Druckversion: Das Blut des Tako (Autoren: Martin und Maho Clauß)

Das Blut des Tako von Martin und Maho Clauß

Rezension von Christel Scheja

 

Bereits in „Die Saat des Yokai“ bewiesen Martin Claus und seine japanische Frau Maho, dass sie es wie kaum ein anderer verstehen die Mythologie und Magie des Fernen Ostens jungen deutschen Lesern verständlich und spannend nahe zu bringen. Anders als ihr Erstling ist „Das Blut des Tako“ aber nicht mehr in der Vergangenheit sondern in der Gegenwart angesiedelt.

 

Sie beginnt mit einem Umzug. Die junge Saya muss mit ihrer Mutter Kobe verlassen, da der Vater die Stelle in einem Windkraftwerk für etwas länger innehaben wird als zunächst vermutet und nicht länger von seiner Familie getrennt sein müssen. So sollen auch Frau und Tochter in das kleine und verschlafene Dorf Inogi ziehen.

Schon die Ankunft steht unter keinem guten Stern. Der Möbelwagen verzögert sich, und die beiden Frauen müssen feststellen, dass man ihnen eine Bruchbude von Haus zugewiesen hat. Außerdem behandeln viele Dorfbewohner sie misstrauisch bis ablehnend.

Saya muss feststellen, das die Zeit an diesem Ort stehen geblieben ist. Außer dem Wind gibt es kaum Vergnügungen und die Leute scheinen geradezu besessen vom Drachenfliegen zu sein, denn ständig sieht sie jemanden, der ein feines Konstrukt aus Holz und Seide in den Himmel steigen lässt.

Auf diese Weise lernt sie auch die gleichaltrige Hitomi kennen und Kaito, den Sohn eines als verrückt geltenden ehemaligen Drachenbauers. Mit beiden freundet sie sich an und erfährt so mehr über den Hintergrund. Aufgrund einiger Geschehnisse in der Vergangenheit hat das Drachen steigen lassen eine besondere Bedeutung. Besonders das in Bälde stattfindende Drachenfest, auf das sich schon alle vorbereiten ist mehr als nur eine traditionelle Feier, die nur noch aus Folkloregründen organisiert wird

Saya ahnt zunächst nicht – wie sehr selbst davon betroffen sein wird. Doch dann häufen sich seltsame Geschehnisse und Visionen, die sie sich nicht erklären kann. Als das Mädchen nachzuforschen beginnt, entdeckt sie einen mehr als dreihundert Jahre alten Fluch, der nicht nur über Hitomis sondern auch über ihrer eigenen Familie liegt und beide eigentlich zu Todfeinden machen müsse.

 

Der erste Teil des Buches scheint noch fest mit der Realität verankert zu sein, denn es beschreibt den kleinen Kulturschock eines Stadtmädchens, dass aufs Land zieht und sich gleich Jahrhunderte zurück zieht, miterleben muss, dass ihre bisher intakte Familie einen Knacks bekommt, da weder Vater noch Mutter das unbegreifliche Mobbing der Dorfbewohner lange aushalten können und ersterer scheinbar eine Affäre mit Hitomis Mutter Katsumi hat.

Sie versucht das Beste daraus zu machen, doch je mehr sie über die Geheimnisse und Mythen des Dorfes erfährt, desto mehr taucht sie in eine magische, ja fast surreale Welt ab. Mit dem Beginn des Drachenfestes beginnt der Roman phantastisch zu werden.

Nicht nur in Sayas Wahrnehmung, die in den leblosen Flugobjekten mehr zu sehen beginnt und nun auch die Verbindungen zwischen den Personen wahr nimmt, auch die einzelnen Ereignisse werden phantastischer und verrückter bis hin zu einer spannenden Zeitreise. Und wie in japanischen Romanen selbst haben auch diesmal Veränderungen ihren Preis.

Das alles ist von dem Autorenehepaar so geschickt und lebendig beschrieben, dass man das Buch nicht aus der Hand legen möchte. Die Geschehnisse sind glaubwürdig und sehr atmosphärisch in Szene gesetzt und weit von der verrückten Welt der Mangas entfernt. Ein Vergleich mit den Ghibli-Filmen wie „Chihiro“ ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, auch wenn die Schauplätze inhaltlich nichts miteinander zu tun haben.

 

Alles in allem überzeugt das Buch von der ersten bis zur letzten Seite. Nicht nur junge Leser/innen ab 12 Jahren, auch Erwachsene, die sich für Japan und seine Menschen interessieren, aber einem netten Abenteuer nicht abgeneigt sind, werden von „Das Blut des Tako“ problemlos in den Bann geschlagen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042611140405804087

Das Blut des Tako

Autor: Martin und Maho Clauß

gebunden, 399 Seiten

Ueberreuter, erschienen Juli 2009

Titelbild von Jan Balasz

ISBN-10: 3800055066

ISBN-13: 978-3800055067

Erhältlich bei: Amazon

, zuletzt aktualisiert: 22.06.2023 20:33