Vexille (DVD)
 
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Vexille (DVD)

Filmkritik von Christel Scheja

 

Obwohl die Technik gerade mit fernöstlicher Hilfe verbessert und zu neuen Höhen getrieben wurde, gibt es in Japan selbst nur wenige CGI-Animationsfilme. Man ist offensichtlich traditionsbewusst und schätzt weiterhin das zumindest zum Teil handgezeichnete Bild, so dass die künstlich erzeugten Bildern es im Land der aufgehenden Sonne recht schwer haben. Gerade einmal die Filme zu Computerspielen wie Final Fantasy fanden ihre begeisterten Fans, gab die computergenerierte Animation doch genau den Flair und die Stimmung des Spielkonsolenklassikers am besten wieder.

Dennoch ist das Genre auch in Japan langsam auf dem Vormarsch. Nach „Appleseed“ gibt es nun mit „Vexille“ den zweiten Versuch, die Zuschauer zu begeistern. Und auch im Westen ist man sehr interessiert, so dass der Anime nicht einmal ein Jahr brauchte um hier zu erscheinen.

 

Wie so oft in erfolgreichen japanischen Animationsfilmen ist der Hintergrund futuristisch. In der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts wird auf der ganzen Welt die Arbeit und Entwicklung von Androiden und Cyborgs geächtet. Man will sich nicht länger mit intelligenten Robotern und Mensch-Maschine-Hybriden umgeben, weil man fürchtet, eines Tages von ihnen überrannt zu werden. Vielleicht nicht ganz zu Unrecht.

Nur Japan schert aus dem Vertrag aus und entscheidet sich im Jahr 2067 auch dazu, die Vereinten Nationen zu verlassen. Man nimmt den Handelsboykott gelassen hin und schirmt sich selbst ab. Die Häfen werden geschlossen und ein magnetischer Schutzschild macht es unmöglich, das Land mit Satelliten auszuspähen.

Zehn Jahre später dringt ein Gerücht nach außen. Offensichtlich haben die Japaner eine Superwaffe entwickelt, mit der sie nach und nach die Welt erobern wollen. Um nachzuprüfen, was daran wahr ist, schicken die Vereinten Nation eine Spezialeinheit aus, um Informationen zu sammeln. Unter der Führung von Kommandantin Vexille dringen die Soldaten in das Sperrgebiet ein.

Allerdings bemerkt man ihr Kommen. Nur die Anführerin überlebt das Disaster und muss sich allein durch eine lebensfeindliche Welt kämpfen. Denn Japan ist nicht länger ein blühendes Inselreich, sondern eine verwüstete Einöde. Große Teile des Landes sind verödet, ganze Städte vom Erdboden verschwunden. Allein Tokio scheint noch zu existieren und Menschen zu beherbergen. Alle anderen Regionen werden von kampflustigen Robotern bewacht und von riesigen Sandwürmern durchwühlt.

Vexille weiß – wenn sie wirklich überleben will, muss sie innerhalb kürzester Zeit herausfinden, was hier in den zehn Jahren passiert ist, und das Wissen auch nach außen tragen. Aber wird ihr das gelingen? Wem kann sie in einer Welt trauen, die von Misstrauen und Feindseligkeit durchzogen ist? Und wie leicht kann sie dabei in eine Falle tappen.

 

Wie auch schon „Final Fantasy“ kann auch „Vexille“ mit einer fulminanten Optik aufwarten. Man wird von den bewegten Bildern förmlich erschlagen. Vor allem in den wilden Verfolgungsjagden und kämpferischen Auseinandersetzungen läuft die Animation zu Höchstleistungen auf. Auch die Roboter und Maschinen wirken glaubwürdig, ebenso wie die Hintergründe.

Bei den Figuren zeigen sich die Grenzen der Computeranimation. Zwar sind die Bewegungen der Personen, Mimik und Gestik ebenfalls ausgereifter und vielfältiger geworden, man sieht aber gerade den Gesichtern immer noch die Künstlichkeit an, auch die Motorik ist noch zu gummiartig. Aber das ist nichts gegen die Schwächen der Geschichte. Es ist verzeihlich, das Vexille eine sehr klassische Geschichte erzählt, die man schon aus Dutzender anderer Endzeit-Mangas und –animes kennt: Die Reise einer Kriegerin durch eine postapokalyptische Welt, in der sie sich den übermächtigen Gegnern in Gestalt eines pervertierten Konzerns und seiner Manager stellen muss. Der actionreiche Kampf der Menschlichkeit gegen skrupellose Wissenschaft und Geldgier.

Nicht gelungen ist hingegen die Umsetzung der Geschichte. Man hat über weite Strecken nur das Gefühl, die Handlung sei nur dazu da, um die Kämpfe und Jagden miteinander zu verbinden. Oftmals kommt die Geschichte zum Stillstand, weil minutenlang nicht gesprochen, sondern nur in statischen Bildern der Umgebung geschwelgt wird, die Dialoge sind mehr als hölzern und insgesamt sehr oberflächlich. Nach Tiefgang und Gesellschaftkritik, wie sonst im Cyberpunk üblich, sollte man daher nicht suchen und selbst die unterhaltsame Seite des Films leidet, auch wenn auf der anderen Seite die Actionszenen wieder durch ihren Detailreichtum und die Rasanz der Bewegungen für Momente fesseln können.

Heraus kommt ein zwiespältiges Werk. Auf der einen Seite bietet Vexille viel fürs Auge, auf der anderen Seite lässt er durch die fehlende Atmosphäre und Stimmigkeit eine wenigstens halbwegs packende Geschichte vermissen. Darüber können auch die edle Aufmachung des Films im Steelbook und Digipack, sowie die vielen Extras, die sich vor allem mit der technischen Erstellung des Films beschäftigen, nicht hinweg täuschen

 

„Vexille“ ist ein Film für die Fans, die durch Konsolenspiele und Filme wie „Final Fantasy“ verwöhnt sind und in erster Linie die herausragende Optik, die technischen Meisterleistungen in der computergenerierten Animation und die actionreichen Verfolgungen und Kämpfe schätzen. Hier kann der Film niemandem etwas vor machen Nur wer eine fesselnde und vielleicht sogar hintergründige Geschichte sucht, wird sie hier wohl kaum finden.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404270052294569afd9
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DVD:

Vexille

Vexille, Japan 2007

Regie: Fumihiko Sori

Bildformat: 16:9

Synchro: Deutsch (DD 5.1, DTS 5.1), Japanisch (DD 5.1), Untertitel: Deutsch

Spieldauer: 110 min, 2 DVD

FSK: 12

Musik: The Prodigy, Basement, Jaxx, Underworld, Paul Oakenfold UVM

Extras: Trailer & Trailershowm Eröffnung auf dem Lucarno-Filmfest, Kommentare des Regisseurs zu Making of, Herstellung der CGI, Roboter und Jag Desigh, 3 D-Live Animation Tests

Splendid/WVG Medien, 30. Mai 2008

 

ASIN: B0014ID82E

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 22.06.2008, zuletzt aktualisiert: 08.03.2024 09:25, 6757