Die Heilerin von Trudi Canavan
Reihe: Die Saga von Sonea Bd. 2
Rezension von Christel Scheja
Eine erfolgreiche Trilogie zieht oft weitere Bücher aus der gleichen Welt hinter sich her. Das ist auch bei Trudi Canavan so, die ihre „Gilde der Schwarzen Magier“ nun mit der „Saga von Sonea“ fortsetzt.
Zwanzig Jahre nach dem Tod von Akkarin hat sich einiges bei der Magiergilde von Kyralia verändert, wenn auch nicht alles. Längst werden nicht mehr nur Schüler aus den adligen Häusern aufgenommen und ausgebildet, die Schule steht nun allen Kindern mit magischen Gaben offen, auch wenn die Klassenunterschiede immer noch nicht aus den Köpfen der Kinder verschwunden sind. So gehen die jungen Schüler aus einfachen Verhältnissen den „Schnösis“ aus reichem Hause immer noch mehr oder weniger aus dem Weg und beide Seiten pflegen ihre Vorurteile.
Nur selten entstehen Freundschaften wie die zwischen Naki, der Tochter eines Lords, und Lilia, deren Eltern einfache Dienstboten sind. Letztere kann ihr Glück kaum fassen und ist bereit, alles für ihre Gefährtin zu tun, mit der sie bald schon weit mehr als nur Kameradschaft verbindet.
Doch dann wird Nakis Vater Lord Leiden tot aufgefunden und der Verdacht fällt auf Lilia, die erst kurz zuvor mit ihrer Freundin angefangen hat, sich auch mit Schwarzer Magie zu beschäftigen.
Sonea, die eine der beiden geduldeten Schwarzmagier ist, versucht die Wahrheit herauszufinden, obwohl sie derweil ganz andere Sorgen quälen. Seit einigen Monaten ist ihr Sohn Lorkin spurlos verschwunden. Da dies in Sachaka geschah, fürchtet sie, dass ihn etwas Schreckliches zugestoßen ist.
Derweil erfreut sich Lorkin bester Gesundheit. Er wurde von den „Verräterinnen“ entführt, den Nachfahren der Rebellinnen, die sich vor vielen Jahren gegen die Regeln und Gesetze ihrer Heimat auflehnten und eine eigene Gesellschaft im Verborgenen aufgebaut haben. Ihnen gegenüber soll der junge Mann ein Versprechen erfüllen, dass sein Vater Akkarin einst der Königin dort gab: Im Ausgleich zur Schwarzen Magie, wollen sie mehr über die magische Heilkunst wissen. Denn immer wieder sucht ein seltsames Fieber die abgeschottete Gesellschaft heim und fordert viele Todesopfer unter Magierin und Nichtmagiern...
Und nicht zuletzt ist Dannyl einem alten Geheimnis auf der Spur - sucht er doch nach dem sagenumwobenen Lagerstein.
Das Buch besteht aus vier verschiedenen Handlungsebenen, von denen nur zwei miteinander enger miteinander verbunden sind, aber leider sorgt das auch nicht für besonders viel Spannung, denn alle plätschern mehr oder weniger nur dahin und bieten leider nicht einmal überraschende Wendungen. Daran können auch die dramatischen Ereignisse um Lilia nichts ändern, weil sie viel zu durchschaubar und oberflächlich sind, ähnlich wie die Figuren in diesem Part, deren Schicksal dem Leser nicht wirklich nahe geht. Man weiß zum einen, dass die Beschuldigte es nicht sein kann und ahnt zu schnell, wer der eigentliche Täter ist, wenn man aufmerksam mitliest.
Auch Lorkin und Dannyl werden in ihren Missionen nicht sonderlich gefordert und Sonea ist ebenfalls nicht ganz so aktiv wie sie sein könnte, weil sie viel zu lange im Dunklen tappt und viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist.
Letztendlich zieht Trudi Canavan die Ereignisse zu sehr in die Länge. Sie versucht den Figuren zwar Profil zu geben und diese weiter auszuarbeiten, vergisst dabei aber auch, dass sie eine Handlung weiterführen muss und vor allem den Hintergrund durch wichtige Informationen erweitern.
Zwar stimmt das Ambiente und man begegnet neben den altbekannten auch vielen neuen interessanten Figuren, aber gerade diese gehen gegenüber den Befindlichkeiten der Helden eher unter. Letztendlich weiß man am Ende immer noch nicht wirklich, warum die Autorin die Fäden spinnt und auf was das Ganze herauslaufen wird.
Auch „Die Heilerin“ kommt längst nicht an die Romane aus der Trilogie um „Die Gilde der Schwarzen Magier“ heran, da die Autorin zu viele Wirte um zu wenige Informationen macht und es vor allem an Spannung und interessanten Geheimnissen fehlen lässt. Zwar ist die Geschichte immer noch unterhaltsam, lässt aber den funken vermissen, der die Bände um die junge Sonea ausgezeichnet hat.
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