Van Veeteren 4 - Das grobmaschige Netz (Reihe Nessers Van Veeteren)
 
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Van Veeteren 4 - Das grobmaschige Netz

Reihe: Nessers Van Veeteren

Rezension von Björn Backes

 

Inhalt:

Als die junge Eva Ringmar ertränkt in ihrer Badewanne gefunden wird, gerät der Ehemann der Toten Jan Miller schnell ins Visier von Kommissar Van Veeteren. Obwohl sich Miller nicht mehr an die Tat erinnern kann, wird er verhaftet und schuldig gesprochen. Doch als er selbst ermordet wird, kommt Van Veeteren einem alten Geheimnis auf die Spur, das den Fall in einem neuen Licht erscheinen lässt.

 

 

Rezension:

Kommissar Van Veeteren ist in Skandinavien bereits eine Art Kultfigur. Der knallharte Ermittler hat in den Romanen des schwedischen Autors Hakan Nesser bereits eine ganze Reihe merkwürdiger Fälle aufgedeckt und ist daraufhin auch recht schnell zu Filmehren gekommen. „Das grobmaschige Netz“ ist dabei schon die vierte Verfilmung des Literatur-Stoffs, eigentlich aber der erste Roman Nessers. Und die Schwierigkeiten, die bei einem solchen Debüt schon einmal öfter im Detail lauern, sind auch hier an vielen Stellen erkennbar – was die vierte TV-Ermittlung mitunter zu einem recht langatmigen ‚Vergnügen’ macht.

 

Dabei fängt die Kriminalgeschichte noch überaus passabel an. Eine junge Frau wird spektakulär zugerichtet und ertränkt, ihr Ehemann leidet aufgrund seines hohen Alkoholgenusses unter Gedächtnisschwund, und obwohl der Mann damit zum Hauptverdächtigen avanciert, ist insgeheim klar, dass er nicht der Mörder ist. Alles andere würde die Spannungskurve nämlich sofort am Boden haften lassen. Aber natürlich müssen die Behörden dem Offensichtlichen nachgehen und nageln den hilflosen Jan Miller fest. Obschon er glaubhaft seine Unschuld beteuert, wird er in einer Psychiatrie untergebracht und für wahnsinnig befunden. Im Laufe der Ermittlungen wachsen jedoch die Zweifel an der Berechtigung der Festnahme; Van Veeteren entdeckt einzelne Schlupflöcher und ringt sich im Hintergrund schon dazu durch, den vermeintlichen Unschuldigen mit unkonventionellen Methoden vor dem Vollzug des Urteils zu bewahren. Doch dann wird ausgerechnet dieser, just in dem Moment, in dem er einige wichtige Details ausplaudern möchte, ebenfalls getötet – und macht den Fall zu einer nach und nach komplexer werdenden Sache.

 

Sollte man meinen, dass die teils rasanten Wendungen hier das Potenzial für einen temporeichen Psycho-Thriller verbergen, sieht man sich leider schon bei der Begutachtung des verhaltenen Erzähltempos enttäuscht. Die Story wird nur zäh vorangebracht und der Krimi, der sogar in einen Zweiteiler gesplittet wurde, gewinnt nie so recht die Tiefe, welche die Handlung für die Etablierung einer ausbalancierten Spannungskurve benötigte. Außerdem verschieben sich die Prioritäten unter der Regie von Martin Asphaug recht ungleichmäßig. Während in der ersten Episode reichlich Zeit mit überflüssigem Geplänkel verschwendet wird, überschlagen sich im letzten Drittel schließlich die Ereignisse, gerade so, als müsse man plötzlich noch eine ganze Menge nachholen. Dies wäre ja noch einigermaßen tragbar gewesen, wäre es gelungen, den Plot nicht allzu transparent zu gestalten. In der Realität sieht es jedoch so aus, dass man relativ bald eine konkrete Vorahnung zu den tatsächlichen Tathergängen hat. Es gelingt nicht sonderlich gut, das Rätselhafte an den Mordfällen in den Vordergrund zu stellen, weil das Gros der aufgezeigten Aspekte einfach zu offensichtlich ist, als dass die Genre-üblichen Trugschlüsse greifen könnten. Stattdessen schreitet die Story trotz anfänglich viel versprechenden Entwicklungen strikt voran, lässt nur wenige Überraschungen zu und scheitert schließlich am Anspruch, ein Genre zu bedienen, welches gar nicht so recht zum eigentlichen Thema passen mag. Ein Kriminalfall ist eben noch lange nicht gleichzeitig auch ein Psycho-Thriller…

 

 

Fazit:

Schwedische Kriminalliteratur hat im Allgemeinen einen weltweit guten Ruf. Oftmals überzeugen die Skripts aus dem hohen Norden mit dichter Atmosphäre, außergewöhnlichen Figuren und eigenständigen Falldarstellungen. Eigentlich sollten dies auch Inhalte sein, die Hakan Nesser in seinen Büchern um Kommissar Van Veeteren pflegt. Und womöglich gelingt ihm dies ja auch in seinen Romanen ansprechend und überzeugend. Die Verfilmungen seiner ersten Geschichte allerdings lassen dennoch zu wünschen übrig. Man spürt, dass es ein klassischer Fall von ’Ich klammere mich fest an die Vorlage und wirke bei der adäquaten Adaption hilflos’ ist. Oder anders gesagt: „Das grobmaschige Netz“ macht auf dem Bildschirm den Eindruck von gewollt, aber nicht sonderlich gut gekonnt.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404252055555f0f9242
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DVD:

Das grobmaschige Netz

Reihe: Nessers Van Veeteren

Regie: Martin Asphaug

Darsteller: Sven Wollter, Thomas Hanzon, Eva Rexed

Regisseur(e): Erik Leijonbong, Rickard Petrelius, Daniel Lind Lagerlöf

Cast: Sven Wolter, Sven Bertil Taube, Åsa Karlin, Claes Ljungmark, Steve Kratz, Fredrik Hammar, Jonas Falk, Anders Palm

Buch: Ulf Ryberg nach dem gleichnamigen Roman von Håkan Nesser

Kamera: Andra Lasmanis F.S.F.

Schnitt: Sigurd Hallman S.F.K.

Musik: Stefan Nilsson

Produzent: Ann-Mari Jartelius

Laufzeit: 173 min

Genre: Thriller

Studio: SVT in Zusammenarbeit mit NRK und Nordiska TV samarbetsfonden

Ascot Elite, 21.02.2008

FSK: 16

 

ASIN: B0010X3GTI

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 02.04.2008, zuletzt aktualisiert: 01.07.2023 17:33, 6220