Bioshock Infinite (PC, USK ab 18)
 
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Bioshock Infinite (PC)

Rezension von Cronn

 

Ich sitze in einem Ruderboot. Um mich her wütet die stürmische See. Zwei in gelbe Regenmäntel gekleidete Gestalten sitzen vor mir und unterhalten sich über mich, so als ob ich gar nicht anwesend wäre. Es sei ein Gedankenexperiment, so sagen sie. Was um Himmels willen meinen die beiden?

Die Frau reicht mir ein Kästchen, darauf steht mein Name: Booker Dewitt, 7te Kavallerie. Enthalten sind verschiedene Fotos einer jungen Frau, dazu ein Zettel mit Symbolen und anderen diversen Habseligkeiten. Mein Auftrag lautet: Ich soll die junge Frau vom Foto ausfindig machen und nach New York bringen.

Ein Leuchtturm kommt in Sicht. Wir landen an einem Steg, der auch schon mal bessere Tage gesehen hat. Die beiden Gestalten im Ruderboot verschwinden und mir schwant, dass dieses Abenteuer gerade erst so richtig begonnen hat. Ich laufe hoch zum Leuchtturm und betrete das Gebäude. Drinnen ist niemand, der mich empfängt.

Ich laufe die schneckenförmige Wendeltreppe nach oben. Schon im zweiten Stock sehe ich Blutspritzer auf den Stufen, dann im nächsten Stock: umgeworfene Möbel und eine Leiche. Exekutiert durch einen Schuss in den Kopf. Mein Magen krampft sich zusammen. Was war hier los?

An den Wänden hängen Abfahrtspläne. Wo fährt hier etwas ab? Und wohin?

Eine Landkarte der Vereinigten Staaten von Amerika hängt auch da. Verschiedene Staaten sind durch Pins und Fäden gekennzeichnet. Was soll das alles?

Als ich oben auf der Leuchtturmbalustrade angekommen bin, sehe ich, dass der Zugang zum Leuchtkörperhaus von drei Symbolen verschlossen ist. Ich erkenne die Symbole von meinem Zettel wieder. Also drücke ich sie in der angegebenen Reihenfolge und schon ertönen Nebelhörner und irgendetwas in den Wolken antwortet. Dann öffnet sich die Tür. Drinnen ist ein Sessel. Ich nehme Platz. Und plötzlich werde ich hoch in den Himmel geschossen, denn im Leuchtturm befindet sich eine Rakete!

Sodann erblicke ich zum ersten Mal das von Licht durchflutete Columbia und ahne, dass meine Mission eine höchstgradig interessante sein wird …

 

Rezension:

Bioshock Infinite heißt der neueste Titel von Entwickler Irrational Games. Die Macher von Bioshock 1 haben sich lange Zeit gelassen, um »Bioshock Infinite« fertig zu stellen. Die Entwicklung zog sich schon seit dem Release von »Bioshock 1« im Jahr 2007 dahin und fand nun ihren Abschluss. 2K Games bringt das Abenteuer von Produzent Ken Levine auf die Bildschirme der PCs und Konsolen. Doch welche Story verbirgt sich hinter »Bioshock Infinite«?

 

Hintergrund:

Es ist schwierig etwas zur Story von »Bioshock Infinite« zu sagen, ohne den Handlungsfortgang zu spoilern. Zunächst die Basisinfos: Der Spieler schlüpft in die Rolle von Booker Dewitt, seines Zeichens Privatdetektiv der Detektei Pinkerton. Er soll die junge Frau Elizabeth aus der Stadt Columbia befreien und nach New York bringen. Das stellt sich aber als wesentlich schwieriger heraus als gedacht, da Elizabeth nicht eine einfache Bürgerin von Columbia ist und zudem über besondere Kräfte verfügt.

Columbia ist eine Stadt in den Wolken, durch einen immerwährenden Antrieb werden die Häuser in der Schwebe gehalten. Der selbsternannte Prophet Comstock hat Columbia errichten lassen und sich den Zorn der amerikanischen Regierung zugezogen, als er beim Boxeraufstand in China intervenierte und Peking durch Columbia bombardieren ließ. Danach verschwand Columbia in den Wolken und wurde nicht mehr gesehen.

