A Midnight Opera (Bd. 1)
 
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A Midnight Opera (Bd. 1)

Rezension von Martina Klein

 

Die Verlagsinfo besagt:

"Seit hunderten von Jahren überlebten Untote ein Europa, das von religiösen Dogmen, Religionskriegen und der Inquisition beherrscht wurde. Nun, in Zeiten des Friedens und der Toleranz, droht ein erneuter Kampf zwischen den dunklen Kreaturen und der Inquisition auszubrechen, der nur durch zwei kluge und mächtige Brüder gestoppt werden kann: die DeLaLunes! Zwei untote Seelen, ein Vampir und ein Werwolf, der eine Freiheitskämpfer, der andere Heavy Metal-Superstar. Das Problem: Sie haben seit über 150 Jahren nicht mehr miteinander gesprochen..."

 

Und hinten auf dem Buch heißt es dann noch detaillierter:

"Ein DeLaLune ist ein Goth-Metal-Star in der Pariser Underground-Musik-Szene, der in Sachen Ausdruck und diabolischer Präsenz vielen seiner Sängerkollegen etwas voraus hat: Er ist untot. Doch der Ruhm hat immer zwei Gesichter und beschwört nun die Schatten seiner Vergangenheit herauf, vor denen er sich jahrhundertelang versteckt hielt. Sein streng gläubiger Bruder Leroux bittet ihn im Kampf zwischen der Inquisition und der Armee der Untoten um Hilfe. Das Problem: Leroux hat vor 150 Jahren Eins Geliebte umgebracht..."

 

Die Geschichte beginnt eigentlich schon in Vassy in Frankreich im Jahre 1562. Die DeLaLune-Brüder und ihre Mutter schweben in großer Gefahr, ihr Leben zu verlieren. Wie diese Krise ausgegangen ist, bzw. dass die beiden Brüder immer noch irgendwie auf der Erde wandeln, erfahren wir über 400 Jahre später im Paris der Gegenwart:

 

Einblick DeLaLune, genannt Ein, ist wie erwähnt ein gefeierter Rockstar. Die Geschichte wird aus seiner Sicht und mit ihm als Ich-Erzähler geschildert, was sehr nett ist, weil er so gleich alles kommentieren kann, was ihm geschieht. Das gibt dem Ganzen zusätzlich noch eine gewisse Tiefe.

 

Der Erzählfluss wird immer wieder unterbrochen durch Rückblenden, bzw. den Erinnerungen Eins: Schon damals, als er und sein Bruder noch Kinder und lebendig waren, trachteten ihm und seiner Familie, böse Leute nach dem Leben. Damals ging es um den Kampf zwischen streng gläubigen Katholiken und protestantischen Hugenotten.

 

Und auch jetzt verfolgen ihn böse und zudem geheimnisvolle Fremde und nehmen ihn sogar schon mit ihren Waffen ins Visier. Warum? Das erfahren wir zunächst noch nicht... Doch als Werwolf genießt Ein jetzt natürlich den Schutz seiner Artgenossen. Sie halten ihm seine Feinde mit ein paar geschickten Bissen vorerst vom Leibe.

 

Vor 400 Jahren begann jedoch eine Zeit, in der nicht nur die französischen Katholiken und die Hugenotten, sondern auch die Untoten und die Sterblichen endlich in einer Art stillen Übereinkunft friedlich zusammen leben konnten. In dieser Zeit hat Ein beschlossen, sich, den flüchtigen Frieden ausnutzend, voll und ganz der Musik zu widmen. Doch: "Die Sterblichen sind wankelmütige Bestien"... Wir ahnen schon, dass dieser Frieden nicht von Dauer sein kann...

 

Als Werwolf führt Einblick ein Doppelleben. Er hat sogar eine ganz normale Sterbliche als Freundin: Dahlia. Früher war er schon einmal verliebt. Das war im Jahre 1850. Doch damals endete die Geschichte wie oben erwähnt tragisch...

 

Nachts kommt seine andere Seite zum Vorschein. Ein schläft in einem Leichenschauhaus - und das Nacht für Nacht! Nur so kann er überhaupt schlafen. Dort hat er jede Nacht schlimme Albträume wegen Christine, seiner großen Liebe, die er damals auf so tragische Weise verloren hat.

 

Jetzt sucht Leroux, sein Bruder und zugleich der Mörder von Christine, ihn überraschend auf. Ein ist darüber nicht gerade sehr erfreut - doch was soll er tun?! Leroux ist wesentlich stärker als er... Im Stillen denkt Ein über seinen Bruder: "Manchmal bewundere ich Leroux... Beneide ihn vielleicht sogar. Er kann so brutal und zerstörerisch sein... so schön... so poetisch..."

 

Der nun entbrennende Kampf zwischen den beiden Brüdern ist wirklich beeindruckend - und nimmt auch sehr viel Platz in dem Buch ein!

 

Dabei wollte Leroux diesmal eigentlich nur mit seinem Bruder Ein reden, da er ihn um Hilfe bitten wollte. Wir erfahren, dass es eigentlich Leroux war, der Ein am Anfang der Geschichte das Leben gerettet hat, als die finsteren Männer ihn erschießen wollten... Er braucht ihn schließlich jetzt noch!

