Nachdem sie anscheinend grundlos den Garten mit Golfschlägern ›umgegraben‹ hat, landet Ada in der Psychiatrie. Wohin das Kind, das sie in ihrem Job als (nicht mehr ganz junges) Kindermädchen versorgen sollte, verschwunden ist, bleibt jedoch unklar. Schlimmer noch: Die Polizei findet heraus, dass Ada vor 40 Jahren schon einmal ein ihr anvertrautes Kind verloren gegangen und bis heute nicht wieder aufgetaucht ist. Und das war sogar im selben Haus! Adas jetzige Arbeitgeberin und Mutter des verschwundenen Kindes war damals ihr Schützling und Zeugin des Vorfalls. Ada weiß mehr, doch wenn sie das aussagt, kommt sie wahrscheinlich nie wieder aus der geschlossenen Abteilung heraus.
Die zuerst ins Auge fallende Besonderheit an Miriam Rademachers Urban Fantasy ist wohl das Alter der Protagonistin. Eine kurz vor dem Rentenalter stehende Frau tritt in diesem Genre selten als solche in Erscheinung. Die beteiligten Kinder bleiben dagegen – ebenfalls Genre-untypisch – nur Nebenfiguren beziehungsweise Opfer, statt selbstständig handelnde Personen zu sein.
Erzählt wird die Geschichte in 2 Zeitebenen, die 1979 und 2019 angesiedelt sind. Valerie, die Mutter des 2019 verschwundenen Kindes, hat die Ereignisse 1979 selbst als 5-jährige miterlebt und beginnt langsam, sich zu erinnern. Für ein 5-jähriges Mädchen wirkt sie im damaligen Handlungsstrang allerdings geistig schon sehr weit entwickelt.
Die Autorin erzählt ihre Geschichte aus wechselnden Perspektiven, wobei neben Ada und Valerie auch der Psychiater und andere als Fokus dienen. Der Name der betreffenden Person wird zu Beginn jeweils ausdrücklich erwähnt. Trotz oder auch gerade wegen der genannten Alleinstellungsmerkmale kann dieses Buch überzeugen. Eine Fortsetzung, die dann noch weiter in die Vergangenheit zurückreichen soll, ist bereits angekündigt.