Rezension von Cronn
Seit seinem Erfolg mit Das Schweigen der Lämmer hat Anthony Hopkins ein Abonnement in Hollywood für diverse Rollen in Psychothrillern. In Die Vorsehung – Solace ist er aber nicht in der Paraderolle als Hannibal Lecter unterwegs.
»Die Vorsehung – Solace« spielt mit dem bekannten Motiv des Serienkillers, der das FBI zum Narren hält. Aber kann der brasilianische Regisseur Afonso Poyart dem Subgenre des Krimis etwas Neues hinzufügen?
Doch zunächst soll eine Information zum Handlungsverlauf des Films gegeben werden.
Inhalt:
»Eine Serie von bizarren Morden hält den FBI-Veteranen Joe Merriwether (Jeffrey Dean Morgan) und seine ambitionierte Partnerin Katherine Cowles (Abbie Cornish) auf Trab. Am Ende ihrer Weisheit angekommen, bitten sie den einsiedlerischen Psychoanalytiker Dr. Clancy (Anthony Hopkins) um Hilfe und hoffen, dessen intuitive Kräfte für sich nutzen zu können. Clancys aufrüttelnde Visionen führen zwar auf die Spur des Serienkillers (Colin Farrell), doch er muss einsehen, dass all seine übernatürlichen Begabungen kaum ausreichen, um den Mörder zu stoppen. Denn dieser hat eine tödliche Mission.«
Kritik:
Afonso Poyart hat bereits mit 2 Rabbits sein Langfilmdebüt im Jahr 2012 gegeben. Mit »Die Vorsehung – Solace« setzt er aber sein erstes Hollywood-Projekt im Jahr 2015 auf Englisch in die Tat um.
Der Beginn gestaltet sich dabei etwas holprig. Afonso steigt in den Film mit einem langsamen Zoom ein, der spannend aufgezogen ist. Anschließend aber setzt er auf eine Handkamera, deren unruhiges Bild im Gegensatz zu den letzten Einstellungen unangemessen wirkt. Die Story selbst kommt ebenfalls nicht so recht in Fahrt. Erst als Anthony Hopkins in die Szenerie kommt, entfaltet das Schauspieler-Ensemble und die Handlung erstes Spannungsmoment. Auch die filmischen Gimmicks erscheinen anfangs nur halbgar zu sein. Doch dann bemerkt man einen Sinn in den Verdoppelungen von Figuren in einem Schwenk: Dies soll die Wirkung des Hellsehens unterstreichen und teilweise dem Zuschauer bildhaft werden lassen. So genial wie die Idee ist, so sehr verkommt sie aber am Ende tatsächlich zu einem reinen Gag. Und die eingefrorene Zeit, als Hopkins die U-Bahn betritt, erscheint dann vollends als unerklärtes filmisches Gimmick.
Das Schauspielensemble ist es denn auch, welches das nur bis zur Hälfte des Films spannende Drehbuch rettet. Colin Farrell und Anthony Hopkins liefern sich ein Duell, das tatsächlich Tiefe besitzt. Gerade der Charakter von Hopkins hat menschliche Seiten, die auch nicht untergebuttert und weichgezeichnet, sondern vom Regisseur ausgelotet werden.
Dennoch ist der Film ab dem Zeitpunkt, als man hinter das Prinzip der Morde gekommen ist, nur noch halb so interessant. Schade, denn mit diesen erstklassigen Schauspielern hätte man mehr aus dem Stoff herausholen können.
Fazit:
»Die Vorsehung – Solace« ist ein ordentlich gelungener Film, der über die Hälfte der Laufzeit gut unterhält, aber dann den Zuschauer unterfordert. Die interessanten filmischen Schmankerl können zwar über einige kameratechnische Missgriffe hinwegtäuschen, doch sie sind nicht bis zum Ende durchdacht und daher nur halbgar eingesetzt.
So bleibt »Die Vorsehung – Solace« am Ende als ein Film in Erinnerung, der zwar mit herausragenden Schauspielern aufwarten kann, aber nicht mit einem ebenso gelungenen Drehbuch und auch handwerkliche Schwächen zeigt.
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