Batman: Der letzte Kreuzzug Band 1
Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
„Batman: Die Rückkehr des Dunklen Ritters“ gehört wahrscheinlich zu den faszinierendsten Geschichten über den Mitternachtsdetektiv. Doch Frank Millers Meilenstein erklärte seinen Leserinnen und Lesern nie genau, warum es eigentlich einer Rückkehr bedurfte – warum also hatte sich Bruce Wayne auf´s Altenteil zurückgezogen? Diese Frage beantwortet Frank Miller zusammen mit Brian Azzarello und John Romita Jr. im 2016 erstmals erschienen Comic „Der letzte Kreuzzug“. Den ersten Teil davon hat Panini nun im schicken Albumformat herausgebracht.
Gotham City ist nicht nur die Heimat Batmans, sondern auch das Revier zahlreicher Verbrecher und Superschurken. Die Kämpfe mit zahllosen Gegnern verlangen dem alternden Dunklen Ritter zunehmend alles ab. Doch zum Glück unterstützt den alten Haudegen sein junger Partner Robin. Der reagiert jedoch immer wieder mit überzogener Gewalt. Zu allem Überfluss bringt eine unbekannte Macht Menschen in Gotham um den Verstand. Immerhin ist der Joker hinter Gittern – jedenfalls noch...
Die Story trägt eindeutig die Handschrift von Frank Miller. Der mehrfache Preisträger des Eisner, Harvey und Kirby Awards beleuchtet ein weiteres Mal die Schattenseiten des Dunklen Ritters und seines Umfelds. Dabei erhält er einmal mehr – wie bereits bei „Batman: Dark Knight III: Die Übermenschen“ – von Brian Azzarello Unterstützung. Zusammen stellen sie die Frage, was der Kampf gegen das Verbrechen mit den vermeintlichen Helden macht. Das ist zwar nicht (mehr) ganz neu, aber – in vor allem der Form des immer wieder übermotiviert agierenden Robin – hier dennoch spannend umgesetzt. Das ist jedoch nur eine Facette der Geschichte. Schließlich gilt es auch noch einen Schurken aufzuspüren. Der ist in diesem ersten Band noch nicht Batmans Erzfeind Joker. Dieser läuft ihm allerdings bereits hier den Rang ab. So zeigt das Duo Miller/Azzarello gekonnt, wie der Clownprinz andere in den Irrsinn treibt. Dabei geht es durchaus dreckig und düster zu, sodass die Einstufung des Comics in die Kategorie „DC Black Label“ nur konsequent ist. Im Vergleich zur enormen jokerschen Präsenz und dessen Charisma wirkt der Titelheld ziemlich verbraucht. Auch wenn das teilweise der Story geschuldet ist, avanciert der Dark Knight hier doch etwas zu sehr zur blassen Nebenfigur.
Die Qualität der Illustrationen von John Romita Jr. ist zweifellos hoch. Allerdings besteht seine eigentliche Stärke nicht in der zeichnerischen Ausführung. So dürften die meisten Leserinnen und Leser vor allem Bruce Wayne und seinen Diener Alfred schon besser gezeichnet gesehen haben. Dafür erzeugt Romita Jr. aber eine extrem dichte Stimmung durch seine Panels. Dazu variiert der Zeichner gekonnt immer wieder die Sichtweise seines Publikums auf das Geschehen – etwa wenn er Jokers Gesicht panelausfüllend präsentiert, es dann wieder einschüchternd aus der Froschperspektive zeigt oder am Ende nur seine Augen in bester Italo-Western-Manier ins Zentrum rückt und damit eine frühere Darstellung von Bruce Wayne bewusst spiegelt.
Fazit:
„Batman: Der letzte Kreuzzug Band 1“ ist ein verheißungsvoller und atmosphärisch dichter Auftakt, dessen Reiz längst nicht nur darin besteht, eine seit längerer Zeit schwelende Frage im Batman-Universum zu beantworten, sondern der im typischen Miller-Stil dreckig und düster daherkommt und dabei immer wieder unter die Haut geht.
Nach oben