 

Die Männer, die Ein erledigen wollten, waren nämlich von der Inquisition und wollen die Untoten vernichten. Und jetzt braucht Leroux die Hilfe seines Bruders, um gegen sie anzutreten. Doch Ein möchte nicht kämpfen. Er liebt Dahlia und ist der Meinung, seinem Bruder sowieso nichts schuldig zu sein. Denn Ein kann lieben, auch wenn er denkt, er kann es nicht. Leroux hingegen fehlt die Gabe zu lieben.

 

Doch schließlich kann Leroux seinen Bruder doch dazu überreden, mitzumachen. Und Ein gibt seine letzte Show als Rockmusiker...

 

Er muss an Dahlia denken und fragt sich: "Ist es wirklich so gefährlich, mich zu lieben?" Er weiß, dass eine wirkliche Beziehung für ihn eigentlich nicht möglich ist, da er seine wahre Identität als Untoter aus Sicherheitsgründen vor Dahlia nicht enthüllen kann. Das belastet seine Liebe zu Dahlia sehr. Darum versucht er jetzt einfach, mit ihr durchzubrennen. Sie sagt: "Ich würde dir bis in die Hölle folgen, wenn ich es müsste..." und ahnt nicht, wie Recht sie damit haben könnte...

 

Doch die Inquisition verfolgt Ein auch weiterhin.... Am Schluss stellt er fest: "Ein Mann, den ich sehr bewundere, sagte einmal zu mir, dass ein Wesen wie ich niemals wirklich lieben könne. Und vielleicht hatte er Recht. Vielleicht öffnete mein Eintauchen in die menschliche Welt meinen Geist für die Möglichkeit, lieben zu können... Liebe als ein intellektuelles Konzept. Aber ganz gleich wie sehr ich mich für den Bereich des Romantischen begeistern mag, mein Herz bleibt kalt... und wird es für immer bleiben."

 

"A Midnight Opera" ist keine klassische Vampir- oder Werwolf-Geschichte. Vielmehr handelt es sich um das Drama einer verlorenen Seele, die um ihre Menschlichkeit kämpft. Da dieser Kampf zeitlos ist, spielt er auch nicht nur in einer fernen Vergangenheit, sondern in der uns allen bekannten Gegenwart in dem sehr modernen Umfeld der stets nach dem neuesten Trend suchenden Underground-Rock-Szene. Dass Ein dort voll im Trend liegt, liegt aber nicht zuletzt an seinem etwas diabolisch und antiquiert wirkendem Verhalten. So ist dieser Manga auch sprachlich sehr schön, weil bisweilen dem wahren Alter der Figuren entsprechend in einer geschliffene und altertümlichen Sprache geredet wird.

 

Gelesen wird manga-untypisch von vorne nach hinten, was daran liegen mag, dass der Autor Hans „Hanzo“ Steinbach kein Japaner ist, sondern in Syrien zur Welt kam, die deutsche Staatsangehörigkeit hat und jetzt in Los Angeles lebt, wie der kurze Anfang eines Interviews mit ihm verrät, der hinten ihm Buch sozusagen als „Extra-Bonus“ abgedruckt ist.

 

Apropos „lesen“: Leider liest sich der Manga wirklich sehr schnell durch und ist daher inhaltlich eher was für Zwischendurch.

 

Zunächst fand ich es schade, dass die Texte der Lieder, die Einblick als Rocksänger zum Besten gibt, nicht übersetzt sondern in Englisch sind. Am Ende des Buches wird das jedoch noch nachgeholt. Also nehme ich alles zurück und behaupte das Gegenteil...

 

Die Grafik...

 

... ist - trotz schwarzweißem Druck - phantastisch und hat einen ganz eigenen Stil! Der Manga ist zeichnerisch echt von hoher Qualität, was sowohl die Charaktere als auch den Seitenaufbau betrifft.

 

Die Darstellungen sind schön überzogen, will heißen: Der untote Einblick ist z.B. nicht einfach nur hager – sondern wirklich (!) hager. Dadurch und durch die sichere Strichführung sind die Zeichnungen sehr kraftvoll und beeindruckend. Da wirken nicht nur die beiden „Monster“-Brüder irgendwie äußerst beängstigend...

 

Fazit:

 

Wer eine Vampirgeschichte à la Dracula erwartet, ist hier fehl am Platze. Dazu ist „A Midnight Opera“ viel zu modern. Wer sich jedoch schon immer gefragt hat, wie die ganzen Gothic-Rockmusiker das eigentlich schaffen, dass sie so gruselig rüberkommen, wird hier endlich eine Antwort finden! Aber Scherz beiseite: „A Midnight Opera“ ist sehr unterhaltsam, ganz besonders durch die tollen Zeichnungen!

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240328011001b7a3240d
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Comic:

A Midnight Opera (Bd. 1)

Story & Zeichnungen:

Hans Steinbach

Format: Softcover, broschiert

Sprache: Deutsch

Seitenzahl: 181 Seiten

Altersangabe: ab 15

Verlag: Tokyopop

Erschienen: April 2007

ISBN-Code (13):

978-3-86719-107-4

ISBN-Code (10):

3-86719-107-7

Erhältlich bei Amazon

weitere Infos:


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Erstellt: 15.10.2007, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 18:50, 5071