Filmkritik von Christel Scheja
Der Name de Laurentiis ist wie kein anderer mit den Werken von Robert E. Howard verbunden. Schon 1981 produzierte Dino de Laurentiis „Conan“ und einige Jahre später dessen Nachfolger. 1997 trat seine Tochter Raffaela entgültig in seine Fußstapfen und versuchte mit „Kull der Eroberer“ das brachliegende Fantasy-Genre neu zu beleben, was leider nicht gelang und erst den „Herrn der Ringe“-Filme einige Jahre später gelingen sollte.
Die Geschichte wurde wie die von Conan als buntes Gemisch aus den Geschichten Howards zusammengestellt.
Kull ist ein barbarischer Söldner in den Diensten Valusias. Als der regierende König dem Wahnsinn verfällt und sich gegen sein Volk wendet, kämpft er zusammen mit anderen, um ihn zu stürzen. Doch ohne es zu wollen, schlägt der sterbende Tyrann seinen direkten Erben Ducalon und Taligaro ein Schnippchen. Er ernennt den Mann, der ihm die tödliche Wunde zufügte mit seinen letzten Worten zum Nachfolger.
Da man in Valusia seit jeher den in Stein gemeißelten Gesetzen folgt, die seit dem Fall Acherons vor dreitausend Jahren exstieren, regt sich kein offener Widerstand. Kull wird zum König gekrönt.
Trunken von der Macht genießt der frischgebackene Herrscher erst einmal die Macht, muss aber auch feststellen, dass diese Grenzen hat – und er vor allem eines nicht erwarten kann: Ehrlichkeit und Offenheit. Nur Zareta, eine junge Frau aus dem Harem hat den Mut, ihm zu widersprechen und ehrlich zu bleiben.
Doch dann aber taucht unter den Frauen, die man ihm zuführt, um aus ihnen eine Königin aus alten Adel zu wählen, eine rothaarige Schönheit auf, der er ohne lange Zögern verfällt. Was er nicht weiß ist, dass es sich um die vor dreitausend Jahren getötete Hexenkönigin von Acheron handelt, die von seinen heimlichen Widersachern zu neuem Leben erweckt wurde. Denn diese wollen es nicht zulassen, dass ein Barbar weiter den Topasthron besudelt.
Während Akivasha die Macht in einem geschickten Staatsstreich mit Hilfe ihrer der Verschwörer an sich reißt und in der Folge nur darauf wartet mit der Macht der ewigen Flamme ihre Mitdämonen zum richtigen Zeitpunkt auf die Welt zu holen und damit die Menschheit zu unterjochen, flieht Kull mit der jungen Sklavin und deren Bruder Tu , die beide einem alten Gott dienen.
Denn nur der frostige Atem Valkars, der auf einer Insel weit draußen im Meer zu finden ist, kann die Hexenkönigin von Acheron erneut zu Fall bringen, wie eine alte Prophezeiung und die Karten andeuten, die Zareta erst kurz zuvor gelegt hat.
Die Handlung von „Kull“ ist simpel und kann tatsächlich in gut 90 min erzählt werden, ohne dass ein Teil davon gerafft wurde. Ohne Abschweifungen wird erzählt,. wie Kull zum König wird, in seiner Unerfahrenheit massive Fehler macht und schließlich den Intrigen seiner Gegenspieler zum Opfer fällt. Allein zwei Menschen kann er nur noch trauen – Zareta und ihrem Bruder Tu, die ihn auf die lange Reise auf die Insel begleiten und dabei helfen die einzige Waffe zu finden, die die alte Magie besiegen kann.
Natürlich gibt es viele Kämpfe zu bestreiten, Gefahren zu überwinden und schließlich auch das Richtige zu tun – aber Kull meistert seine Prüfungen, dass er am Ende als geläuterter und gereifter König aus dem Abenteuer kommt, der nun aus eigenem Recht regiert, wie er ausdrucksvoll durch das Zerschlagen alter Gesetzestafeln demonstriert. Spannung ist damit garantiert und sorgt dafür, dass man sich in keiner Minute langweilt.
Allerdings ist Kevin Sorbo kein Arnold Schwarzenegger – weder von seiner physischen Präsenz her, noch von der Art, wie seine Rolle angelegt ist. Kull ist kein Barbar im Üblichen Sinne – er mag zwar in einigen Bereichen unerfahren sein, besitzt aber ein gesundes Rechtsbewusstsein und ist oft erstaunlich sanft und zurückhaltend. Ein wenig erinnert er tatsächlich eher an die Serienhelden jener Zeit – ist wie „Hercules“ ein smarter Kraftprotz, der Gewalt nicht unbedingt als ultimative Waffe einsetzt. Den Zeichen der Zeit folgend agiert die Heldin an seiner Seite relativ selbstbewusst und eigenständig, auch wenn sie sich natürlich in Kull verlieben darf.
Die Gegenspieler bleiben auf das Mindestmaß reduziert – seien es nun die machtgierigen Adligen, die um ihren Thron betrogen wurden, jedoch genau wissen, wie sie ihre Intrigen einsetzen müssen, der traditionsbewusste Eunuch und Haushofmeister oder die schöne Hexenkönigin Akivasha, die irgendwann ihr wahres Gesicht zeigen darf, um dann endlich ihr unheiliges Leben verlieren zu dürfen.
Letztendlich sind die Rollen nicht sehr anspruchvoll, werden aber annehmbar ausgefüllt und haben ihren Schauwert.
Sparsam wirkt auch die Ausstattung – es wird deutlich an Komparsen gespart und nur wenige Schauplätze tauchen auf, so dass erst keine epische Stimmung aufkommen kann. Die Computertricks haben eher Fernseh-Standard, werden aber glücklicherweise sparsam eingesetzt.
Etwas störend wirken die Heavy-Metal-Elemente in der Musik, die gerne in den Kampfsequenzen eingesetzt werden. Sie sollen das Martialische vertiefen erreichen aber eher das Gegenteil.
Die Qualität von Bild und Ton ist in Ordnung, man hat sich hier schon Mühe gegeben, den Film für das digitale Medium aufzubereiten. Die Extras sehen nach viel aus, sind aber überwiegend zusammengeschnittene Interviewfetzen mit Hauptdarstellern und Produzentin, ein kurzer Blick in die Dreharbeiten sowie der deutsche und englische Trailer.
Alles in allem ist „Kull der Eroberer“ trotz aller Abstriche ein netter Fantasy-Abenteuerfilm, der all das bietet, was man vom Genre erwartet – schöne Frauen, starke und kampfeslustige Helden, intrigante Gegenspieler, düstere Magie und Monster in einer spannenden Handlung, die genau die richtige Länge hat.
Zwar kann der Film was die Ausstattung angeht lange nicht mit „Conan“ mithalten, hebt sich aber aus der Masse der vielen B-Produktionen der 1980ger und 1990ger Jahre doch durch seinen Unterhaltungswert heraus.
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