kommissar Schimanski (Götz George) traut der Sache nicht und ermittelt entgegen Dienstanweisung bei dessen Ex-Arbeitgeber. Das bringt ihm prompt die Suspendierung ein, was den guten Schimi natürlich keineswegs davon abhält, der Geschichte weiter nachzugehen. Begleitet von einer attraktiven Reporterin (Louis-Marie Taillefer), führt ihn eine heiße Spur ins französische Marseille.
Kritik:
Mit der Musik von Klaus Lage geht »Zahn um Zahn« eine rasante Verbindung ein. Schon der Auftakt macht klar, wohin die Reise geht: Rocker rebellieren in Duisburg gegen den Abriss eines ganzen Viertels. Die Kapitalismuskritik wird von Schimanski geteilt, obwohl er als Polizist eigentlich auf der anderen Seite steht. Doch im Laufe der Ermittlungen in einem Familiendrama, das ihm auch persönlich nahe geht, wird klar, dass hier mehr auf dem Spiel steht. Die Spur führt ins Ausland, genauer gesagt, nach Marseille. Dort sind Bruderschaften aus der Fremdenlegion mit der Wirtschaft verwachsen und stellen Schimanski vor neue Aufgaben.
An seiner Seite ist die verheiratete Journalistin Ulli, die eine moderne offene Beziehung führt und auch mit Schimanski anbändelt. Das Drehbuch gibt ihr leider nur wenige intensive Momente, sodass die Schauspielerin Renan Demirkan ihr durchaus immer wieder hervorscheinendes Talent nur bedingt zeigen kann. Diesmal erhält Thanner mehr Screentime und auch für die Damenwelt wurde gesorgt: Götz George darf seinen durchtrainierten Körper fast nackt zeigen.
Doch im zweiten Drittel schwächelt das Drehbuch und hat nicht den nötigen Biss, wie bei dem nachfolgenden Film Zabou. Schimanski darf nur noch passiv reagieren, wo er doch anfangs noch der Draufgänger war und sogar in Stunt-Szenen mit dem Motorrad springen durfte. Für den Schlussakkord sorgt aber ein anderer.
Fazit:
»Zahn um Zahn« ist der im direkten Vergleich zum Nachfolger etwas schwächere Film. Dafür sind die Locations schön anzusehen und mit Renan Demirkan ist eine talentierte Schauspielerin dabei, die sich von den 80er Jahren Einheitslook-Damen wohltuend abhebt. Die Bild- und Tonqualität ist etwas besser als auf DVD, erreicht aber nicht heutige Standards. Schade, dass es kein Bonusmaterial gibt. Für Schimankski-Fans auch wegen dem tollen Titelsong aber ein Pflichtkauf.
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