 

»Bioshock Infinite« besticht durch seine durchdachte Hintergrundgeschichte. Das Game funktioniert auf verschiedenen Ebenen, eine davon ist die politisch-ideologische Tiefenebene. In »Bioshock Infinite« werden Themen angesprochen, die nicht typisch für ein Game sind: Rassismus, Genetik, Auserwähltheitsglaube und Sendungsbewusstsein sind nur einige davon. Hinzu kommt eine Kapitalismuskritik und anderes mehr, das jeder Spieler für sich entdecken sollte. »Bioshock Infinite« anders als herkömmliche Shooter. Es tarnt sich sogar als Spiel, will aber wesentlich mehr sein, und zwar ein Kommentar zu gesellschaftlich relevanten Themen, zum Teil aus der amerikanischen Geschichte, aber nicht nur das. Eine der im Spiel aufgeworfenen und z.T. beantworteten Fragen lautet: Wie sähen eine amerikanische Gesellschaft aus, in der die Tendenzen aufgegriffen wurden, die sich auch im Faschismus wiederfinden lassen. Damit ist »Bioshock Infinite« ein hochgradig interessanter Kommentar und ein Gedankenexperiment, wie schon in den ersten Minuten angedeutet wird.

Das Spiel macht es sich aber nicht leicht und setzt dem Spieler einfach eine Meinung vor. Er selbst soll durch das Spiel erfahren, wie die beiden Seiten der Medaille aussehen. Schlichte Schwarz/Weiß-Kontraste werden in der Handlungsführung vermieden. Das gilt erst recht für den Hauptdarsteller Booker Dewitt selbst.

Auf diese Weise ist »Bioshock Infinite« ein herausragendes Spielereignis, das man in aller Tiefe nur genießen kann, wenn man Hintergrundwissen mitbringt.

 

Gameplay:

Anfangs spielt sich »Bioshock Infinite« noch wie ein geradliniger Shooter. Doch schon bald erhält man neben den normalen Waffen, wie Pistole, Schrotflinte und Maschinengewehr die Vigors. Das sind Mächte, die über das normale Maß hinausgehen. Dann darf man mit Hilfe der Vigors einen Schwarm Raben beschwören und auf seine Feinde hetze oder man wirft sie mit Hilfe von dem Vigor Bronco hoch in die Luft, wo sie ein leichtes Ziel abgeben. Die Vigors darf man auch als Fallen platzieren, später hochrüsten und sogar kombinieren. Auf diese Weise kann jeder Spieler sein Spielerlebnis seinen Wünschen anpassen.

Die Kämpfe gegen die Computergegner sind allerdings recht leicht. Man sollte unbedingt mit den Vigors arbeiten, um sich selbst den Spaß an »Bioshock Infinite« Kämpfen zu erhalten. Nur durch Kreativität entsteht hier Unterhaltung beim Kämpfen. Das Game will kein regulärer Shooter sein, das merkt man ihm deutlich an.

Hinzu kommen rollenspielartige Gegenstände und Erweiterungen. Zum Beispiel sind manche Schlösser verschlossen, so dass Lockpicks zum Einsatz kommen müssen. Auch darf man den Protagonisten durch verschiedene Upgrades in der Kleidung aufrüsten. Die Waffen selbst werden ebenfalls geupgradet und bekommen z.B. ein größeres Magazin, etc.

Auch gibt es wieder Tonbänder zu finden, welche die Schicksale einzelner Personen beleuchten. Dazu kommen Werbetafeln, Gemälde und stereoskopische Apparate, die alle nur einen Zweck haben: die Geschichte von Columbia, der christlichen Sekte und den Gegnern, den Rebellen von Vox Populi näher zu beleuchten.

 

Grafik und Sound:

Was die Macher von Irrational Games noch aus der betagten Unreal3-Engine herausgeholt haben, ist wirklich erstaunlich: Wassereffekte zum Hinknien, lichtumflorte Gebäude mit Innenräumen, die geradezu gemalt wirken in ihrer Lichtregie. Dazu kommen aber ab und an unscharfe Texturen, welche sich aber wiederum mit liebevoll bis ins Detail modellierten Objekten wie Öfen, Schreibtischen und anderen abwechseln. Insgesamt ist die Grafik von »Bioshock Infinite« als sehr gelungen und stimmig zu bezeichnen.

Der Sound ist ohne Makel und wird durch seine vielen Kleinigkeiten, wie der zeittypischen Musik (»Bioshock Infinite« spielt im Jahr 1912) und den aus »Bioshock« bekannten Soundeffekten grandios.

 

Fazit:

»Bioshock Infinite« ist eine seltene Spielerfahrung. Intelligent, von einer durchdachten Handlung vorangetrieben, die immerfort zur Neugier reizt und vor allem den Intellekt fordert. Der Shooterpart ist etwas einfach, dafür motivieren die Rollenspielelemente.

Wer wissen will, wie Spiele sein könnten, um gesellschaftliche Relevanz zu besitzen, sollte »Bioshock Infinite« spielen. Das Game ist ein Kunstwerk!

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Game:

Bioshock Infinite

Irrational Games / 2k Games, 26. März 2013

Plattform: Windows 7 / Vista

USK: 18

 

ASIN B0071L2NOC

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 04.05.2013, zuletzt aktualisiert: 14.04.2024 08:35, 13042