Ad Naturam (Das Einhorn Bd. 2)
 
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Ad Naturam

Reihe: Das Einhorn Bd. 2

Rezension von Christian Endres

 

Die Asklepiaden kämpfen weiter für die Wissenschaft - nicht nur dafür, dass die Medizin ins Zeitalter der Aufklärung gelangen kann, sondern auch dafür, dass sie nicht zu einem exklusiven Gut für Wenige wird, kontrolliert von seltsamen Gesellschaften und am Ende gar der katholischen Kirche. Letztere sucht dafür allerdings ganz offen den Konflikt mit dem dünn besiedelten Geheimbund der Mediziner. Vier der überlebenden Ärzte führt es in der Folge dieses Konflikts aus den Alpen nach Mailand, wo ein schwerwiegendes Geheimnis auf Heiligem Boden gelöst werden soll. Doch selbst nach Lösung des Rätsels heißt es zunächst wieder Flucht nach vorne - genauer gesagt nach Venedig ...

 

Das größte Problem der verwinkelten Geschichte um kirchliche Machtverschwörungen und dämonenhafte Fabelwesen im Dunstkreis guter Renaissance-Mediziner hat sich leider aus dem ersten schön aufgemachten Hardcover-Album von Splitter mit in den zweiten Band geschleppt: Nach wie vor ist die obskure Mischung aus historischen Halbwahrheiten und Fakten arg verworren. »Die Fantastik, die Geschichte und die Wissenschaft sind mein ganz persönliches Dreigestirn«, sagt Szenerist Gabella im Nachwort - und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass er auf Biegen und Brechen seine drei Steckenpferde miteinander vermengen wollte. Dagegen gibt es prinzipiell nichts einzuwenden - allerdings setzt er scheinbar ein gewisses Grundwissen voraus, um alle von ihm eingebauten Anspielungen zu verstehen. Dabei beachtet er nicht, dass der Wissensstand seiner Leser nicht zwingend mit seinem kongruent sein muss - und verbaut dem einen oder anderen somit schnell den Zugang zu den feinen, wichtigen Nuancen und Zwischentönen seiner Geschichte.

 

Hilfreich ist hier das tolle Making-of am Ende des Bandes: viel Hintergrundwissen und ein historisches Stichwortverzeichnis, um ein paar Anspielungen aus dem komplexen Subtext der Geschichte näher zu beleuchten. Hier merkt man jedoch, wie exklusiv das Wissen eigentlich ist, um das Autor Gabella seine historische Fantasy-Geschichte spinnt. Sehr schön und herrlich unkompliziert ist dagegen der Einblick in die künstlerischen Gedanken und handwerklichen Überlegungen zweier Comicschaffender. Ein kleines, wohlfeines Highlight, das den geringfügigen Aufpreis mehr als nur rechtfertigt.

 

Wer den ersten Band von Splitters extravaganter Fantasy-Saga schon mochte, wird mit dieser Fortsetzung wohl wieder seinen Spaß haben. Alle anderen merken spätestens ab diesem zweiten von vier Alben, ob sie mit Gabellas und Jeans Einhorn vielleicht doch noch warm werden - oder eben endgültig nicht.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404250617519754063f
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Comic:

Ad Naturam

Reihe: Das Einhorn Bd. 2

Autor: Mathieu Gabella

Zeichner: Anthony Jean

Hardcover-Album, 56 Seiten

Splitter, April 2008

ISBN: 3939823775

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 13.06.2008, zuletzt aktualisiert: 21.04.2024 14:11, 6709